Grumpan, Kartoffeln, Erdäpfel: Name egal - Qualität und Herkunft zählen
So heftig die Unwetter und Niederschläge der vergangenen Tage auch waren, auf die derzeit laufende Kartoffelernte im Burgenland hatten die Wetterkapriolen nur geringfügige Auswirkungen.
"Jetzt wird das Wetter wieder besser und wir können die Ernte fortsetzen", sagt Andrea Tobler aus Draßburg.
So oder so - einfach sei das heurige Jahr definitiv nicht gewesen, meint die Landwirtin aus dem Bezirk Mattersburg.
Zu viel Feuchtigkeit im Frühjahr, Dürre im Sommer und dazu noch der Drahtwurm als einer der größten Feinde der Erdäpfel machten das Produzieren zu einem angemessenen Preis schwierig, heißt es von der Landwirtschaftskammer in einer aktuellen Aussendung: "Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist aufgrund fehlender Zulassungen für gewisse Schadfaktoren, wie eben Drahtwürmer, nicht mehr möglich.
Und das hat negative Auswirkungen auf den Selbstversorgungsgrad, der unter 90 Prozent gerutscht ist.
Das Nachtschattengewächs mit den vielen Namen wurde im 16. Jahrhundert aus Südamerika nach Europa eingeführt und ist unter vielen Bezeichnungen bekannt. Trotzdem weiß hierzulande so gut wie jeder, was gemeint ist, wenn man Grumpan (lateinisch: Solanum tuberosum) sagt.
Tatsächlich kommt das Wort von "Grundbirne", verwendet wird es in Teilen Westdeutschlands (Rheinland-Pfalz, Saarland, Unterfranken), in Vorarlberg und im Burgenland. Früher dürfte das Wort noch weiter verbreitet gewesen sein.
Außerdem findet man den Ausdruck auch in allen südslawischen Sprachen mit Ausnahme des Bulgarischen: "Krompir" (Bosnisch, Serbisch, Slowenisch), "Krumpir" (Kroatisch, auch im Burgenlandkroatischen) oder "Kompir" (Mazedonisch) werden auf das Deutsche zurückgeführt. Im Ungarischen gilt umgangssprachlich "Krumpli".
Erdapfel ist hingegen in fast ganz Österreich und in der Standardsprache gebräuchlich sowie in der Schweiz (Herdapfel) und im Osten Bayerns. Überall anders dominiert Kartoffel.
Auch in Niederösterreich berichten die Landwirte von vielen stark beschädigten und angebohrten Knollen. "Teilweise können die Erdäpfel nicht einmal mehr für Speisezwecke verwendet werden", hieß es von der Landwirtschaftskammer. Sie landen dann in der Stärkekartoffelverarbeitung oder müssen in Biogasanlagen verwertet werden, was finanzielle Einbußen für die Landwirte bedeute.
Qualität und Herkunft zählen
Die Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP) warnt erst unlängst vor einem rückläufigen Selbstversorgungsgrad mit Erdäpfeln in Österreich. Dieser sei lange Zeit bei gut 90 Prozent gelegen, in den vergangenen zehn Jahren aber achtmal unter der 90-Prozent-Schwelle. Aktuell liegt er bei 86 Prozent. Das liege daran, dass in der EU Wirkstoffe verboten seien, die anderswo verwendet würden. Und dann werde von dort, etwa Ägypten, importiert, kritisiert die IGP.
53 Kilogramm Kartoffeln werden pro Kopf und Jahr von den Österreichern verspeist. Beim Kauf ist die Herkunft mit 83 Prozent ein wichtiges Kriterium, wie eine aktuelle Motivanalyse zeigt. Noch wichtiger sind den Konsumentinnen und Konsumenten die Qualität (94 Prozent) und die Kocheigenschaften (81 Prozent). Der Preis (61 Prozent) ist weniger ausschlaggebend.
Die Qualität und Menge der heurigen Ernte sei jedenfalls gut, meint Burgenlands Landwirtschaftskammerpräsident Nikolaus Berlakovich bei einem Besuch der Familie Tobler in Draßburg. "Feuchtigkeit im Frühjahr und Dürre im Sommer waren sehr schwierig, aber alles in allem passt die Qualität und die Menge der bisherigen Ernte", bestätigt Landwirtin Andrea Tobler, die auf rund einem Hektar sieben verschiedene Sorten anbaut.
Seit drei Jahren verkauft sie die Produkte ihres Ackerbau- und Schweinemastbetriebs auch in einem Hofladen. Der aktuelle Trend bestätigt diesen Schritt. "Die Nachfrage nach regionalen und frischen Erdäpfeln ist hoch, deshalb nutzen viele Landwirte diese Möglichkeit", sagt Berlakovich.
In der österreichischen Landwirtschaft haben Erdäpfel eine zentrale Bedeutung. Auf knapp 19.000 Hektar wird angebaut, allein in NÖ auf mehr als 14.000 Hektar. Das Burgenland ist mit 1.420 Hektar das zweitgrößte Anbaugebiet, noch knapp vor OÖ. Knapp zwei Drittel entfallen auf die Stärke- und Speiseindustrie, ein Drittel auf Speisekartoffeln und der Rest auf Früh- beziehungsweise Futterkartoffeln (0,3 Prozent). Im Vorjahr wurden knapp 47.000 Tonnen geerntet.
Die bekanntesten in Österreich angebauten Sorten sind Valdivia, Graziosa und Ditta (festkochend), Benjamin, Marabell und Belmonda (vorwiegend festkochend) sowie Agria und Melody (mehlig). Laut einer Analyse sind 42,1 Prozent der eingekauften Kartoffeln im Lebensmitteleinzelhandel festkochend, 35,4 Prozent sind vorwiegend festkochend und 7,9 Prozent mehlig.
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