Kaiseradler hat Fernweh und bereist halb Europa

Kaiseradler hat Fernweh und bereist halb Europa
Von Österreich nach Griechenland und zurück: Artemisia flog 3.200 Kilometer in 18 Tagen und ist jetzt am Weg nach Spanien.

Die Eltern von Artemisia und ihrem Bruder Johannes müssen wohl ganz besondere Kaiseradler gewesen sein. Schließlich können beide ihrer Nachkommen jeweils eine Weltpremiere für sich verbuchen.

Im Fall des männlichen Jungtiers leider eine traurige.

Er kollidierte am 12. Oktober des Vorjahres mit einem Windrad im östlichen Weinviertel. Es war das erste Mal, das ein solcher Vorfall dokumentiert wurde – der KURIER hat berichtet.

Möglich war das dank eines GPS-Senders, mit dem das Geschwisterpaar im Juni 2021 im Burgenland ausgestattet wurde. Derart besendert kann die Flugroute genau verfolgt werden. Und angesichts der jüngsten Daten von Artemisia scheint es fast so, als wolle sie Europa ganz genau kennenlernen.

Road Trip durch die Luft

Denn ihr Reisetagebuch gleich einem wilden Road Trip, nur eben durch die Lüfte. Den Winter verbrachte sie in Griechenland. „Das ist nicht ungewöhnlich, aber doch selten“, sagt Greifvogelexperte Matthias Schmidt von Birdlife. Die meisten Kaiseradler würden in Mitteleuropa überwintern und nicht wegziehen.

Nicht so Artemisia, die nach der winterlichen Jagd über der Akropolis weiter über den Balkan nach Ungarn flog. Dann ein kurzer Besuch in der alten Heimat, ehe es Artemisia weiter nach Deutschland, die Niederlande, Belgien und Luxemburg zog – womit die zweite Premiere perfekt war: Denn im Fürstentum wurde noch nie ein Kaiseradler registriert.

Kaiseradler hat Fernweh und bereist halb Europa

Eine „ornithologische Sensation“ für Schmidt. Und eine beeindruckende Strecke: 3.200 Kilometer in 18 Tagen, ein Schnitt von 175 täglich, Spitzenwert 236. So richtig gefallen dürfte es Artemisia bislang nirgends haben. Denn nach Luxemburg zog es sie weiter ins Herzen Frankreichs. Die letzte von Birdlife festgestellte Zugrichtung ist Süd-West, es könnte also weiter nach Spanien gehen.

Der Kaiseradler war in Mitteleuropa schon beinahe ausgestorben. Ende der 1980er-Jahre lebten nur noch wenige Dutzend Paare in Ungarn und der Slowakei.

Durch intensive Schutzbemühungen erholten sich die Bestände. Ende der 1990er-Jahre kehrte der Herrscher der Lüfte nach Österreich zurück, wo er knapp 200 Jahre als ausgestorben galt. Im Jahr 2021 brüteten hier wieder 30 Paare. Der Bestand scheint stabil zu sein. Bei der Pannonischen Adlerzählung im Jänner wurden in Österreich 53 Kaiseradler gesichtet.

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