Erfolglose Grabung: Wie die Suche nach dem Massengrab weitergeht

Die Grabungen im März 2019 in Rechnitz.
In Rechnitz wird neuen Hinweisen nachgegangen, die nach den jüngsten Grabungen eingegangen sind. Warum die Suche nach dem Grab wichtig ist.

Rund um den Kreuzstadl ist nach der jüngsten Suche wieder Ruhe eingekehrt. Aber die Stille täuscht: Gerade nach Grabungen ist im Hintergrund immer jede Menge los, weiß Horst Horvath vom Verein RE.F.U.G.I.U.S.: „Immer dann, wenn wieder gesucht wird, melden sich Menschen mit neuen Hinweisen.“ So übrigens auch beim KURIER, dem eine Leserin geschrieben hatte, dass sie sich gerne mit jemand Ortskundigen über ein Erlebnis aus ihrer Kindheit unterhalten würde, sie könne vielleicht etwas zur Suche beitragen. „Demnächst wird sich jemand bei der Dame melden und der Sache nachgehen“, sagt Horvath, schließlich verstehe sich RE.F.U.G.I.U.S. auch als Anlaufstelle.

Aber die Suche polarisiert auch, wie manche Kommentare unter diversen Postings auf Facebook beweisen. „Lasst den Toten wenigstens im Grab ihre Ruhe ... nichts und niemand kann sie mehr lebendig machen. Was bringt dieses ständige Herumwühlen in der Vergangenheit“, ist zu lesen oder „man sollte die Vergangenheit ruhen lassen“.

Was ist 1945 geschehen?

Ende März 1945 wurden in der Nähe des Schlosses Rechnitz, Bezirk Oberwart, rund 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter von den Nationalsozialisten ermordet. Am Rande eines Festes, das Schlossherrin Margit von Batthyány abgehalten hatte, soll sich die Festgemeinschaft aufgemacht haben, um die Zwangsarbeiter zu töten.

Die Leichen wurden von anderen Zwangsarbeitern begraben, die danach ebenfalls ermordet wurden. Der Tatort wird beim Kreuzstadl in Rechnitz vermutet; das Massengrab wurde bis heute nicht gefunden. Suchaktionen gab es über die Jahre mehrere, zuletzt wurde 2017 vom Bundesdenkmalamt großflächig gegraben, jedoch ohne Erfolg.

Erfolglose Grabung: Wie die Suche nach dem Massengrab weitergeht

Luftaufnahme des Kreuzstadl Rechnitz

„Geweihter Platz“

Die Antwort darauf weiß Wolfgang Wildberger, Landesstellenleiter des Österreichischen Schwarzen Kreuzes – Kriegsgräberfürsorge für das Burgenland (ÖSK). „Das Argument, die Vergangenheit und damit die Toten einfach ruhen zu lassen, kenne ich auch. Aber neben der Aufarbeitung der Geschichte kommt besonders im Fall von jüdischen Toten noch ein ganz wichtiges dazu: Gemäß ihrem Glauben müssen jüdische Tote an einem geweihten Platz zur letzten Ruhe gebettet sein, um am Jüngsten Tag auferstehen zu können.“ Daher sei es wichtig, diese Toten zu finden, um sie entweder in einem jüdischen Friedhof zu bestatten oder, wie das bei einem Massengrab auch passieren könne, diese Stelle durch das zuständige Rabbinat zu einem geweihten Ort zu machen.

Falls das Grab gefunden wird, könnte genau das geschehen, sagt Horvath. Im Endeffekt entscheidet das der Oberrabbiner der Kultusgemeinde. Exhumiert wird üblicherweise aber nicht“, sagt Horvath und verweist auf ein kleineres Massengrab jüdischer Zwangsarbeiter in Deutsch Schützen. „Die Fläche wurde eingezäunt und ist heute ein Ort des Gedenkens.“

Jährlich wird an die Opfer gedacht

Gedenken steht auch bei der RE.F.U.G.I.U.S.-Tagung im Mittelpunkt – ebenso wie bei der Präsentation des Buchs Der Fall Karl Horvath – ein Loipersdorfer „Zigeuner“ vor dem Linzer Volksgericht von Wolfgang Freitag (Freitag, 15. März, 18 Uhr, Kultursaal Loipersdorf-Kitzladen). Die Tagung und das Rahmenprogramm finden eine Woche später statt, vom 22. bis 24. März. Am Freitag, 22. März wird ab 19 Uhr im Gemeindeamt Rechnitz der Film Es waren schwere Zeiten... von Walter Reiss und dem Historiker Michael Achenbach gezeigt; am Samstag folgt ab 13 Uhr die eigentliche Tagung mit dem Titel NS-Gefühlserbschaften. Kontinuitäten – Traditionen – Brüche mit anschließender Film-, Musik- und Leseperformance Hanna und Käthe von Peter Wagner. Das eigentliche Gedenken an die Ermordung jüdischer Zwangsarbeiter beim Kreuzstadl findet am Sonntag ab 14 Uhr im Beisein der Botschafterin des Staates Israel in Österreich statt.

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