„Familien stehen vor Zerreißprobe“
Vielen Kindern und Jugendlichen geht es schlecht, seit der Pandemie häufen sich Angstzustände und andere psychische Krankheitsbilder. „Die Corona-Zeit ist eine massive Zerreißprobe für viele Familien, die Leidtragenden sind Kinder und Jugendliche“, sagt Birgit Satke, die Leiterin von „Rat auf Draht“.
Im Corona-Jahr 2020 gab es österreichweit um 24 Prozent mehr Anrufe zum Thema Scheidung und 20 Prozent mehr wegen Problemen mit den Eltern. Auch Überforderung in der Schule ist für viele ein Thema, dazu gab es 2020 356 Beratungen – ein Anstieg um 106,98 Prozent zum Vorjahr.
Auch die Einrichtungen im Burgenland haben mehr zu tun, sei es der Psychosoziale Dienst oder das SOS Kinderdorf. Auch die Diagnosen der Patienten werden schwerwiegender.
Ausweitung
Erst vor Kurzem gab der zuständige SP-Landesrat Leonhard Schneemann bekannt, dass die Angebote ausgebaut werden. In Rust können derzeit zwölf Kinder oder Jugendliche betreut werden. „Eine Ausweitung auf mehr Betten und ein zusätzliches Angebot im Süden ist gerade in Ausarbeitung“, erklärt dazu ein Sprecher auf KURIER-Anfrage. In den Jugendämtern wurde neues Personal eingestellt, durch die Pandemie mussten einige Sozialarbeiter auch im Corona-Krisenstab arbeiten. Doch die eigentliche Arbeit sei laut Sprecher des Landesrats nicht beeinflusst, seit es die Unterstützung gibt.
„Ich freue mich sehr, dass das Land das Angebot für Kinder und Jugendliche bei psychischen Belastungen verstärken möchte“, sagt SOS Kinderdorfleiter Marek Zeliska. Schon vor der Corona-Zeit fehlten in Österreich etwa 70.000 kassenfinanzierte Therapieplätze für Kinder und Jugendliche. Durch die Pandemie merken auch er und seine Mitarbeiter einen massiven Anstieg der Probleme für Familien und Jugendliche im Land. „Die psychischen Belastungen steigen“, sagt Zeliska. In manchen Bundesländern gebe es keinen einzigen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie mit Kassenvertrag und bei akuten Fällen müssen Kinder und Jugendliche nach Graz oder Hinterbrühl in die Jugendpsychiatriestation gebracht werden.
Im Burgenland gab es zwei Kassenstellen für Kinder- und Jugendpsychiater, die über viele Jahre nicht besetzt werden konnten. „Um die Versorgung sicherzustellen, haben die ÖGK und der PSD eine Kooperation geschlossen und die beiden Stellen in Ambulatorien in Oberwart und Eisenstadt umgewandelt, in denen heute sechs Ärzte arbeiten“, heißt es aus dem Büro des Landesrats. Die ambulante Versorgung erfolge durch den Psychosozialen Dienst.
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