Wie die Chancen für Doskozil, Hofer und Sagartz stehen
Erstmals seit 1945 haben Kandidaten von Rot, Schwarz und Blau Chancen auf den Sessel des Landeshauptmanns. Die absolut regierende SPÖ warnt vor Blau-Schwarz und vergisst auf rot-blaue Allianzen
Die Landtagswahl am 19. Jänner 2025 ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Ein Streifzug durch burgenländische Besonderheiten.
Drei Männer wollen Landeshauptmann werden
Seit 1945 konnten immer nur ÖVP und SPÖ Anspruch auf den Chefsessel im Eisenstädter Landhaus erheben. In der Zweiten Republik gab es bisher nur schwarze (bis 1964) oder rote (seither) Landeshauptleute. Seit 2020 regiert die „Liste Doskozil – SPÖ Burgenland“ mit absoluter Mehrheit (49,9 Prozent) und großem Abstand zur ÖVP (30,6 Prozent).
Dieses Mal könnte ein Blauer den eintönig gewordenen Paarlauf durcheinanderwirbeln.
Spitzenkandidat Norbert Hofer wird zugetraut, die Freiheitlichen von derzeit knapp zehn auf deutlich über 20 Prozent zu hieven und dazu beizutragen, die Roten deutlich unter 50 Prozent zu drücken.
„Ich komme nicht, um Zweiter zu werden“, hat der frühere 3. Nationalratspräsident Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) den Fehdehandschuh hingeworfen.
Auch ÖVP-Obmann Christian Sagartz – wahrlich kein Mann rhetorischer Kraftmeierei – hat bekundet, dass er Erster werden will.
Roter Evergreen: Warnung vor Blau-Schwarz
Aber wie viel Wirklichkeit steckt in diesen oppositionellen Wünschen? Dass die SPÖ unangefochten Nummer eins bleibt, bezweifeln weder die Konkurrenten noch die einzige bisher veröffentlichte Umfrage im Auftrag der bvz: Sie sieht die SPÖ bei 47 Prozent, die FPÖ bei 25 und die ÖVP bei 21 Prozent. Die Grünen müssen demnach um den Verbleib im Landtag zittern.
Sollten nur noch drei Parteien den Einzug schaffen, ist eine blau-schwarze Mandatsmehrheit zumindest im Bereich des Möglichen. Mehr aber auch nicht: Denn anders als im Bund ist im Burgenland in der Verfassung festgeschrieben, dass die stärkste Partei die anderen Parteien „zu ersten Verhandlungen zur Bildung der neuen Landesregierung“ einlädt.
Diesem Vorrecht der stärksten Partei haben Hofer und Sagartz Tribut gezollt und ihren kecken Führungsanspruch relativiert. Er sei keiner, der nicht zur Kenntnis nehme, „dass ein Wahlergebnis ist, wie es ist“, so Hofer.
Und Sagartz nennt als Wahlziele mittlerweile das Brechen der SPÖ-Absoluten und die Rückkehr der ÖVP in die Landesregierung. Aus der war sie 2015 geflogen, nachdem die SPÖ unter LH Hans Niessl im Eilzugstempo eine Koalition mit den Blauen geschmiedet hatte.
Übrigens unter tatkräftiger Beteiligung Doskozils, damals noch Landespolizeidirektor und enger Niessl-Vertrauter.
Und jetzt? Sollten es die Kräfteverhältnisse erlauben, werden FPÖ und ÖVP eine Regierung bilden, zeigte sich Doskozil vor Weihnachten überzeugt.
Freilich: Nicht nur 2015 war es anders. Nach der Wendewahl 1964 wurde Hans Bögl (SPÖ) dank der Stimme eines FPÖ-Abgeordneten Landeshauptmann.
1987 schien Schwarz-Blau sicher, ehe vermutlich ein Blauer umfiel und den Roten den Landeshauptmann rettete.
Vorrang für die Vorzugsstimme
Bei der kommenden Landtagswahl haben Vorzugsstimmen so viel Gewicht wie nie: Die Zuteilung der Mandate in den sieben Regionalwahlkreisen richtet sich ausschließlich nach der Anzahl der Vorzugsstimmen.
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