Mittlerweile hat sich das sechsköpfige Team der größten öffentlichen Bibliothek des Burgenlands bestens am neuen Standort eingelebt. Dem KURIER gewährten Bibliotheksleiter Jakob Perschy und seine „rechte Hand“ Michael Hess einen Einblick in die Tätigkeiten der Institution mit ihren zwei riesigen Depots. Hier lagert ein Bundesland in Papierform.
Alle Druckwerke, die von heimischen Autorinnen und Autoren verfasst wurden, oder Burgenland-Bezug haben, wollen die Landesbibliothekare der Öffentlichkeit zugänglich machen. „Wir versuchen möglichst, hundert Prozent zu erreichen. Was uns aber nicht gelingt, weil die Leute nicht wissen, dass wir alles bekommen müssten“, sagt Hess und bezieht sich dabei auf die gesetzliche Ablieferungspflicht. Diese besagt: Wer im Burgenland ein Druckwerk veröffentlicht, muss mindestens zwei Exemplare davon an die Landesbibliothek schicken.
Da dieser Paragraf aus dem Mediengesetz nicht allgemein bekannt zu sein scheint, werden die beiden Bibliothekare auch gerne „detektivisch“ aktiv, um den Bestand der Bücherei zu erweitern. Dieser wächst pro Jahr um gut 3.000 Stück, was auch der Grund für den Umzug war. Im Landhaus-Alt war schlicht kein Platz mehr.
Kuriositäten
Die Landesbibliothek hat einiges an Überraschungen zu bieten. Oder wissen Sie, warum sich in ihren Regalen etliche Werke norwegischer Autoren finden? Die Auflösung: Sie wurden von Bernhard Strobel ins Deutsche übersetzt. Strobel kommt aus Neusiedl am See – wie übrigens auch Perschy und Hess.
Zwischen die beiden Landesbibliothekare passt sprichwörtlich kein Blatt Papier. Auf die Frage, was die zwei voneinander unterscheidet, antwortet Perschy lächelnd: „Ich bin um elf Jahre älter“. Der promovierte Ethnologe ist seit 1988 an der Landesbibliothek beschäftigt und leitet sie seit 2001.
Wenn Perschy in zwei Jahren in Pension geht, wird Michael Hess die Leitung wohl nahtlos übernehmen. Der passionierte Mundartdichter arbeitet auch schon seit 20 Jahren in der „Landesbib“. Zum Bibliothekskatalog haben Perschy und Hess übrigens auch selbst einige Werke beigesteuert, denn beide sind erfolgreich als Hobby-Autoren aktiv.
Die Bücherei mit ihrem umfangreichen Katalog aus allen Themenbereichen rund um das Burgenland sei insgesamt gesehen fast so etwas wie eine „Universitätsbibliothek ohne Universität“, wie Jakob Perschy sagt. Was am öftesten nachgefragt wird? „Zeitungen aus der Zwischenkriegszeit“, antwortet der Landesbibliothekar.
Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der Geschichte und Landeskunde des Burgenlands. Studierende, Forscherinnen und Forscher gehören zum Stammpublikum. Aber, und das betonen die Bibliothekare gerne und oft: Die Türen der Landesbibliothek stehen jedermann und -frau offen. Die Entlehnung der Bücher ist kostenlos, die Benützung der gemütlichen Lesesäle im Kulturzentrum ebenfalls.
„Alles, was wir haben, ist in einem Online-Katalog abrufbar“, erklärt Hess. Eine Reservierung unter lbe.dabis.org genügt, und wenige Stunden später steht das gewünschte Werk zur Abholung bereit – auf Wunsch übrigens auch nach wie vor in Eisenstadt. Das „Click & Collect“-System aus Lockdown-Zeiten wurde beibehalten.
Bleibt zum Schluss die Frage, welche Projekte als Nächstes anstehen? Michael Hess: „Wir hoffen, dass wir heuer unser Digitalisierungsprojekt online stellen können. Unser Ziel, das wir schon lange verfolgen, ist, dass wir eine Online-Plattform schaffen werden, wo wir digitalisierte Zeitungen und rechtefreie Bücher online zur Verfügung stellen können.“
Kommentare