Seit gestern ist nicht mehr ausgeschlossen, dass mit Amingers Abgang auch die jahrzehntelange Ära roter Dominanz in der Grenzgemeinde endet. Denn FPÖ und ÖVP treten bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl mit der Liste „Gemeinsam für Loipersbach“ an. Spitzenkandidatin der blau-schwarz-türkisen Liste ist FPÖ-Gemeinderätin Sabrina Neusteurer, Referentin im blauen Landtagsklub. Dahinter kandidiert ÖVP-Gemeindevorstand und Gemeindearbeiter Roland Holndonner. Die Blauen sind in der Poleposition, weil sie aktuell fünf Gemeinderäte stellen, die ÖVP vier (die SPÖ hat zehn und damit die absolute Mehrheit).
FPÖ und ÖVP besetzen die Listenplätze abwechselnd, scheinen als Parteien auf dem Wahlzettel aber nicht mehr auf. Die SPÖ schickt im 1.200-Einwohner-Ort im Bezirk Mattersburg Gemeinderat Rainer Schneeberger ins Rennen. Dass er darauf verzichtet hat, sich einige Monate vor dem Oktober-Urnengang im Gemeinderat von der SPÖ-Mehrheit wählen zu lassen, um bis zum Herbst einen Amtsbonus zu erwerben, könnte Schneeberger auf den Kopf fallen.
Wirklich zufrieden kann nur die FPÖ sein, die seit 2006 landesweit keinen Bürgermeister mehr stellt und nun erstmals wieder eine Chance hat. Während FPÖ-Landesparteichef Alexander Petschnig Zustimmung signalisierte, wirkte Christian Sagartz, ÖVP-Obmann im Land und im Bezirk Mattersburg, wenig froh. Er betonte die Eigenverantwortung der Ortsparteien und dass die Parteiorganisationen „selbstständig erhalten bleiben“. Aus Holndonners Mund klingt das anders: Nach drei Treffen mit der Landes-ÖVP habe Sagartz „akzeptieren müssen, dass es nicht anders geht“ – mangels ÖVP-Kandidaten. Zum Fortbestand der Loipersbacher ÖVP soll der Ortsparteitag am 10. Juni Klarheit bringen. Die ÖVP hat also nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren.
Im Herbst könnte es übrigens gleich zwei Bürgermeister des Namens Neusteurer geben. Sabrina Neusteurers Vater Josef Neusteurer will in Forchtenstein Ortschef werden – für die Volkspartei.
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