Fahrrad statt Lokomotive im Bezirk Oberwart
Die Bahn im Bezirk Oberwart ist ein emotionales Thema. Zug um Zug gingen Verbindungen verloren, 2011 wurde der Personenverkehr eingestellt. Dreißig Jahre kämpfte Franz Schuch von der Südburgenländischen Regionalbahn (SRB) für seine Eisenbahn. 490.000 Quadratmeter Bahntrasse hat er von den ÖBB in den 80er Jahren gekauft, von Oberschützen bis nach Rechnitz befuhr er 35 Kilometer Schienennetz.
Der Güterverkehr wurde durch die SRB aufrecht erhalten, später spezialisierte sich das Unternehmen auf Sonderfahrten. Mit einem lebendigen Märchenwald, in dem 40 Darsteller die Zuggäste im Vorbeifahren begeisterten, ging es weiter. Doch nicht nur der Güterverkehr kam ins Stocken, auch die Märchenbahn verzeichnete immer weniger Passagiere. Zuletzt stand die Strecke still und es wurden erste Schienen rückgebaut. „Ein privater Bahnbetrieb ist auf dieser Strecke nicht wirtschaftlich zu führen“, sagt Schuch.
Verkauf
Wie berichtet, hat er die Strecke ans Land verkauft. Auf einem Teilstück von Oberwart bis Rotenturm rollt der Güterverkehr weiter, der Rest der Trasse wird zum Radweg. Für die Familie Schuch geht eine Epoche zu Ende, trotzdem ist der heute 90-Jährige froh, dass die Strecke als Ganzes verkauft wurde. „Jetzt ist Bewegung in diese Eisenbahn gekommen“, sagt er. Über den Kaufpreis gibt es keine Auskunft. Doch die Schienen müssen den Plänen des Landes weichen.
Dagegen hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die den Erhalt der Gleise für den Bezirk fordert. Außerdem will diese die „Ostbahn“ eine Verbindung zwischen Oberwart und Szombathely, noch nicht abschreiben.
Doch für das Infrastrukturministerium und die EU habe diese Verbindung keine Priorität, wie SPÖ-Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner erklärt. Die Kosten von rund 350 Millionen Euro seien derzeit aber nicht finanzierbar. Sollte es zu einem grenzüberschreitenden Bahnprojekt kommen, hätte das Land zumindest die Bahntrasse im Besitz. „Die Schienen und der Unterbau hätten für eine mögliche Grenzbahn sowieso neu gemacht werden müssen“, meint Dorner.
Radweg
„Anstelle des Bahnnetzes werden wir einen überregionalen Radweg schaffen“, erklärt Dorner. Dazu gab es auch Gemeinderatsbeschlüsse in allen Anrainergemeinden. Das Land investiert laut einer ersten Kostenschätzung vier Millionen Euro, die Hälfte der Kosten könnte gefördert werden. Der erste Teil geht von Oberschützen auf der Trasse bis Oberwart. Zwischen Oberwart und Großpetersdorf gibt es bereits einen Radweg, dann geht es auf der Trasse bis Rechnitz weiter.
Oberwarts VP-Bürgermeister Georg Rosner sieht den Radweg positiv: „Zumindest ist die Trasse gesichert und vielleicht kommt in Zukunft doch noch ein Bahnprojekt.“ Denn die beauftragten Studien zur „Ostbahn “ seien vielversprechend und würden einen Aufschwung für die ganzen Region bedeuten.
Schienen im Bezirk Oberwart werden rar
Infrastruktur. Noch ist das Land mit der Verkehrsinfrastruktur Burgenland GmbH der größte Schienenbesitzer im Bezirk Oberwart. Doch das Gros der Gleise muss dem neuen Radweg weichen. Zurück bleibt ein Abschnitt zwischen Großpetersdorf und dem Bahnhof Oberwart. Die restlichen Schienen im Bezirk gehören den ÖBB und führen von Oberwart nach Friedberg.
Auch diese Strecke wollte das Land bereits 2015 von den ÖBB kaufen. Die Verhandlungen zogen sich hin und 2018 verkündete der damalige FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer, dass die Trasse nicht verkauft wird. Denn die 25 Kilometer Schienen sollten zur Teststrecke für das Open Rail Lab werden. Hier sollten autonome Züge gemeinsam mit der Industrie getestet werden. Dafür hatte der Bund zahlreiche Firmen und das Land als Partner gewonnen.
Forschungsprojekt
Bisher wurden laut ÖBB am Bahnhof Oberwart Projektarbeitsplätze für die Abwicklung von Teststellungen geschaffen und rund 200.000 Euro investiert. In den vergangenen Jahren sei es rund um das Projekt ruhig geworden wie Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner erklärt, er habe in letzter Zeit nichts Neues vom Open Rail Lab gehört.
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