Burgenland: Rücken- und Gegenwind für Ökostrom

Burgenland: Rücken- und Gegenwind für Ökostrom
Energie Burgenland reduziert Anzahl der Anlagen in Gols und erhöht gleichzeitig Leistung der Windräder.

Wenn es stürmt, beginnen die Augen von Energie Burgenland-Vorstandsvorsitzenden Michael Gerbavsits zu leuchten. Denn kein anderer österreichischer Energiekonzern produziert so viel Strom aus Windkraft wie die Energie Burgenland (siehe Fakten).

 

225 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 522 Megawatt betreibt der Stromversorger, in den kommenden 6 Jahren soll dieser Wert auf 650 Megawatt ausgebaut werden. Die Investitionskosten liegen bei 233 Millionen Euro. Das Burgenland selbst ist bereits seit 2013 rechnerisch energieautark, 2019 wurde um 60 Prozent mehr Strom produziert als verbraucht.

Neue Anlagen für den Windpark Gols

Mehr Leistung bedeutet allerdings nicht zwangsläufig auch mehr Anlagen. So werden etwa die derzeit bestehenden 11 Windräder des Windpark Gols durch 4 neue und hochmoderne Anlagen ersetzt und die Gesamtleistung dadurch sogar von 13,8 auf 16,8 Megawatt erhöht.

450 Windkraft-Anlagen
gibt es im Burgenland, die meisten davon stehen im Bezirk Neusiedl am See

1.123 Megawatt
beträgt ihre Leistung, das ist mehr als ein Drittel aller in Österreich vorhandenen Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 3.159 Megawatt

2,6 Milliarden Kilowattstunden
werden im Burgenland produziert, das sind 37 Prozent der österreichischen Gesamtleistung, 738.000 Haushalte können so mit Strom aus Windenergie versorgt werden

„Repowering“ nennt sich das im Fachjargon, das Projekt soll im kommenden Sommer abgeschlossen und auch weithin sichtbar sein. Denn die leistungsstarken Enercon E 138 Windkraftanlagen haben eine Nabenhöhe von 131 bis 160 Meter mit einem Rotordurchmesser von 138 Meter – Daumen mal Pi also eine Maximalhöhe von rund 230 Metern. Die derzeitigen Türme haben eine Gesamthöhe von etwas mehr als 100 Metern.

All das geschieht laut Gerbavsits allerdings unter der Prämisse, die Projekte im Einklang mit der Bevölkerung und der Natur umzusetzen. Der Golser Bürgermeister Hans Schrammel ist jedenfalls „froh, dass in unserer Gemeinde ein wesentlicher Beitrag zur saubern und nachhaltigen Energieversorgung geleistet wird“, wie er beim Spatenstich betonte.

Burgenland: Rücken- und Gegenwind für Ökostrom

Auch SPÖ-Landesrat Christian Illedits sieht eine „Fortsetzung des vorausschauenden Weges zur nachhaltigen Nutzung unserer natürlichen Ressourcen".

Fotovoltaik: Projekte in allen Landesteilen

Zu diesen gehört neben Wind auch die Sonne, gerade im Burgenland. Anfang Juni präsentierte die Energie Burgenland ihre neue Fotovoltaik-Strategie. Bis 2030 soll die Erzeugung von Ökostrom aus diesen Anlagen auf 650 Megawatt gesteigert werden. 500 Megawatt davon sollen im Burgenland entstehen, zum Beispiel auf Dächern oder Freiflächen. „Derzeit arbeiten wir an Projekten in allen Landesteilen“, heißt es dazu vom Energiekonzern. Voraussetzung sei allerdings das sogenannte „Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz“, kurz AEG, das im Jänner 2021 in Kraft treten sollen.

Laut KURIER-Informationen werden schon Pacht-Angebote für Grundstücksbesitzer rund um bestehende Umspannwerke geschnürt – zu weit höheren Preisen, als derzeit die Landwirtschaft zahlt. Langfristig soll die Fotovoltaik ein gleich großes Standbein der Energie Burgenland werden wie die Windkraft, so der Konzern.

Gegenwind im Südburgenland

Bislang konzentrierten sich die Windpark-Betreiber eher auf das windstarke Nordburgenland. Durch neue Technologien rückt langsam aber auch das vergleichsweise windarme Südburgenland in den Fokus. Die Energie Burgenland hat dafür bereits vor längerer Zeit Grundstücke in Rechnitz und Schachendorf optioniert.

„Derzeit gibt es noch keine Hinweise, dass diese Gebiete als Eignungszonen festgelegt werden. Außerdem hängt eine Investition davon ab, ob die Produzenten Schwachwindanlagen zur Verfügung stellen können“, sagt eine Sprecherin der Energie Burgenland. Jene Anlagen, die derzeit im Nordburgenland zum Einsatz kommen, seien im Süden jedenfalls nicht effizient einsetzbar.

Pläne im Pinkatal

Auch im Pinkatal gab es zuletzt Anfragen von Windparkbetreibern. Konkret geht es um die Gemeinden Eberau und Bildein. Dazu befragt, winken allerdings beide ÖVP-Bürgermeister zunächst ab. Es gebe zwar Interessenten, aber die Projekte seien unkonkret und noch nicht spruchreif, sind sich Eberaus Bürgermeister Johann Weber und Bildeins Ortschef Walter Temmel einig. Das Thema werde in der jeweiligen Gemeinderatssitzung besprochen.

Hinter den Kulissen sickerte allerdings durch, dass es bereits konkrete Pacht-Angebote gibt, die weit über den ortsüblichen Preisen liegen. In Summe sollen sechs bis acht bis zu 240 Meter hohe Windräder in Bildein und drei  weitere in Eberau, jeweils in Grenznähe, entstehen. Bei den Pinkatalern hält sich die Freude darüber in Grenzen. Aber Weber beruhigt: „Ohne Gemeinde, ohne Bevölkerung geht da gar nichts.“ Sollten die Pläne konkret werden, könne er sich auch eine Volksbefragung vorstellen

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