Bunte Vögel und arme Hunde

Bunte Vögel und arme Hunde
Im Tierschutzhaus Sonnenhof sind 180 Tiere untergebracht. Hier landen Hunde, die ihren Besitzern über den Kopf wachsen, ebenso wie behördlich abgenommene Tiere und geschmuggelte Welpen

Rosellasittich Tweety ist ein Exot im Sonnenhof. Denn unter den insgesamt rund 180 Tieren im burgenländischen Tierschutzhaus dominieren Katzen (110) und Hunde (60). 

Neben zugelaufenen - oder zugeflogenen - Tieren, finden im 2012 eröffneten Sonnenhof zwischen Eisenstadt und Siegendorf auch Tiere Unterschlupf, die nach einer Abnahme behördlich zugewiesen werden.

Die restlichen Kapazitäten stehen für Tiere zur Verfügung, die ihren Haltern zu anstrengend oder zu gefährlich geworden sind. 

Im langjährigen Schnitt machen die Privatabgaben zwischen zehn und 15 Prozent der Sonnenhoftiere aus, schätzt Geschäftsführer Wolfgang Böck, der das einzige Tierschutzhaus des Landes seit der Gründung leitet. Zu Zeiten der Pandemie lag der Anteil zeitweise bei 25 Prozent.

Reduziert hat sich zuletzt auch der Zulauf aus dem grenzüberschreitenden Welpenhandel. Musste in früheren Jahren mitunter über Nacht Platz für Dutzende Hunde oder Katzen geschaffen werden, die bei Grenzkontrollen von der Polizei in Kastenwägen osteuropäischer Schmuggler entdeckt worden waren, "hat sich der Welpenhandel mittlerweile verschoben, sagt Böck. 

Statt im Dutzend werde nun en detail geliefert, bestätigt man auf KURIER-Anfrage auch in der Landespolizeidirektion. In den vergangenen zwei Monaten, so berichtet ein Beamter, habe es zwei Fälle gegeben, ein Täter wurde bereits ausgeforscht.

Meist handle es sich um Geschäfte aus dem Kofferraum. Über soziale Medien werde der Handel angebahnt und ein Treffpunkt zur Übergabe des Vierbeiners vereinbart. 

Der Preis sei "extrem günstig", so die Polizei, aber das dicke Ende komme erst später. Die geschmuggelten Tiere seien meist krank oder verhaltensauffällig, weil nie sozialisiert. 

Die neuen Besitzer müssten dann ein Vielfaches des Kaufpreises für Behandlungen beim Tierarzt ausgeben - und nicht selten würden die Hunde und Katzen ins Tierschutzhaus abgeschoben. 

Die Tierärzte sind es auch, die der Polizei Hinweise geben, sagt der Beamte. Schmuggler dingfest zu machen, sei schwierig. Selbst wenn deren Identität bekannt sei, hätten Rechtshilfeersuchen an die Polizei im Ausland wenig Aussicht auf Erfolg. 

Die Käufer der Welpen müssen aber mit Verwaltungsstrafen rechnen. Das Schmuggeln von Hund und Katz sei Teil der organisierten Kriminalität, genau so wie der Drogenhandel, sagen Veterinär Böck und die Kriminalisten unisono. 

Um diese und alle anderen Tiere gegebenfalls zu therapieren, werde im Sonnenhof extrem viel Energie und Zeit verwendet, so Böck. Das Ziel: Sie so schnell wie möglich "an tierliebende Menschen zu vermitteln". 

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