Kraftakt: Fitnessstudios kämpfen ums Überleben

Kraftakt: Fitnessstudios kämpfen ums Überleben
Existenz von Fitnesscentern ist bedroht, SPÖ kritisiert fehlendes Konzept für Öffnung

Die Laufbänder im Land stehen still und die Gewichte bleiben am Boden. Seit November haben die Fitnessstudios geschlossen. Eigentlich wäre Hochsaison, denn die Neujahrsvorsätze bringen üblicherweise viele Kunden, die fit werden wollen.

Vor allem die kleineren Betriebe, die Personal Training, Yoga oder Pilates anbieten, kämpfen um ihre Existenz. „Eigentlich könnten wir mehr Abstand zu unseren Kunden halten, als jeder Friseur“, sagt Gerhard Prior. Er bietet in seinem Studio in Eisenstadt Personaltraining und Kleingruppen-Kurse für Pilates und Beckenbodentraining an.

Die Hilfen der Regierung seien nur gering. „Hier müsste differenziert werden, zwischen großen Ketten und kleinen Unternehmen“, sagt Prior. Er und fast alle seine Kollegen haben im Vorjahr schon mit Sicherheitskonzepten gearbeitet und hoffen, bald wieder öffnen zu können.

Kraftakt: Fitnessstudios kämpfen ums Überleben

Gerhard Prior sieht auch die Probleme der Kunden. Viele haben bei ihm über Monate trainiert, um etwa Rückenschmerzen zu lindern, jetzt ist das nicht möglich

Hochfahren

Die SPÖ Burgenland fordert das „sichere Hochfahren des Sports und eine Mehrwertsteuer-Befreieung für Fitnessstudios“. „Es gibt immer noch keinen Fahrplan für Vereine, Betreiber und Kunden von Fitnesscentern“, kritisiert SP-Klubobmann Robert Hergovich die Bundesregierung. Auch Branchensprecher Johann Hergovich von der Wirtschaftskammer ist für eine rasche Öffnung: „Für die Fitnessbranche ist es ein harter Schlag, nach Ostern ist unsere Hauptsaison gelaufen. Die Betreiber sind verzweifelt. Hier braucht es rasch Hilfe und Konzepte, um die Branche zu retten.“

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Robert Hergovich, Fitnessstudiobetreiber Bernhard Beidl und Maximilian Köllner

Bernhard Beidl betreibt sein Studio in Weiden am See; ihm fehlt die Wertschätzung für seine Branche. Neben allen wirtschaftlichen Problemen, seien auch die Kunden die Leidtragenden. „Ich habe Kunden im Alter von drei bis 86 Jahren. Wir hatten von Mai bis Anfang November keine einzige Infektion“, sagt Beidl. Auch Prior sieht diese Seite zu wenig beleuchtet. „Wir arbeiten mit Menschen an ihrer Gesundheit, und das Training wurde von heute auf morgen ausgesetzt.“

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Johannes Schober betreibt das Kraftkollektiv in Oberwart, derzeit trainiert er seine Kunden mit Videos

Im Kraftkollektiv von Johannes Schober in Oberwart gibt es derzeit nur Trainingsvideos für die Mitglieder. Im Normalbetrieb bietet er Gruppenkurse an. „Wir können über unsere App die Anzahl der Personen limitieren und auch das Contact-Tracing wäre für uns kein Problem“, sagt Schober.

Er kann sich bei seinem Konzept Corona-Tests für alle Teilnehmer vorstellen. „Problematisch ist die Gültigkeit der Tests. 48 Stunden wie bei den körpernahen Dienstleistungen sind zu wenig. Leute die drei Mal in der Woche trainieren, müssen dann drei Mal testen“, sagt Schober. Ob sich diese Hürde viele antun, bezweifelt er. „So etwas macht erst Sinn, wenn der Test länger gültig ist, oder Selbsttests genehmigt werden.“

Trotzdem hofft er wie alle anderen Unternehmer, bald wieder öffnen zu können. Es gehe nicht nur um die Existenz der Betriebe, sondern auch um die Gesundheit der Kunden.

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