Im Gänsemarsch von der Weide auf die Teller

Im Gänsemarsch von der Weide auf die Teller
Die Gänseweiden leeren sich, die burgenländischen Gansl sind so gut wie vergriffen. Ziel ist, die Eigenversorgung in Österreich zu erhöhen

Das Schnattern wird leiser. Die Gänseweiden im Südburgenland lichten sich, die meisten Vögel befinden sich schon auf dem Weg auf die Teller. „Wir haben nur mehr Restbestände, aber im Großen und Ganzen sind wir ausverkauft und was ich von meinen Kollegen im Südburgenland weiß, geht es ihnen ähnlich“, sagt Jürgen Resch. Der Landwirt hält seine Gänse in Litzelsdorf und nur mehr wenige laufen auf der Weide herum.

Im Alter ab sechs Wochen haben die kleinen Gänse Auslauf und können sich frei bewegen und in Ruhe wachsen. Zum Fressen bekommen die Weidegänse vorwiegend Gras, frisch und unter großem Geschnatter gerupft, sowie etwas Getreide. Daher wachsen sie auch wesentlich langsamer als importierte Schnellmastgänse. Während die heimischen Weidegänse fünf bis sieben Monate auf den Weiden verbringen können, sehen die ausländischen Schnellmastgänse nie eine Wiesenfläche und werden nur kurze Zeit im Stall gemästet.

Nachfrage ist hoch

Während im Vorjahr viele Landwirte bangten, ob sie ihre Martinigänse während des Lockdowns loswerden, ist heuer keine Spur von Absatzproblemen. „Wir haben viel an die Gastronomie verkauft, aber auch rund 30 Prozent mehr an Privatleute, im Vergleich zu den Vorjahren“, meint Resch. Die Nachfrage nach der regionalen Gans von der Weide ist gut.

„Mit dem Kauf einer burgenländischen Weidegans erhalten die Konsumenten ein Top-Produkt“, sagt Landwirtschaftskammer Präsident Nikolaus Berlakovich. Das Weidegansfleisch sei dunkler und fettärmer als jenes von herkömmlichen Gänsen aus Intensivhaltung.

Im Gänsemarsch von der Weide auf die Teller

Das Burgenland ist traditionell ein Land der Gänse. Im 18. Jahrhundert belieferten vor allem das Nord- und Mittelburgenland (damals Deutsch-Westungarn) die Hauptstadt Wien mit Gänsen. Damals fuhren sogenannte „Hühnerkramer“ mit ihren Käfigwagen durch die Vorstädte Wiens und boten Hühner, Gänse und Truthähne zum Verkauf an. Über die Jahre ging die Anzahl des weißen Federviehs auf den heimischen Bauernhöfen aber zurück.

Südburgenländische Weidegans

Im Jahr 2002 starteten zehn innovative südburgenländische Landwirte gemeinsam mit der Burgenländischen Landwirtschaftskammer das Projekt „Südburgenländische Weidegans“. Nach strengen Produktionsrichtlinien wurden im ersten Projektjahr 960 Weidegänse im Landessüden gehalten. Mittlerweile hat sich das Projekt gut entwickelt. Aktuell produzieren 15 Weideganshalter 5.450 Gänse. Mehr als 30 Gastwirte verkaufen die burgenländische Weidegans in ihren Lokalen.

Im Gänsemarsch von der Weide auf die Teller

In ganz Österreich werden rund 150.000 Weidegänse gehalten, trotzdem kommen zu Festtagen nach wie vor überwiegend ausländische Gänse auf den Tisch. Sie stammen zum Großteil aus Ungarn, Polen, Frankreich, Tschechien und der Ukraine . Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Österreich bei 0,21 Kilogramm. In den vergangenen Jahren hat die Gänsehaltung ständig zugenommen. „Auch in Zukunft ist mit leichten Steigerungen zu rechnen. „Ziel ist es, den Selbstversorgungsgrad in den nächsten Jahren von derzeit 28 auf 35 Prozent zu erhöhen“, sagt Margit Fritz, Obfrau der steirischen Weidegansbauern.

Jürgen Resch und seine Mitstreiter werden auch im nächsten Frühjahr wieder die Gänse auf die Weide treiben. Traditionell wird es diesen wieder gegen Martini an den Kragen gehen.

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