Krankenhaus Oberwart: „Kein Freibrief für einen Abriss“

Krankenhaus Oberwart: „Kein Freibrief für einen Abriss“
Das alte Spital wird nicht unter Denkmalschutz gestellt, der Landeskonservator hofft aber auf dessen Erhalt. Arbeiten am neuen Gebäude laufen wie geplant.

Drei Jahre lang wurde geprüft, vor Kurzem  hat das Bundesdenkmalamt (BDA) entschieden: Das Krankenhaus Oberwart in der Dornburggasse 80 wird nicht unter Denkmalschutz gestellt.

Das Gebäude, das ab 1972 von Matthias Szauer und Gottfried Fickl geplant und von 1974 bis 1993 errichtet wurde, weise im Vergleich zu anderen Hauptwerken der Architekten „nicht die kulturell eigenständige Bedeutung auf, die beispielsweise die burgenländischen Kulturzentren – als eigener Bautypus – innehaben“, so lautet die Begründung.

Ob das Gebäude erhalten bleibt, oder nach Inbetriebnahme des neuen Krankenhauses abgerissen wird, wird geprüft, erklärt ein Krages-Sprecher.

Wirtschaftliches Gutachten

Für die Entscheidungsfindung wurde jedenfalls auch ein wirtschaftliches und energietechnisches Gutachten der Technischen Universität (TU) Wien eingeholt. „Dem KRAGES-Aufsichtsrat liegen nunmehr die Fakten vor, eine Entscheidung über die weitere Vorgehensweise ist in den zuständigen Gremien nun zu besprechen“, erklärt der Sprecher das Prozedere.

Das Vorliegen der genannten Gutachten nehme jedenfalls den Zeitdruck aus dieser Entscheidungsfindung.

"Ressourcen schonen"

Landeskonservator Peter Adam sieht in der Entscheidung des BDA jedenfalls „keinen Freibrief für einen Abriss des alten Krankenhauses“, wie er betont. „Gerade in der heutigen Zeit, wo viel über Ressourcenschonung gesprochen wird, sollte darüber nachgedacht werden, das Gebäude anderweitig zu nutzen“, appelliert Adam.

Derzeit, so heißt es von der Krages liege der Fokus des Projektteams aber ohnehin vor allem „auf der finalen Phase des Baus, auf der Übersiedelung, dem Probebetrieb und den Start des Patientenbetriebs“.

Krages-Krankenhäuser

Die Burgenländische Krankenanstalten-Ges.m.b.H. (Krages) betreibt ein Schwerpunktspital und drei Standardspitäler  an den Standorten Oberwart, Oberpullendorf, Güssing und Kittsee

Barmherzige Brüder
Das größte Spital des Landes befindet sich in Eisenstadt. Es wird  von den Barmherzigen Brüdern betrieben

2.500MitarbeiterInnen
aus Medizin, Pflege, Therapie, Technik, Verwaltung und anderen Berufen sind bei der Krages beschäftigt

Seit den 1980er-Jahren wird in dem Schwerpunktkrankenhaus die Bevölkerung des Südburgenlandes und angrenzender Regionen versorgt. Nach 16 Jahren der Planung fiel 2020 der Startschuss für den Neubau.

Trotz Krise und gestiegener Rohstoff- und Energiekosten liege der Neubau „zeitlich und bei den Kosten im Plan“. Derzeit sind in etwa drei Viertel fertig gebaut. Der Neubau soll heuer abgeschlossen sein, im Herbst 2024 ist die Inbetriebnahme geplant. Auch die veranschlagten Kosten von maximal 235 Millionen Euro würden nicht überschritten.

Was im Burgenland unter Denkmalschutz steht

Mehr als 2.000 denkmalgeschützte Objekte hat das Burgenland zu bieten. Seit  2016 setzt sich das Bundesdenkmalamt (BDA)  gemeinsam mit Fachexperten in einem Schwerpunktprojekt  mit den Bauten der Nachkriegsmoderne auseinander. 

Im Rahmen dieser Erhebung wurden im Burgenland bisher mehr als 20 Objekte unter Denkmalschutz gestellt. Darunter finden sich auch die Hauptwerke von Matthias Szauer, einem der wesentlichen Architekten dieser Zeit. Zu den Objekten  zählen die Aufbahrungshalle in Deutschkreuz, die Schule in Großwarasdorf, das Kulturzentrum in Güssing sowie das Wohnhaus des Architekten in Eisenstadt.

Die in Sichtbeton-Bauweise  bzw. Brutalismus (von „béton brut“ - roher Beton) errichteten Gebäude der 1950er- bis 1970er-Jahre polarisieren immer wieder. Ein  Beispiel ist das KUZ Mattersburg, dessen Neugestaltung (ein Teil wurde unter Schutz gestellt, Anm.) für hitzige Debatten sorgte.

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