Damals ging es um einen Schaden von 70.000 Euro, Pucher wurde in Abwesenheit zu elf Monaten bedingt verurteilt.
Strafverfahren werden getrennt
Beim kommenden Prozess, der von Mitte Jänner bis Anfang März 2025 dauern soll, sind - außer Pucher - vier Personen angeklagt: Puchers Ex-Vorstandskollegin Franziska Klikovits und drei frühere Unternehmer aus dem Bezirk Mattersburg. Diesmal geht es um einen Schaden von 70 Millionen Euro.
Die teilweise seit Anfang der 2000er-Jahre maroden Unternehmen sollen durch unrechtmäßige Bargeldzuflüsse und Kredite aus der Commerzialbank künstlich am Leben erhalten worden sein, so der Vorwurf der WKStA.
Ungleichgewicht
Sein Mandant könne nicht mit Pucher und Klikovits auf eine Stufe gestellt werden, hatte Anwalt Mirko Matkovits, der einen der beschuldigten Ex-Unternehmer vertritt, schon vor Monaten entgegnet. Dieser sei von Pucher „benutzt“ worden. Etwa dazu, Geldflüsse aus der Bank in Puchers Steckenpferd, den Fußballklub SV Mattersburg, zu ermöglichen.
Zu all dem muss sich Pucher nun nicht vor Gericht äußern, die anderen Angeklagten hingegen sehr wohl. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.
Zur "Vermeidung von Verzögerungen im Verfahren gegen die anderen Angeklagten ist das Verfahren gegen Martin Pucher getrennt zu führen", heißt es vom Landesgericht. Was das bringen soll, wenn Pucher verhandlungsunfähig ist?
Für das seit viereinhalb Jahren laufende Mega-Verfahren könnte das "massive Auswirkungen" haben, befürchtet Matkovits. Genaueres könne er erst sagen, sobald ihm der genaue Wortlaut des Gutachtens vorliege und klar sei, ob Pucher auch nicht aussagefähig ist. In diesem Fall könnten nämlich seine früheren Aussagen vor der Polizei vom Gericht herangezogen werden.
Pucher ist im Burgenland übrigens kein Präzedenzfall: Rudolf Simandl, von 1995 bis 2012 ebenso mächtiger wie von der Landespolitik hofierter Vorstand des damaligen Landesenergieversorgers Begas, war von der WKStA wegen Untreue, Veruntreuung und gewerbsmäßig schweren Betrugs angeklagt worden. Strafrahmen: bis zehn Jahre Haft.
Wie bei Pucher.
Vor Gericht stand Simandl indes nie, ein Gutachter - Gerichtspsychiater Peter Hofmann - diagnostizierte schwere Depressionen, Simandl gilt als dauerhaft verhandlungsunfähig.
Verurteilt wurden andere.
Wie bei Pucher?
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