Direktvermarktung als Zukunftschance für Landwirte
Traktoren, Kühe, Hühner und ein Hundewelpe leben am Hof der Familie Amtmann. Der Betrieb in Oberschützen, Bezirk Oberwart, hat mehrere wirtschaftliche Standbeine und einen Hofnachfolger. Dinge die in der Landwirtschaft im Burgenland keine Selbstverständlichkeit sind. Denn die Tierhaltung ist seit Jahren im ganzen Land rückläufig, überhaupt bei Milchkühen. Die Zahl der österreichischen Milchbauern ist in den vergangenen zehn Jahren von 36.460 um mehr als ein Drittel auf 23.868 gesunken. Im Burgenland gibt es noch 358 Rinderhalter – auch sie werden weniger, bestätigt die Landwirtschaftskammer. Niedrige Milchpreise und sinkende Einkommen lassen viele aufgeben oder auf andere Sparten umsatteln.
Für den 19-jährigen Matthias Amtmann ist den Betrieb aufgeben keine Option. Er war schon im Kindergarten von den Traktoren und Tieren begeistert. „Es war schon immer klar, dass ich den Betrieb übernehmen will“, sagt Amtmann. Er macht gerade seine Ausbildung am Francisco Josephinum in Wieselburg und arbeitet auch im elterlichen Betrieb mit.
„Wir haben mit 16 Milchkühen begonnen und haben mittlerweile 100“, sagt der 19-Jährige. Weiter zu wachsen sei nicht möglich und auch nicht wirtschaftlich. „Ich habe ein Praktikum in Dänemark gemacht auf einem Betrieb mit 500 Milchkühen, aber dort ist eine arrondierte Fläche von 500 Hektar, die können günstig produzieren und noch was verdienen“, sagt Amtmann. In Österreich sei so etwas undenkbar.
Seine Familie hat einen anderen Weg eingeschlagen: Mit einem Milchautomaten hat die Direktvermarktung Einzug in den Betrieb gehalten. Mittlerweile gibt es einen Verkaufscontainer, der täglich mit selbst gemachten Joghurts, Frischkäse, Hartkäse, Rinderwurst und anderen Spezialitäten bestückt wird. „Der Container wird gut angenommen, deshalb wollten wir auch frische Eier anbieten.“
Schon von Weitem sieht man den neuen, mobilen Hühnerstall der Amtmanns auf der Weide. 400 Legehennen scharren hier und kommen neugierig zu den Besuchern. Sie können den ganzen Tag im Freien unterwegs sein, Futter suchen und Eier legen. „Wir haben lang recherchiert und uns dann für diese mobile Variante entschieden. Es ist zwar mehr Handarbeit und Aufwand mit dem mobilen Stall, aber man kann die Weide wechseln und so kann sich die Grasnarbe erholen und die Tiere bleiben gesünder“, meint Amtmann.
Denn alle drei bis vier Wochen wird der mobile Stall weitergezogen. Die Eier werden jeden Tag abgenommen, sortiert, gestempelt und kommen dann in den Verkaufscontainer. „Sie passen perfekt in unser Sortiment und werden gern gekauft“, sagt Amtmann.
Direktvermarktung liegt im Trend, vor allem durch Corona wussten wieder viele die Nahversorgung durch Bauern zu schätzen. 2021 gab es im Burgenland 250 Direktvermarkter, ohne Weinbaubetriebe.
„Den Leuten gefällt es, wenn sie den Hof besuchen, die Kälber und neuerdings auch die Hühner anschauen können. Wir setzen auf Transparenz und haben nichts zu verstecken, die Leute sind sehr interessiert“, sagt der Junglandwirt. Weitere Vorteile seien kurze Transportwege; und „für uns bleibt auch mehr über, wenn wir den Zwischenhandel ausschalten“, sagt Amtmann. Angst vom Strukturwandel hat der 19-Jährige nicht.
Er und seine Familie überlegen schon weitere Produkte für ihr Sortiment im Verkaufscontainer. „Vielleicht machen wir noch etwas Gemüseanbau, mal schauen, was sich noch ergibt“, sagt Matthias Amtmann.
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