Elektronikkonzern Melecs baut in Siegendorf Mitarbeiter ab

Seit der Gründung im Jahr 2009 ging es mit dem Elektronikunternehmen Melecs stetig bergauf. Bis dahin ein Siemens-Werk in Siegendorf, wurde der Betrieb durch ein Management-Buy-out auf neue Beine gestellt und auf Wachstumskurs gebracht.
Der Umsatz wurde von weniger als 100 Millionen Euro auf 513 Millionen gesteigert, die Zahl der Mitarbeiter wuchs, auch dank neuer Niederlassungen in Ungarn, China und Mexiko, auf 1.900.
Die jüngsten Nachrichten aus dem Konzern, der Allradsteuerungen für Luxusautos ebenso herstellt wie Sensoren für Waschmitteldosierung, sind weniger erfreulich. Es sei "richtig, dass in Siegendorf eine Personalanpassung im Gange ist, um den Standort nachhaltig abzusichern und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern", bestätigt Unternehmenssprecher Alexander Pressl auf KURIER-Anfrage den Abbau von Mitarbeitern.
Frei werdende Stellen, etwa wegen Pensionierung, werden nicht nachbesetzt, befristete Dienstverhältnisse lässt man auslaufen und Leasingpersonal wird reduziert.
Und, bedauert der Melecs-Sprecher, "leider wird es auch betriebsbedingte Kündigungen" geben. Mit der Belegschaftsvertretung habe man sich auf eine soziale Abfederung geeinigt. Noch heuer trifft es rund 20 Mitarbeiter. Wie viele es 2025 werden, "hängt stark von der kundenseitigen Nachfrage und der konjunkturellen Entwicklung ab".
"Deutlich überzogen"
Wie stark der Einschnitt am Ende sein wird, kann man bei Melecs deshalb noch nicht sagen. Aber die dem KURIER aus Wirtschaftskreisen genannte Zahl von mehr als 100 sei "deutlich überzogen".
Und man verweist darauf, dass der Personalstand auch nach dem Mitarbeiter-Abbau hoch bleibt. In Siegendorf werde danach wieder in etwa das Niveau von vor zwei Jahren erreicht. 2021 bis 2023 sei nämlich "nachfragebedingt viel Personal aufgebaut" worden - das nun wieder abgebaut wird. Rund 500 Beschäftigte werde es in Österreich nach der "Anpassung" geben.
Lohnkosten als Treiber
Warum muss Melecs gegensteuern, wo man sich doch erst vor gut einem Jahr frisches Kapital österreichischer Investoren geholt hat, um die Marktanteile in den drei Produktionsbereichen: Haushaltsgeräte, Automotive Systeme und Industrieelektronik zu erhöhen?
Hauptgrund seien "enorm gestiegene Lohnkosten in Österreich von fast 30 Prozent in den vergangenen drei Jahren und eine dadurch notwendig gewordene Verlagerung von Produktionsprogrammen nach Ungarn", erläutert Melecs-Sprecher Pressl.
Die aktuell schwache Konjunktur führe zusätzlich zu Volumensrückgängen am österreichischen Standort, denn Siegendorf sei "sehr Automotive-lastig". Die Krise der deutschen Autoindustrie lässt grüßen.
Erst in der Vorwoche hatten die Spitzen der burgenländischen Industriellenvereinigung von der Politik "weniger Bürokratie und eine Senkung der Abgabenquote" gefordert, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu verbessern. Sonst bestehe die Gefahr der Abwanderung mancher Betriebe, warnte IV-Präsidentin Heidi Adelwöhrer - auch wenn man lieber in Österreich bliebe.
Sorgen, aber keine Abwanderung
Und bei Melecs? Aufgrund der "inflationären Kostenentwicklung" leide die Wettbewerbsfähigkeit eines Produktionsstandorts in Österreich immer mehr. Diese Entwicklung bereite "große Sorgen", aber "als österreichisches Familienunternehmen stehen wir unverändert zu einem starken Produktions- und Entwicklungsstandort in Siegendorf und Wien".
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