Gesundheitsgefährdung durch Schimmel in Asylquartieren
Nach einem Bericht der Plattform Dossier über Missstände in Asylunterkünften gehen die Wogen hoch. Wie berichtet, untersuchten und bewerteten die Mitarbeiter des Projekts insgesamt 79 Asylunterkünfte in NÖ, Salzburg und dem Burgenland. Ein Drittel davon weise „grobe Mängel“ auf, 800 Flüchtlinge seien davon betroffen.
In Niederösterreich dürfte vor allem Schimmel in den Asylunterkünften ein Problem sein. Besonders schlimm dürfte die Situation in den Quartieren in Muthmannsdorf (Bezirk Wiener Neustadt-Land) und Grimmenstein (Bezirk Neunkirchen) sein. Mit Peter Tappler, einem Gerichtssachverständigen für Schimmelbelastungen, besuchte Dossier die Unterkünfte. Tappler bezeichnete die vorgefundene Situation als „schockierend“.
In Muthmannsdorf sei eine Haussanierung notwendig, in Grimmenstein stellte der Sachverständige eine sechsfach erhöhte Schimmelbelastung in der Luft fest. Aufgrund „akuter Gesundheitsgefährdung“, so Tappler zu Dossier, sollen die Räume „bis zu einer fachgerechten Sanierung nicht mehr benutzt werden.“
Erich T., Betreiber des Asylquartiers in Grimmenstein, zeigt sich im KURIER-Gespräch „betroffen“. Das Haus werde ständig renoviert. Dass es trotzdem schimmelt, liege daran, dass die Asylwerber kaum lüften. „Wir lassen aber nächste Woche ein Gutachten erstellen“, sagt T. Der Betreiber der Unterkunft in Muthmannsdorf war zu keiner Stellungnahme bereit. Auch das Büro der zuständigen Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger (FRANK), war für keine Stellungnahme erreichbar.
Burgenland: Zwei Drittel mangelhaft
Sechs der zehn schlechtesten Unterkünfte befinden sich dem Bericht zufolge im Burgenland. Für Gerlinde Grohotolsky, Sprecherin der „Plattform Bleiberecht“, ist das Ergebnis wenig überraschend. „Meiner Meinung nach müssten zwei Drittel der 26 Heime im Burgenland geschlossen werden, wenn es nach der Einhaltung der EU-Kriterien ginge.“
Für den KURIER war der Betreiber jener Unterkunft im Bezirk Neusiedl am See, die von Dossier als schlechteste bewertet wurde, nicht erreichbar. Die Geschäftsführerin eines Heimes im Bezirk Güssing, die auch auf der „roten Liste“ der Plattform steht, wollte zu den Vorwürfen vorerst nichts sagen.
Einheitliche Qualitätsstandards für Asylheime in Österreich gebe es noch nicht, es werde aber daran gearbeitet, sagt Wolfgang Hauptmann vom Referat für Grundversorgung in der Landesregierung. Die Forderung nach einer Schließung von zwei Drittel der Asylheime hält Hauptmann aber für überzogen: „Frau Grohotolsky hat recht, es wurde einigen Betreibern die Rute ins Fenster gestellt. Aber jeder legt in Bezug auf die Mindeststandards seine Latte verschieden hoch.“
Kritik an „dem allgemein verwahrlosten Zustand der Unterkünfte“ im Burgenland kam bereits im Juni von der Volksanwaltschaft (der KURIER hat berichtet). Die Rede war in diesem Bericht von „starkem Schimmelbefall und Ungezieferplage“.
Im Vorjahr musste ein Quartier in Sieggraben im Bezirk Mattersburg wegen unhygienischer Zustände schließen. Eine Unterkunft in Neudorf (Bezirk Neusiedl am See) könnte demnächst auch geschlossen werden, allerdings aus „formalen Gründen“, heißt es aus dem Land.
Laut Büro des zuständigen Landesrates Peter Rezar (SPÖ) würden demnächst unangekündigte Kontrollen in den bemängelten Quartieren anstehen. „Alle Quartiere werden ständig von mehreren Stellen geprüft. Wir werden jetzt den Vorwürfen von Dossier nachgehen.“
Größtes Problem in den Asylquartieren in NÖ ist der Schimmel. Laut Dossier wurde in 16 der 43 Quartiere Befall von Schimmelpilzen festgestellt. Die Räume von zwei Heimen sollten „bis zu einer fachgerechten Sanierung“ nicht mehr benutzt werden“. Beide Quartiere sind aber nach vor bewohnt.
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