Kommunen und Land lassen Bürger bei Gestaltung mitreden
Asphaltwüste. Diese Bezeichnung wird dem Golser Hauptplatz in seinem jetzigen Zustand zumindest teilweise gerecht.
Eine Hauptverkehrsader fließt hier durch das Ortszentrum, und auch sonst ist vieles zubetoniert. Den Mittelpunkt des Platzes bildet das in die Jahre gekommene Kriegerdenkmal, das immerhin von einigen Bäumen umringt wird.
Dahinter eine verwahrloste Halle, die seit Jahren leer steht. Zuletzt war hier ein Supermarkt untergebracht. Die große Attraktion am Hauptplatz – das Weinkulturhaus mit dem Erwin Moser Museum – liegt relativ versteckt zwischen den alten Bauwerken.
Ein belebtes Ortszentrum einer 4.000-Einwohner-Gemeinde sieht anders aus.
Das ist auch Bürgermeister Hans Schrammel (SPÖ) bewusst. Er wünscht sich, dass der Hauptplatz in Zukunft nicht nur das geografische, sondern auch das soziale Zentrum von Gols bildet: „Es soll hier grüner werden und ein Kommunikationsort für alle Generationen entstehen“, so die Vorgabe des Ortschefs.
Vorschläge für die lang ersehnte Neugestaltung des rund 4.000 Quadratmeter großen Areals hat sich Gols aus den eigenen Reihen geholt. Ein Ideenwettbewerb wurde ausgerufen, 24 Vorschläge eingereicht. Im Gemeinderat wurden in einer geheimen Abstimmung die drei besten Projekte der Golser Architekten und Baumeister auserkoren.
Das letzte Wort haben die Einwohner der größten Weinbaugemeinde des Landes aber selbst: Am 27. Juni wird im Evangelischen Gemeindezentrum darüber abgestimmt, welches der drei Projekte umgesetzt wird. Auch die Möglichkeit der Briefwahl gibt es bei dieser „Bürger:innenbefragung“.
Die Schöpfer der drei Finalisten-Projekte heißen Günther Nittnaus, Michael Leonhard und Thomas Sieberer (und Team). Allen Entwürfen gemein ist die Schaffung von mehr Grün- und Freiflächen.
Die Projekte im Detail
In den Details finden sich die großen Unterschiede: In der Beschreibung von Projekt A ist die Rede von einer „Oase der Ruhe“ mit Erholungsflächen, während Projekt C die Vision von der „Wiederbelebung des traditionellen Dorfzentrums mit Summa-Kuchl und Wein-Garten“ zum Ziel hat. Projekt B wiederum punktet mit einem Bewegungspark und neuen Ferienhäusern.
Bis zum 27. Juni können sich die Golser bei einer Freiluft-Ausstellung und auf gols.at/neuemittegols einen Überblick über die Entwürfe verschaffen. Sobald ein Sieger feststeht, soll es rasch in die Realisierung gehen, verspricht Ortschef Schrammel: Der ehemalige Supermarkt wird noch heuer abgerissen. Die Umsetzung der weiteren Schritte, und deren Kosten hängen davon ab, welches der drei Projekte letztlich das Rennen macht.
Finanziell machbar seien für Gols aber alle drei, versichert der Bürgermeister: „Die Einnahmen der Gemeinde sind auch trotz Corona halbwegs gleich geblieben und in manchen Bereichen sogar gestiegen. Wir haben sehr viele Klein- und Mittelbetriebe, die in der Krise gut weiterarbeiten konnten“.
Mattersburg: Innenstadt wird mit Beteiligung der Bewohner neu gestaltet
Seit rund einem Jahr gibt es in Mattersburg eine Großbaustelle. Grund dafür ist die Sanierung der Bachdecke. „Ziel ist es, den ökologischen Zustand der Wulka zu verbessern und das Gewässer wieder sichtbar und für die Bevölkerung erlebbar zu machen“, erklärt Bürgermeisterin Ingrid Salamon.
Dafür werden in regelmäßigen Abständen Öffnungen errichtet und dazwischen mit Gitterschachtdeckeln punktuell Lichteinfall ermöglicht.
Die Baustelle wird von Helmut Höfler vom Brückenbauamt gemanagt. Vom Veranstaltungsplatz Richtung L223 gesehen, wird noch bis Kreuzungsmitte der L 223 ein Bauwerksabschnitt bis Ende Juli neu errichtet.
Nach der Fertigstellung des Bauprojektes, was für Ende des Jahres avisiert ist, soll das Stadtzentrum mit Beteiligung der Bürger neu gestaltet und zur überregionalen Attraktion werden, heißt es aus dem Rathaus. Im August wird der Musiksommer am Veranstaltungsplatz über die Bühne gehen, im Herbst ist das Weinlesefest geplant.
In welche Richtung sich der Süden entwickeln soll
Wo geht die Reise hin im Süden? Das Land fragt im Rahmen des regionalen Entwicklungsprogramms bei 42.000 Haushalten in den Bezirken Oberwart, Güssing und Jennersdorf nach. Es ist mit 97.000 Einwohnern die größte Region des Landes, die aufgrund des Raumplanungsgesetzes von 2019 nun befragt wird.
Die Antworten auf die Fragen sollen in das neue Entwicklungskonzept und die Raumplanung einfließen. Darunter etwa, wie zufrieden man mit dem Straßennetz, der Betreuungsinfrastruktur für Kinder oder für Senioren ist. Auch die Einschätzung, wie wichtig den Südburgenländern leistbares Bauland oder der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist, wird abgefragt.
„Dabei wird nicht nur auf die Zufriedenheit mit der Wohnsituation und der Situation am Arbeitsmarkt eingegangen, sondern unter anderem auch abgefragt, welche Wichtigkeit die Bewohner des Südburgenlandes dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur oder der Nutzung erneuerbarer Energie zuordnen“, erklärt Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner. Dazu gibt es eine Postwurfsendung und eine Online-Umfrage, die bis 4. Juli läuft (www.burgenland.at).
Weiters soll noch vor dem Sommer eine Projektsteuerungsgruppe der Region Süd geschaffen werden. Diese werde nicht nur die Antworten der Bürgerbefragung in die Planung aufnehmen, sondern auch mit den 72 südburgenländischen Gemeinden Gespräche führen.
„Wir wollen Handlungsfelder und konkrete Ziele für die Region definieren und schließlich Maßnahmen setzen, um diese Ziele zu erreichen“, meint Dorner. Nach diesem Wegweiser handle dann auch die Raumplanung. Diese „soll nicht nur beschränken, sondern neue und innovative Möglichkeiten für die Gestaltung und Entwicklung einer Region aktiv aufzeigen“, betont der Infrastrukturlandesrat.
Auch in Oberwart setzt die Stadtgemeinde vermehrt auf Bürgerbeteiligung. Vor einigen Monaten befragte man die Stadtbewohner zur Neugestaltung des Stadtparks.
„Es war das erste Mal, dass wir diese Herangehensweise gewählt und die Bevölkerung eingeladen haben, uns Ideen und Vorschläge zu übermitteln. Und ich kann sagen, es hat sich ausgezahlt“, sagt Bürgermeister Georg Rosner. Schon demnächst sollen die ersten Pläne zum neuen Stadtgarten präsentiert werden.
Der beauftragte Landschaftsarchitekt habe anhand der Vorschläge aus der Bevölkerung die Planung entworfen und möglichst viele Ideen einbezogen.
Auch das nächste Projekt, bei dem die Oberwarter befragt werden sollen, ist in Planung. „Im Sommer wollen wir nach Ideen und Wünschen für die Innenstadt fragen“, heißt es aus der Stadtgemeinde. Durch die positiven Erfahrungen beim Stadtpark wolle man auch weiterhin auf die Bürgerbeteiligung in der Stadt setzen, heißt es. Roland Pittner
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