So lebten die Fürsten der burgenländischen Hügelgräber
Landesarchäologen scheuen den Vergleich mit dem weltberühmten Stonehenge in England nicht. Das Hügelgräberfeld im Wald von Schandorf sei wissenschaftlich wesentlich spannender – doch hier wiesen bis vor Kurzem nur einige Infotafeln auf die Sensation hin.
Seit Jahrzehnten sind die Grabstätten aus der frühen Eisenzeit bekannt, immerhin ist es eines der größten Grabfelder dieser Art in Mitteleuropa. Einige Hügel haben Durchmesser zwischen 50 und 80 Metern. Archäologie-Begeisterte kamen schon länger in den Wald.
Nun wollen auch Touristiker diesen Schatz aus vergangenen Zeiten heben und Archäologiebegeisterte aus aller Welt ins Südburgenland locken. Gemeinsam mit dem Landesmuseum und Partnern in Ungarn soll das EU-Projekt ArcheOn die wissenschaftliche Grundlage schaffen.
Eisenfürsten
Die Region ist schon seit rund 8.000 Jahren besiedelt, wie Belege zeigen. Die Gemeinden Burg, Hannersdorf und Schandorf lagen verkehrsgünstig an der Bernsteinstraße, einer der wichtigsten Handelsverbindungen in der Eisenzeit. Am nahen Eisenberg, wo heute nur mehr Wein an-, statt Erz abgebaut wird, wurde der Rohstoff für Werkzeug, Schmuck und Waffen gehoben. Der Handel mit Kupfer, Eisenerz und Malachit florierte. In der Gemeinde Burg erforschten die Archäologen im Rahmen des Projekts bereits im Vorjahr die Überreste einer Festung. Ihren Reichtum stellten die Eisenfürsten aber auch in den riesigen Grabbauten in Schandorf zur Schau.
Sieben Wochen lang gruben Archäologen ein 15 Meter hohes und intaktes Hügelgrab auf. Unter der Projektleitung des Tourismusverbandes Region Oberwart und des Landesmuseum Burgenland in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt, der Gemeinde Schandorf und dem Grundstückseigentümer, der Diözese Eisenstadt, wurde der Grabhügel zur Gänze abgetragen. Das Erdreich samt Funde wurde katalogisiert und in eine Halle in Schandorf gebracht, wo Archäologen nun weitere Untersuchungen durchführen.
Aufbau
Der bis heute ungestört gebliebene Aufbau des 15 Meter großen Grabhügels konnte schichtweise nachvollzogen werden: In der Mitte des Hügels entdeckte das Grabungsteam eine rund drei mal drei Meter große und mit Bruchsteinen eingefasste Grablege in der eine hochgestellte Person des Hofstaates der eisenzeitlichen, fürstlichen Festung von Burg bestattet wurde. Die Grabbeigaben einer Fibel, mehrerer Prunkgefäße und insbesondere einer auf dem Scheiterhaufen geopferten Kinderleiche, die mit einem reich mit Metallzierrat bestickten Totentuch bedeckt der verstorbenen Person ins Jenseits folgen musste, weisen auf eine gesellschaftlich hochstehende Person hin, heißt es von den Archäologen.
Untersuchung
Mit dem Abschluss der Feldarbeiten beginnt die interdisziplinäre Auswertung des vorliegenden Material- und Dokumentationsbestands in Schandorf. Nach der Restaurierung der Grabbeigaben und weiteren Untersuchungen soll es möglich sein, ein exaktes Lebensbild der Zeit zwischen 800 und 400 v. Chr. im heutigen Südburgenland zu entwerfen.
Aufbereitet soll das in einem Archäologie-Themenpark werden, der wiederum Besucher locken soll. In der Gemeinde ist das Interesse für die Ausgrabung bereits groß, wie Bürgermeister Werner Gabriel erklärt. "Wir sind alle gespannt, was sich hier noch entwickelt", sagt Gabriel. Ziel ist es, sanften Tourismus zu betreiben und die entsprechenden Angebote auf ungarischer und österreichischer Seite zu schaffen. "Gästezimmer gibt es in Schandorf derzeit keine, aber je nach dem, wie sich das Konzept entwickelt, kann sich das ändern", sagt Gabriel. Langfristig sind infolge des Interreg-Projektes neben dem bilateralen archäologischen Themenpark auch Führungen, museale Angebote, aber auch Rad- und Wanderwege rund um das Thema Archäologie und Eisenzeit in der Region angedacht.
Auch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil besuchte gemeinsam mit Bischofsvikar László Pál die Ausgrabungsstätte. Die genauen Ergebnisse werden in den nächsten Monaten präsentiert.
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