FPÖ siegt auch bei Vorzugsstimmen, 12.200 für Hofer
Maximal sieben Mandate sind bei einer Nationalratswahl im Burgenland zu vergeben. 2019 wurden fünf ausgeschöpft - je zwei für ÖVP und SPÖ und eins für die FPÖ. Nach der Nationalratswahl vom Sonntag könnten es diesmal nur vier Mandate sein: Je eines für ÖVP (Christoph Zarits) und SPÖ (Maximilian Köllner) und zwei für die FPÖ (Norbert Hofer und Alexander Petschnig). Allein das zeigt die politische Zäsur des Wahlsonntags.
Das fünfte hängt an einem seidenen Faden. Ob der hält, entscheidet sich erst am Donnerstag. Dann werden die von burgenländischen Wahlberechtigten in fremden Wahlkreisen aufgegebenen Wahlkarten ausgezählt.
Zwischen Bangen und Hoffen befindet sich just einer der erfahrensten Politiker des Landes: Ex-Minister Niki Berlakovich, seit 2013 ÖVP-Nationalratsabgeordneter aus dem Regionalwahlkreis 1 B Süd (Bezirke Oberpullendorf bis Jennersdorf).
Die ÖVP hat dieses Mal nur im Regionalwahlkreis 1 A Nord (Neusiedl bis Mattersburg) ein Grundmandat erreicht, das wieder an den Zagersdorfer Zarits geht. Während das ÖVP-Mandat im Norden derzeit mit einem Überhang von 887 Stimmen abgesichert ist, fehlten fürs Süd-Mandat 838 Stimmen.
Im zweiten Ermittlungsverfahren, in dem die Landeslistenmandate vergeben werden, hat der Nebersdorfer Berlakovich das Mandat mit einem Überhang von 49 Stimmen zwar erreicht - aber es fehlen eben die letzten Wahlkarten.
Sollte deren Verteilung den bisherigen Wahlkarten entsprechen, steht der Verbleib des 63-jährigen Landwirtschaftskammerpräsidenten im Hohen Haus auf Messers Schneide.
Die ÖVP ist im Landessüden zwar stärker als im Landesnorden und liegt im Süden sogar vor der FPÖ, aber weil die drei südlichen Bezirke weniger Einwohner haben, als der Norden, ist ein Mandat hier viel "teurer".
Verfehlt der Mittelburgenländer das Mandat, gehen die Stimmen in den Topf der Restmandate, die im dritten Ermittlungsverfahren auf Bundesebene verteilt werden. Fürs Burgenland wäre das Mandat verloren, denn erst auf Platz 15 kommt der erste Burgenländer auf der Bundesliste - Zarits. Berlakovich steht auf Rang 31.
Wien bekommt weniger Burgenland
Während die burgenländische ÖVP mit Solisten im Nationalrat schon Erfahrung hat - von 2013 bis 2017 war Berlakovich der einzige Mandatar - ist das für die SPÖ Neuland. Dabei wurde forsch plakatiert: "Wien verdient mehr Burgenland". Neben Köllner wollten auch Jürgen Schabhüttl (ihm fehlten aufs Grundmandat im Süden mehr als 3.300 Stimmen) und Jasmin Puchwein in den Nationalrat, um dort die Politik von LH Hans Peter Doskozil zu vertreten. Am Ende wurden so wenig burgenländische Rote wie nie ins Parlament gewählt.
Schabhüttl, der schon von 2015 bis 2017 Nationalrat war, bleibt Bürgermeister in Inzenhof und Refernt im Büro Doskozils, Puchwein Landesgeschäftsführerin.
Die Sieger am Wahlsonntag haben ein Luxusproblem: Petschnig, der im Norden mit einem dicken Polster von rund 1.700 Stimmen ein Grundmandat erobert hat, und Hofer, der wieder ein Landesmandat erzielte, werden ins Hohe Haus einziehen.
Einer der beiden wird aber dennoch die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl übernehmen (müssen). Die Entscheidung soll noch im Oktober fallen. Sobald feststeht, wen die Blauen für den Posten des Nationalratspräsidenten nominieren, weiß man mehr.
Schon am kommenden Donnerstag berät der Landesparteivorstand, wer für die letzten drei Monate das Landtagsmandat von Petschnig übernimmt. Zur Auswahl stehen u.a. Karin Stampfel, Sabrina Neusteurer, Michael Gmeindl, Michaela Brandlhofer und Landesgeschäftsführer Rudolf Smolej.
Gefährlicher für die im Land noch absolut regierende SPÖ ist vermutlich Hofer. Der Pinkafelder hat am Sonntag im Burgenland die meisten Vorzugsstimmen gesammelt: 12.220 in seinem Regionalwahlkreis.
Dahinter Köllner mit rund 7.800, Zarits mit knapp 7.300 und Berlakovich mit 7.200 - die Zahlen sind vorläufig, weil die Prüfung der Stimmenprotokolle noch läuft.
Doskozil hatte am Montag eingeräumt, dass die Freiheitlichen wohl auch bei der Landtagswahl "massiv" dazugewinnen werden. Sollten dann auch noch die Grünen aus dem Landtag fliegen, was der Landeshauptmann zuletzt häufig thematisiert hatte, steht fünf Jahre nach dem Ende von Rot-Blau I die zweite Auflage vor der Tür.
Denn mit der Volkspartei wird Doskozil nie und nimmer koalieren.
PS. der Artikel wurde am Montag, 9.57 Uhr aktualisiert, auf Rang 2 bei den Vorzugsstimmen liegt Maximilian Köllner (SPÖ)
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