Frauenfußball im Burgenland: Viel Talent, aber wenig Perspektive
Das Burgenland ist Fußball-Spitzenreiter, zumindest was die Anzahl an Mädchenmannschaften angeht. Rund 40 sind es an der Zahl. „So viele hat kein anderes Bundesland, nicht einmal Wien“, erklärt Yvonne Lindner, Frauenfußball-Referentin des burgenländischen Fußballverbands.
Die ehemalige 2. Bundesliga-Spielerin sieht eine stark steigende Tendenz beim Mädchenfußball: „Es hat sich in den letzten Jahren einfach sehr viel getan. Angefangen vom ASKÖ-Projekt 'Mädchen am Ball’, den unverbindlichen Übungen in der Unterstufe, bis hin zu den Stützpunkten des Verbandes.“
Jetzt sollen die Stützpunkte im Nord-, Mittel- und Südburgenland aber reduziert werden. Was sich nach einem Rückschritt anhört, hat Sinn und Zweck: „Wir wollen ja, dass die Mädchen in Vereinen spielen.“ Diese Infrastruktur habe es zuvor nicht gegeben, deshalb sprang der Verband als „Katalysator“ ein. Immer mehr Fußballvereine bieten nun auch eigenständige Mädchen-Nachwuchstrainings an.
Talente springen ab
Beim Übergang in den erwachsenen Frauenfußball wendet sich jedoch das Blatt. Denn das Burgenland ist das einzige Bundesland ohne eigenen Ligabetrieb. Dass die lang gezogene geografische Lage die Entwicklung hemme, ist für die Frauenreferentin eine Ausrede: „Andere schaffen das auch. Jahrelang wurde verabsäumt, etwas zu tun.“
Es fehle an einem Trägerverein bei den Herren, wie es anderswo üblich ist. Schon mit dem ehemaligen Bundesligaklub SV Mattersburg gab es damals keine Kooperation. Der damalige Obmann Martin Pucher sei kein Freund des Frauenfußballs gewesen.
„Das ist im Moment unser größtes Problem, wir können den talentierten Spielerinnen kaum eine Perspektive bieten“, so Lindner. Mittlerweile sind auch Teams wie Rapid Wien auf den Zug aufgesprungen und bauen ein Frauenteam auf. Auch Red Bull Salzburg startet eine Offensive.
Eigene Liga als Ziel
In den nächsten Jahren wolle man endlich eine burgenländische (Landes-)Liga gründen, doch der Weg dorthin ist ein Teufelskreis. Talente wechseln aufgrund Perspektivlosigkeit im Erwachsenensektor in die anderen Bundesländer und kehren nicht mehr zurück.
„Gleichzeitig wollen wir eine Liga gründen, verlieren aber Jahr für Jahr Spielerinnen“, so Lindner. Mindestens acht Vereine – idealerweise mehr – würde man für die eigene Liga benötigen. Mit dem für Sport zuständigen Landesrat Heinrich Dorner befinde man sich in Gesprächen.
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