Doskozil will sich von achter OP nicht bremsen lassen
„Routine“ – dieses Wort kommt in den drei Absätzen, in denen Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Dienstag auf Facebook über seine jüngste Kehlkopfoperation informiert, zweimal vor.
Am Anfang und am Ende seines Postings will der 54-Jährige damit der Öffentlichkeit Normalität signalisieren und seine Anhänger beruhigen.
„Da geht es mir nicht anders als vielen Menschen, die eine chronische gesundheitliche Beeinträchtigung haben und trotzdem ihren Beruf und ihren Alltag meistern“, schreibt Doskozil.
Beruf und Alltag meistern?
Doskozils Aufgabe ist etwas eminenter: Der eigenwillige rote Grande aus Pannonien hat in gut zwei Monaten (am 19. Jänner 2025) eine Landtagswahl zu schlagen und will seine 2020 errungene absolute Mehrheit verteidigen.
Dieses Alleinstellungsmerkmal im Konzert der Bundesländer möchte der Burgenländer unter allen Umständen konservieren. Wobei die Aufgabe für die „Liste Doskozil – SPÖ Burgenland“ ungleich schwieriger geworden ist, seit Norbert Hofer (FPÖ) seine Spitzenkandidatur angekündigt hat. Angesichts dieser Herausforderung kommt die – seit 2018 bereits achte – Operation für Doskozil und die Seinen zur Unzeit.
Dass die Roten den Ball flach halten wollten, zeigt sich auch an der Kommunikationspolitik. Dienstagvormittag war ein gemeinsamer Presseauftritt Doskozils mit dem Eisenstädter ÖVP-Bürgermeister Thomas Steiner geplant – ein rares Zusammentreffen.
Aber erst Montagabend, drei Tage nach der Operation, wurde das Rathaus der Freistadt von der Absage informiert.
Heuer schon zweite OP
Der am vergangenen Freitag erfolgte Eingriff in der Universitätsklinik Leipzig im Osten Deutschlands ist heuer schon der zweite, zuletzt wurde Doskozil im März behandelt. Nach eigenen Angaben leidet er an einer seltenen, aber ungefährlichen Verhärtung der Knorpelstruktur des Kehlkopfes.
Nun musste abermals aufgrund „der Verknöcherung eine Korrektur vorgenommen werden“. Die OP sei „komplikationslos“ verlaufen, voraussichtlich Ende der Woche werde er wieder im Burgenland sein, kündigt der frühere Verteidigungsminister an.
Online arbeite der Landeshauptmann schon von Leipzig aus, eine Vertretung durch ein anderes rotes Regierungsmitglied sei nicht notwendig, hieß es am Dienstag aus seinem Büro. Nur bei der obligatorischen Regierungssitzung führe Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf den Vorsitz.
Öffentliche Auftritte Doskozils werde es wieder geben, sobald es der Heilungsfortschritt erlaube.
Das kann sich auch ziehen, wie man aus der Vergangenheit weiß: Auch vor der Landtagswahl im Jänner 2020 musste Doskozil unters Messer und trat damals Mitte November erstmals wieder im Landtag auf, rund drei Wochen später als ursprünglich geplant.
Da kommt es der SPÖ zupass, dass sie den Wahlkampf dieses Mal offiziell erst am 6. Jänner starten will und Doskozil kaum noch bekannter werden kann, als er schon ist – im Burgenland und darüber hinaus.
In seinem Büro hat man deshalb auch wenig Verständnis, als der KURIER fragt, ob die Operation Auswirkungen auf Doskozils Spitzenkandidatur im Jänner habe. Die Antwort kurz und bündig: „Selbstverständlich nicht“!
Ganz und gar nicht selbstverständlich ist, dass Norbert Hofer die ersten Genesungswünsche an seinen Kontrahenten schickte: Er wünsche „einen guten Heilungsverlauf und rasche Genesung“. Hofer betont, dass er „unabhängig von der politischen Auseinandersetzung die Gesundheit seines Mitbewerbers über alles stellt“.
Vielleicht braucht Doskozil nach der Wahl ja doch einen Partner.
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