Ein Kieberer aus Passion gibt die Dienstwaffe ab

Ein Kieberer aus Passion gibt die Dienstwaffe ab
Nach 46 Jahren bei der Polizei nimmt N. Janitsch den Hut, aber nicht ganz.

Seine Sachen hat Norbert Janitsch schon gepackt: Nach 46 Jahren bei der Polizei verabschiedet sich der Mittelburgenländer von seiner Dienststelle – dem Landeskriminalamt Burgenland. Mit 1. Februar hat der 65-Jährige den Ruhestand angetreten. Von Janitsch, der sich selbst als „irreversibles Auslaufmodell der Kriminalpolizei“ bezeichnet, wird dennoch in Zukunft einiges zu hören und zu sehen sein.

Mit in seinem Gepäck hat der Oberstleutnant im Ruhestand von den vergangenen 46 Dienstjahren ja so einiges: Nicht nur 19 Innenminister hat er in seiner Laufbahn erlebt, sondern auch etliche spektakuläre (Mord-)Fälle.

Begonnen hatte alles nach der AHS-Matura, am 1. Oktober 1976 mit der Grundausbildung in Wien. Etliche Jahre war Janitsch in der „Hochburg des Polizeigeschäftes“, in Wien Favoriten, im Einsatz. Ein Spezifikum waren dort die täglichen „Aktenlieferungen“ mit dem Billa-Einkaufswagerl.

Als Joe Cocker eine Nacht im Gefägnis verbringen musste

Fünf Jahre lang war Janitsch als uniformierter Beamter im Einsatz, bis er zur Kriminalpolizei in der Wiener Roßauer Kaserne wechselte. Es sind etliche Einsätze, die im Gedächtnis geblieben sind.

Eine davon ist die Festnahme des Rocksängers Joe Cocker: Der Sänger hatte 1984 ein Konzert sausen lassen, sein Manager hatte aber schon die Eintritte kassiert. Kriminalbeamte Janitsch musste den US-Superstar wegen schweren Betrugs verhaften, Cocker musste für eine Nacht ins Gefängnis.

Nach 31 Jahren in Wien und zwei Jahren in Tirol kam er 2009 schließlich ins Burgenland; 2013 wurde er zum stellvertretenden Leiter des Landeskriminalamtes ernannt. Auch wenn er in Wien ständig mit den unterschiedlichsten Kriminalfällen zu tun hatte: „Im Burgenland haben sich alle extremen Fälle zugetragen.“

Der Fall der verbrannten Frauenleiche, die 2010 in einem Feld bei Nickelsdorf gefunden worden war, beschäftigten den Kriminalisten und sein Team. Wie bei einem Puzzle wurde Stück für Stück des anfänglich rätselhaften Leichenfundes zusammengesetzt. Geklärt wurde auch der Fall der kopflosen Frauenleiche in der Ruster Bucht 2018 sowie der Mord an einem 22-Jährigen in Mörbisch 2020.

„Alle Täter wurden ausgeforscht und zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.“ Dieser Erfolg, betont Janitsch, sei dem gesamten Team durch deren akribische Arbeit zu verdanken.

Ein Kieberer aus Passion gibt die Dienstwaffe ab

Sein Wissen, das er in 42 Jahren als Kriminalbeamter gesammelt hatte, hat Janitsch auch weitergegeben: Rund 3.000 jüngere und ältere Kollegen habe er schätzungsweise ausgebildet.

Sein Schmäh ist ihm trotz allem nie verloren gegangen. Im Gegenteil. Bei seinen „Kiebaretts“ plaudert Norbert Janitsch immer wieder aus dem Nähkästchen. Ausgerüstet mit Gitarre, Akkordeon und teilweise skurriler Requisite sowie (Selbst-)Ironie, lädt der (Ex-)Kriminalbeamte seit etlichen Jahren zu den „Kieberer“-Kabarettabenden. Auch in Zukunft, so Janitsch, wolle er die Leute damit zum Lachen bringen. Damit nicht genug: Mit seinem Kriminal-Quiz lädt er „echte Kommissare“ ein, sich zu betätigen: „7 Fragen in 70 Sekunden“ – lautet künftig die Devise.

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