"Jahrhundert-Projekt": Burgenlands Volksgruppen bekommen eigenes Haus

"Jahrhundert-Projekt": Burgenlands Volksgruppen bekommen eigenes Haus
Das frühere Oberwarter Internat wird ab Herbst umgebaut. 2025 soll das Haus der Volksgruppen bezogen werden.

Großer Tag für die drei burgenländischen Volksgruppen. Am Dienstag präsentierte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil die konkreten Pläne für das bereits vor einem Jahr angekündigte "Haus der Volksgruppen" in Oberwart.

Entstehen wird das "Jahrhundert-Projekt" im ehemaligen städtischen Internat, insgesamt werden rund 18 Millionen Euro in Sanierung und Umbau investiert.

Ausführen wird die Arbeiten eine Generalplanungs-Arbeitsgemeinschaft der Firmen Goebl Architecture ZT GmbH (Wien/Krems/Güttenbach-Pinkovac), Miyako Nairz Architects (MNA ZT KG) (Wien) und Bau & Architektur GmbH (Wolfau), die aus einem europaweiten Ausschreibungsverfahren als Bestbieter hervorgegangen ist. 

Das gaben Doskozil, Gerald Goger, Geschäftsführer der Landesimmobilien Burgenland GmbH (LIB), sowie Architekt Manfred Gräber von MNA am Dienstag bekannt – in Anwesenheit von Vertreterinnen und Vertretern der Volksgruppen der Burgenlandkroaten, Burgenland-Ungarn und Burgenland-Roma sowie der Stadtgemeinde Oberwart.

"Jahrhundert-Projekt": Burgenlands Volksgruppen bekommen eigenes Haus

"Im Burgenland zeichnet das Zusammenleben der Volksgruppen ein Miteinander aus, das einzigartig ist. Ebenso einzigartig ist der gemeinsame Raum, den wir mit dem neuen Haus der Volksgruppen Burgenland schaffen werden – als sichtbares Zeichen der Wertschätzung, öffentlich zugänglich für alle", sagte Doskozil.

Das Land werde das "Haus der Volkskultur" jährlich mit Mietkostenzuschüssen, Administration und Organisation unterstützen.

Was bietet das "Haus der Volkskultur"?

Zusätzlich zum öffentlich zugänglichen multifunktionellen Zentrum mit einem großen Veranstaltungssaal, Seminarräumen, Büros, Café und Bibliothek für die Volksgruppen der Burgenlandkroaten, Burgenland-Ungarn und Burgenland-Roma wird zusätzlich ein Beherbergungsbetrieb mit 40 Zimmern entstehen, der wie der Veranstaltungssaal von der Landesholding-Tochtergesellschaft Gästehäuser Burgenland betrieben wird.

Bei der Volkszählung 2001 gaben 87,4 Prozent der Bevölkerung Deutsch, 5,9 % Burgenlandkroatisch und 2,4 % Ungarisch als ihre Umgangssprache an. 303 Personen (0,1%) bezeichneten Romanes als ihre Umgangssprache.

Die Volksgruppe der Roma (als Überbegriff für Roma und Sinti) ist erst 1993 als österreichische Volksgruppe anerkannt worden.

Die Gastronomie wird von der Küche Burgenland geführt, ebenfalls einer Tochter der Landesholding. Außerdem wird die LIB zwanzig Wohneinheiten mit je 40 Quadratmetern Fläche („Starter-Wohnungen“) errichten. Darüber ist ein Fitnesscenter vorgesehen, außen ein Spielplatz.

Die Landesimmobilien Burgenland GmbH hat das Gebäude in der Schulgasse 31 (vis a vis vom Spital) von der Stadt Oberwart erworben. Erbaut wurde es im Jahr 1977, auffällig ist der brutalistische Baustil, passend zum gegenüberliegenden Krankenhaus.

Die Gesamtnutzfläche beträgt 5540 Quadratmeter. Davon werden in etwa ein Drittel von den Volksgruppen unmittelbar genutzt. Etwas weniger als zwei Drittel der Fläche werden von der Gästehäuser Burgenland GmbH betrieben. Einen kleinen Teil mietet der Bund (Unterkünfte für Schülerinnen und Schüler der angrenzenden BAfEP – Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik).

So geht es weiter

Als nächstes sind nun Nutzergespräche mit den Volksgruppenverbänden anberaumt, danach werden die Detailplanungen erstellt sowie die einzelnen Gewerke ausgeschrieben. Die Technische Gebäudeausstattung (TGA) wird von der Lechner + Partner Ingenieure GmbH (Buchschachen) geplant.

"Jahrhundert-Projekt": Burgenlands Volksgruppen bekommen eigenes Haus

Im Herbst 2023 wird die Baustelle eingerichtet. Im Winter beginnt die Entkernung des Altbestandes, danach startet der Neubau. Auf allen Dachflächen werden Photovoltaik-Panele installiert. 

Die Auftraggeberin LIB will das Haus der Volksgruppen bis 2025 finalisiert haben. Das Volksgruppenhaus sei eines der größten Projekte der LIB, betonte Geschäftsführer Gerald Goger: "Wir sind bei diesem Projekt neue Wege gegangen. Erstmals gab es eine europaweite Ausschreibung, und wir haben einen Kostendeckel eingezogen. Der Kostenrahmen wurde bereits vor der Preissteigerung festgelegt."

Stadtgemeinde betont Miteinander

Dass Oberwart als Standort für das "Haus der Volksgruppen" ausgewählt wurde, ist wenig überraschend. Leben in der Stadt doch Vertreter von vier Volksgruppen, drei christlichen Konfessionen und vielen weiteren anerkannten Religionsgemeinschaften friedlich miteinander.

Oberwarts Bürgermeister Georg Rosner sieht das als "Säulen der vielfältigen und kulturellen Gemeinschaft in unserer Stadt" und begrüßt das Projekt: „Nach sehr konstruktiven Gesprächen mit Bund, Land und den Volksgruppen-Vertretern wurde im vergangenen Jahr der einstimmige Beschluss im Gemeinderat zum Verkauf des „alten Internats“ an die Landes Immobilien GmbH gefasst. Dieses Haus ist ein Teil der Geschichte Oberwarts und ich bin sehr froh, dass ein Konzept zur weiteren Nutzung erarbeitet wurde." 

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