Die Volkspartei konfrontierte Doskozil, der bei der Landtagswahl im kommenden Jänner seine absolute Mehrheit von 2020 verteidigen möchte, gleich mit einem Dauerbrenner im längst rotierenden Wahlkampf. Der „Einkaufstour“ des Landeshauptmannes und den „Neugründungen“ von Landesgesellschaften – von der Therme Stegersbach über die ehemalige Zuckerfabrik Siegendorf bis zur geplanten Landesmolkerei.
Doskozil rechtfertigte sich damit, dass die Unternehmen aufs Land zukämen, nicht umgekehrt. Das Land stabilisiere Firmen oder investiere dort, wo „sonst niemand investiert“. "Sie werden doch nicht glauben, dass der frühere Eigentümer (Karl Reiter, Anm.) nicht schon davor alles versucht hat, die Therme zu verkaufen", ereiferte sich Doskozil.
Thema war auch die geplante Landesmolkerei, die Doskozil vor zwei Monaten völlig überraschend aufs Tapet gebracht hatte - 15 Jahre, nachdem in Oberwart die letzte burgenländische Molkerei geschlossen hat.
Es handle sich um keine Landesmolkerei, entgegnete Doskozil, vielmehr habe sich ein mittelburgenländischer Biobetrieb bereit erklärt, die Molkerei mit Förderungen des Landes zu gründen und zu führen. Die ÖVP spiele mit Halbwahrheiten, Unwahrheiten und Sticheleien. Tatsächlich war in der Aussendung des Landes im Februar aber von "Burgenland-Molkerei" und "Landesmolkerei" zu lesen.
Der KURIER sprach danach mit den beiden Biobetrieben im Bezirk Oberpullendorf. Fazit: Es habe zwar Gespräche gegeben, aber ansonsten "nichts Konkretes", sagte einer der Bauern. Ob er grundsätzlich bereit sei, eine Molkerei mit Landesförderungen aufzubauen und zu betreiben? "Dazu kann ich derzeit nichts sagen".
Der andere Bauer hat kein Interesse. Im Landeshauptmannbüro bleibt man dabei, man werde das Projekt mit einem privaten Betreiber vorbereiten und zu gegebenem Zeitpunkt präsentieren.
Im Zusammenhang mit der vorzeitigen Kündigung der vom Land finanzierten Medizinerausbildung durch die DPU-Privatuni Krems (der KURIER hat berichtet), ging Doskozil in die Offensive: Das Burgenland sei selbstbewusst genug, eine "eigene Privatuni zu gründen" um die Mediziner für den eigenen Bedarf auszubilden. Innerhalb von drei Jahren wolle man die "Akkreditierung schaffen".
Um 10.10 Uhr hatte die Fragestunde begonnen, um 11.28 Uhr erklärte sie Landtagspräsident Robert Hergovich "durch Zeitablauf für beendet". Kaum hatte Hergovich das gesagt, verließ Doskozil schon den Landtagssitzungssaal, drei weitere SPÖ-Regierungsmitglieder folgten ihm. Im Saal blieb von der SPÖ-Alleinregierung nur mehr ein Mitglied - Landesrat Heinrich Dorner.
Der Landeshauptmann stand später noch einmal im Mittelpunkt, die FPÖ stellte ihm 44 Fragen zur Corona-Politik im Burgenland. Die ÖVP thematisierte die vorjährige USA-Reise einer Delegation mit Doskozil an der Spitze. Und am Anfang, gleich nach der Fragestunde, wurden auf Antrag der Grünen Maßnahmen gegen den Leerstand von Gewerbeimmobilien debattiert.
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