Burgenlands Gesamtverkehrsstrategie dreht sich ein bisschen im Kreis
140 Maßnahmen umfasst die neue Gesamtverkehrsstrategie (GVS21) des Landes, die Verkehrslandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) und Gesamtverkehrskoordinator Peter Zinggl am Dienstag in Eisenstadt skizziert haben.
Wie wichtig das Thema im Burgenland ist, verdeutlichen Zahlen: Für rund 102.000 der insgesamt 138.000 Erwerbstätigen ist der Arbeitsort mehr oder weniger weit von ihrem Wohnort entfernt, sie müssen auspendeln und sind fast täglich auf Straße und Schiene angewiesen.
Vom Ausbau der Bahninfrastruktur und einer Neugestaltung des Linienbusverkehrs durch die landeseigenen Verkehrsbetriebe ist deshalb im GVS21 ebenso die Rede wie von einer flächendeckenden Rufbereitschaft, die allen Burgenländern innerhalb einer Stunde ein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung stellt. Das Angebot an Radwegen soll weiter ausgebaut, Elektromobilität forciert werden.
Klimawandel als wesentlicher Faktor
Begründet wird die Politur der Gesamtverkehrsstrategie damit, die bis dato geltende aus dem Jahre 2014 musste „auf die neuen Anforderungen und Bedürfnisse ausgerichtet werden“.
Was damit gemeint ist? Wesentlicher Faktor bei der Ausarbeitung der GVS21 „war der Klimawandel“, betonte Dorner: „Wir wissen, der Verkehr hat einen wesentlichen Anteil am CO²-Ausstoß, was in der Gesamtverkehrsstrategie berücksichtigt wird.“
Etwa dadurch, dass Straßenbau-Projekte darin kaum eine Rolle spielen. Anders als in der Verkehrsstrategie 2014, in der die Verlängerung der A3 bis zum Grenzübergang Klingenbach, der S31 (B61a) von Oberpullendorf bis zur Grenze Rattersdorf/Koszeg und der Bau der S7 von der A2 bis zum Grenzübergang Heiligenkreuz genannt worden sind.
Die B61a ist gebaut, an der S7 wird gebaut, nur die A3-Verlängerung wurde von Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) ad acta gelegt.
Rahmen für Straße & Schiene
Insgesamt umfasst die Gesamtverkehrsstrategie GVS21 fünf Kernbereiche und 140 Einzelmaßnahmen.
Die Strategie ist Leitbild des Landes für alle künftigen Konzepte und Detailplanungen im Verkehrsbereich.
6.000 Teilnehmer
einer Online-Befragung im Winter 2020 haben ihre Wünsche deponiert.
Ein Detail: Öffentliche Verkehrsmittel würden verstärkt genutzt, wenn es mehr Direktverbindungen und kürzere Fahrzeiten gäbe.
Allerdings sind die neuen Anforderungen der GVS21 anscheinend zu einem Gutteil auch die alten, wie ein Blick in die von der letzten rot-schwarzen Proporzregierung 2014 beschlossene Strategie nahelegt: Schon damals standen Mobilität in Gemeinden und Regionen, Ausbau der grenzüberschreitenden Schiene und der Elektromobilität ganz oben. Als Landesverkehrskoordinator war Peter Zinggl auch damals schon dabei.
2014 waren auch die direkte Bahnverbindung Eisenstadt-Wien und die dafür erforderliche Schleife Eisenstadt auf dem Wulkaprodersdorfer Hotter Thema. Die Schleife, deren Planung viel weiter zurückreicht, befindet sich 2021 noch immer in der Warteschleife.
Jetzt heißt es, aus dem Raum Eisenstadt solle man in etwas mehr als einer halben Stunde in Wien sein. Voraussetzung ist ein neuer Verkehrsknotenpunkt im Raum Großhöflein. Wann? „In den nächsten Jahren“, hieß es aus Dorners Büro. Denn auch der Bund müsse mitziehen.
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