Land und Gemeinde Siegendorf retten Fußballverein
Solide ist der Mittelfeldplatz des ASV Siegendorf in der Tabelle der Regionalliga Ost nur auf den ersten Blick, denn der Abstand zu den Abstiegsplätzen ist verschwindend gering. Finanziell befindet sich der Fußballverein bereits jetzt mitten im Abstiegskampf.
Land und Gemeinde springen mit insgesamt 180.000 Euro ein - und sehen Gegenwart und Zukunft des 1930 gegründeten Arbeitersportvereins Zur Voffenbar weit düsterer als der Klubvorstand.
Zur Vorgeschichte: Mitte September hat Präsident Peter Krenmayr nach mehr als acht Jahren an der Spitze den ASV verlassen. Ende September fasste der Siegendorfer Gemeinderat einstimmig den Beschluss, den Traditionsklub finanziell über Wasser zu halten.
Denn, so sagte SPÖ-Bürgermeisterin Rita Stenger laut Protokoll der Gemeinderatssitzung am 30. September: Der Verein stehe nun ohne Sponsor da, somit seien auch keine liquiden Mittel für den weiteren Spielbetrieb in der dritthöchsten Leistungsklasse des österreichischen Fußballs vorhanden.
Der ASV brauche knapp 200.000 Euro, um die Herbstsaion fertig zu spielen und eine Insolvenz zu vermeiden. Die Hälfte des Geldes sei für den Spielbetrieb, die andere zur Bedienung von Verbindlichkeiten.
140.000 Euro, so berichtete die Bürgermeisterin dem Gemeinderat, kämen als Bedarfszuweisung vom Land. Stenger und der ASV-Vorstand seien deshalb schon bei LH Hans Peter Doskozil (SPÖ) gewesen.
Das Geld vom Land komme voraussichtlich Ende des Jahres und werde von der Marktgemeinde vorfinanziert. Es diene dazu, "den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten", steht im Gemeinderatsprotokoll. Auf KURIER-Nachfrage im Doskozil-Büro wird indes versichert, die Mittel seien für "Nachwuchsarbeit und Infrastrukturbedarf" zweckgebunden. Was passiert, sollte der ASV dennoch insolvent werden, bleibt unbeantwortet.
Zusätzlich steuert die Kommune bis Jahresende maximal 40.000 Euro aus dem eigenen Budget bei. Damit sollen ausstehende Zahlungen des ASV (Betriebskosten, Platzsanierungskosten etc.) beglichen werden. Nach Vorlage der Rechnungen zahlt die Gemeinde direkt an die ausführenden Firmen, der ASV bekommt von der Gemeinde kein Geld in die Hand.
Wie hoch der Schuldenstand des Vereins sei, kann ASV-Obmann Stefan Strommer am Dienstag noch nicht genau beziffern, es handle sich aber nur um einen niedrigen fünfstelligen Euro-Betrag. Man sei in Verhandlungen mit neuen Sponsoren, um den Spielbetrieb zu finanzieren.
Anders als die Ortschefin, die von einem Neubeginn des ASV in der "untersten Spielklasse und mit einem neuen Vorstand" spricht, sieht man im Verein auch die sportliche Zukunft.
Man werde die ganze Meisterschaft in der RLO, also bis Frühsommer 2025, zu Ende spielen. Schaffe man den Klassenerhalt, bleibe man oben, ein Abstieg in die Landesliga sei aber auch "kein Malheur", sagt Strommer. Von einem Zwangsabstieg in die 2. Klasse Mitte will er nichts hören.
Die Generalversammlung des Vereins werde im kommenden Jänner stattfinden. Er würde sich wünschen, künftig in die zweite oder dritte Reihe zurücktreten zu können, sagt Strommer nach Jahrzehnten als ehrenamtlicher Fußballfunktionär. Das gelte auch für andere Vorstandsmitglieder, die "60 plus" sind.
Aber ob sich jemand findet, könne er beim besten Willen nicht sagen.
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