Soziale Arbeit: „Der Krisenmodus hält an“
Langweilig wird es im SOS Kinderdorf nie, wie Kinderdorfleiter Marek Zeliska erklärt. In dem sonst schon herausfordernden Bereich der Sozialarbeit hat sich vor zwei Jahren mit dem ersten Corona-Lockdown viel verändert.
„Der Krisenmodus hält seit damals an. Die Nachwehen der Pandemie sind im Moment überschattet von Kriegsängsten“, sagt Zeliska. Das Kinderdorf gibt nun auch zwei Pflegefamilien mit 13 Kindern aus der Ukraine ein Zuhause. In den vergangenen Monaten kamen auch immer wieder unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die zu jeder Tages- und Nachtzeit betreut und untergebracht wurden. Die Pandemie sorgte auch in vielen Familien für Krisen, die Anfragen für Betreuung und Hilfe beim Kinderdorf schnellten in die Höhe.
Auch den Mitarbeitern werde viel abverlangt. Es komme ständig zu Personal-Ausfällen wegen Corona-Erkrankungen und Quarantäne. „Es braucht viel Flexibilität in diesen Zeiten“, weiß Zeliska. Trotz dieser zusätzlichen Herausforderungen will Zeliska am Tag der sozialen Arbeit am 15. März seine Mitarbeiter vor den Vorhang holen: „Sie leisten wirklich Großartiges. Durch ihre einfühlsame und verlässliche Arbeit konnten schon viele unserer Kinder, Jugendlichen und Familien schmerzhafte und schwierige Zeiten in ihrem Leben überwinden. Und das ist das Wichtigste. Darum geht es in der sozialen Arbeit.“
Petra Katzenschläger arbeitet als Pädagogische Leiterin im SOS Kinderdorf Pinkafeld. Die diplomierte Kleinkindpädagogin und klinische Psychologin betreut mehrere Kinderwohngruppen. „Mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, die mit ihren verschieden schweren Rucksäcken zu uns kommen, mit ihren Geschichten und zum Teil traumatisierten Verhalten, ist vielleicht nicht immer ein leichter Job. Aber ein Job, der unglaublich Freude macht, wo unglaublich viel zurückkommt“, sagt Katzenschläger. Trotz aller Krisen sei die Stimmung im Kinderdorf meist gut und „man sieht, dass unsere Beziehungsarbeit wirkt“, sagt Katzenschläger. Etwa wenn ein Kleinkind sehr ruhig und eingeschüchtert ins Kinderdorf kommt und viele Jahre später „als reflektiertes, selbstbewusstes, kreatives Mädchen in eine Berufsausbildung startet“.
Im Moment plagen nicht nur die Jugendlichen im Kinderdorf Sorgen um die Zukunft. Die steigende Zahl von Anrufen auf der Kummerhotline Rat auf Draht des SOS-Kinderdorfs zeigen die Angst. „Wir Erwachsenen, jeder einzelne, müssen in diesen Zeiten unseren Kindern Lebensmut und Lebensfreude zusprechen“, rät Zeliska.
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