Auch das noch: Biblischer Plagenkäfer am Neusiedler See
Ein sommerlicher Ausflug nach Illmitz zum Neusiedler See endete für eine Wiener Familie damit, dass in den Tagen danach bei mehreren Mitgliedern rote Ausschläge auf der Haut auftraten.
Als Ursache hatten sie einen rot-schwarzen Käfer in Verdacht, der ihnen aufgrund des ungewöhnlichen Aussehens auf den Picknickdecken aufgefallen war. Die These: Es könnte sich um den afrikanischen Paederus-Käfer handeln.
Die Familie schaltete die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) ein, die daraufhin mit Fallen ausrückte. Und tatsächlich: Es sei der „erste Ausbruch der Dermatitis linearis genannten Hautausschläge im Zusammenhang mit Paederus-Arten in Österreich“, heißt es in einem Kurz-Bericht der AGES, der dem KURIER vorliegt.
Der Käfer ist auch deswegen interessant, weil Wissenschafter davon ausgehen, dass einige der zehn biblischen Plagen auf den Paederus zurückzuführen seien. Mehr dazu weiter unten.
Diese Theorie wurde bereits 2002 in The Lancet publiziert, einer der renommiertesten medizinischen Zeitschriften der Welt. Dort wird spekuliert, dass die dritte und vierte Plage „eine Invasion von Paederus war, (...) ein blasenverursachender Käfer, der im Nildelta lebt und dessen Population unter den Bedingungen der ersten beiden Plagen explodierte“.
Käfer sorgte für evakuierte Dörfer
Massenbrütungen hätten in der Vergangenheit außerdem bereits für Evakuierungen von Dörfern gesorgt, heißt es im Bericht der AGES.
Derzeit müsse man aber nicht beunruhigt sein, erklärt Karin Bakran-Lebl vom Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene der AGES. Es wären auch nur 30 Exemplare in die Falle gegangen. Und: „Der Käfer will uns Menschen nichts Böses“, sagt Bakran-Lebl.
Im Gegensatz etwa zur Tigermücke, die ebenfalls in Österreich angesiedelt ist, und gezielt nach Menschen und deren Blut sucht. Die AGES wird die Situation weiter beobachten und bittet um Kontaktaufnahme bei Sichtungen.
Keine Panik
Die Käfer greifen Menschen nicht an und beißen nicht
Nicht zerquetschen
Die Tiere nicht zu grob von der Haut abstreifen: Es kann sonst das Gift Pederin abgesondert werden: Es kann zu Hautrötungen, Juckreiz und Ödemen führen – auch bis zu vier Tage nach dem Kontakt
Augen schützen
Das Gift kann eine Bindehautentzündung verursachen, genannt „Nairobi Eye“, die im schlimmsten Fall zum Erblinden führt
Meldung an die AGES
Wenden Sie sich an das zuständige Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene unter Tel. +4350555-37111
Dass der Käfer, der sonst in tropischen oder subtropischen Gegenden beheimatet ist, nun in Österreich auftaucht, dürfte laut AGES auf den Klimawandel zurückzuführen sein. Dass sich die Ausbreitung invasiver Arten verstärkt, zeigt sich auch daran, dass seit 2015 in einer eigenen EU-Verordnung Bestimmungen zur Bekämpfung und Prävention geregelt sind.
Paederus, Ragweed & Co.
„Es gibt Hunderte gebietsfremde Arten in Österreich“, sagt Wolfgang Rabitsch vom Umweltbundesamt. Aber nur ein geringer Prozentsatz mache wirklich Probleme. Die dafür gehörig. Als Beispiel nennt er die Pflanze Ragweed, die besonders Pollenallergikern ein Begriff sein dürfte. Diese verursache jährlich Kosten in Millionenhöhe – für die Bekämpfung der Pflanze und die Behandlung der Betroffenen.
Heimische Tiere und Pflanzen sind nicht gegen eingeschleppte Arten geschützt. Durch amerikanische Flusskrebse wurde zum Beispiel ein Erreger eingeschleppt, der bei einheimischen Flusskrebsen die tödliche Krebspest auslöst.
In Wien wird derzeit mit der Goldrute gekämpft – die gelbblühende Pflanze hemmt andere beim Wachsen, damit gehen notwendige Futterpflanzen für Tiere verloren. Im Juli waren darum im Auftrag der MA 49 fünf Personen im Lainzer Tiergarten unterwegs und haben auf einer 20 Hektar großen Fläche Goldruten händisch ausgerissen, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.
Die zehn Plagen: Erzählung zum Auszug aus Ägypten
Die biblische Erzählung zu den zehn Plagen findet sich im 2. Buch Mose (Exodus). Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Schilderung über den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Gott wollte demnach sein Volk aus der ägyptischen Knechtschaft befreien. Der Pharao weigerte sich aber, die Israeliten ziehen zu lassen. Die zehn Plagen führten schließlich dazu, dass der Auszug doch gestattet wurde.
In der Wissenschaft gibt es mehrere Theorien zu der Entstehung der Geschichte. Es könnten viele einzelne Probleme der damaligen Zeit im Alten Testament zu einem Schreckensszenario zusammengefasst worden sein.
Möglich ist allerdings auch, dass eine gravierende Katastrophe eine ökologische Kettenreaktion ausgelöst hat. Als Ursache wird hier etwa der Ausbruch des Vulkans Thera (16. oder 17. Jahrhundert vor Chr.) angeführt.
In der Forschung gibt es die Meinung, dass zumindest die ersten neun Plagen aufeinandergefolgt sein könnten.
Das würde auch die Theorie zum Paederus-Käfer stützen. Dieser könnte dank der ersten Plagen ideale Brutbedingungen vorgefunden haben. Die beschriebenen eitrigen Beulen in der sechsten Plage passen zu den vom Gift des Käfers ausgelösten Hautkrankheiten.
Was sind die zehn biblischen Plagen?
- Plage: Blut
Der Nil, verwandelte sich in Blut. Das dadurch ausgelöste Fischsterben verpestete das Wasser im ganzen Land.
- Plage: Frösche
Die Frösche retteten sich aufs Land, verendeten dort aber – auch ihre Kadaver verpesteten das Land.
- Plage: Stechmücken
Der Staub verwandelte sich in Mücken, diese griffen Menschen und Tiere an.
- Plage: Stechfliegen
Das Ungeziefer drang in alle Häuser Ägyptens ein.
- Plage: Viehpest
Die Krankheit raffte alle Pferde, Kamele, Rinder und Schafe dahin.
- Plage: Schwarze Blattern
Menschen und Vieh wurden von eitrigen Geschwüren befallen.
- Plage: Hagel
Heftiger Hagel vernichtete die Ernte. Dabei wurden auch Menschen und Tiere erschlagen.
- Plage: Heuschrecken
Was vom Hagel verschont geblieben war, vernichteten Heuschrecken.
- Plage: Finsternis
Drei Tage Dunkelheit verunmöglichte die Orientierung.
- Plage: Tod aller Erstgeborenen
Alle Erstgeborenen sowohl von Menschen als auch von Tieren starben.
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