Bürgermeister mobilisieren gegen Bahn-Terminal bei Parndorf
Während im Südburgenland die Bahngleise zwischen Bad Tatzmannsdorf und Oberschützen zurückgebaut werden (der KURIER hat berichtet), plagen die nordburgenländischen Bürgermeister und den Ortschef von Bruck/Leitha, Gerhard Weil (SPÖ), ganz andere Sorgen.
Die Region Parndorfer Platte soll wieder als erster Kandidat für das Güterterminal an der Endstation der geplanten Verlängerung der Breitspurbahn in Richtung Wien im Gespräch sein.
Verhandlungen in China, Protest im Osten Österreichs
Der Zeitpunkt der Pressekonferenz am Freitag wurde nicht zufällig gewählt, derzeit findet der zweite Gipfel zur „neuen Seidenstraße“ in Peking statt, an der auch Bundeskanzler Sebastian Kurz mit einer Wirtschaftsdelegation teilnimmt. Die Verlängerung der Breitspurbahn ist ein Teil des chinesischen Großprojekts.
Außerdem soll Anfang Mai im Infrastrukturministerium von Norbert Hofer (FPÖ) die Arbeit für das Konzept „Strategische Planung Verkehr“ beginnen.
Brennpunkt Verkehr
Dass sich die Region in der Nähe von Wien und Flughafen mit den Autobahnen A4 und A6 für ein derartiges Verkehrsgroßprojekt eignet, liegt auf der Hand. „Das Burgenland gehört zu den Regionen, die für einen möglichen Standort infrage kommen“, bestätigt ein Sprecher des Ministeriums und verweist darauf, dass Parndorf aus dem Rennen ist: „Wenn eine Gemeinde nicht will und nein sagt, geht das Projekt nicht durch – Stichwort Flächenwidmung.“
Das sehen die Bürgermeister Gerhard Weil (Bruck, SPÖ), Elisabeth Böhm (Neusiedl am See, SPÖ), Gerhard Dreiszker (Bruckneudorf, SPÖ), Karl Lentsch (Neudorf, SPÖ), Wolfgang Kovacs (Parndorf, LIPA) und der niederösterreichische Landtagsabgeordnete Rainer Windholz (SPÖ) anders.
Bei einer der jüngsten Präsentationen des Projekts soll die Region rund um Parndorf wieder als aussichtsreichster Standort für das Güterterminal genannt worden sein. „Wenn dieser Bahnhof kommt, ist es vorbei. Dann ersticken wir im Verkehr“, sagt Dreiszker.
Die Ortschefs befürchten eine Verschlechterung der Lebensqualität, massiv steigendes Verkehrsaufkommen und eine Zerstörung der intakten Natur in der an den Nationalpark Neusiedler See angrenzenden Region mit vielen Natura2000-Gebieten.
Eines der Indizien für die Planung des Terminals in der Region ist für die Kommunalpolitiker der dreispurige Ausbau der A4, quasi als Vorleistung für den zunehmenden Lkw-Verkehr. Denn obwohl das Terminal als Knotenpunkt und Verbindungsglied zwischen Breitspur- und herkömmlicher Eisenbahn gedacht sei, werde nicht jeder Container von Zug zu Zug verladen. Deshalb gehen die Projektgegner im Fall der Umsetzung von zusätzlichen 650 Lkw täglich aus.
Mittlerweile werden in einzelnen Gemeinden Unterschriften gesammelt und Bürgerinitiativen gegründet, um bei UVP-Verfahren Parteienstellung zu erlangen und alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen zu können.
Der Sprecher des Infrastrukturministeriums beruhigt jedenfalls: „Wir prüfen bis Ende des Jahres alle Möglichkeiten, dann legen wir sie auf den Tisch und reden darüber. Parndorf ist aus dem Rennen, alles andere wird geprüft.“
Hintergrund
Die neue Seidenstraße - Verkehrswege in Planung:
Das chinesische Großprojekt hat das Ziel, Europa und Asien wirtschaftlich enger zu verbinden – hauptsächlich über schnelleren Warenverkehr. Schiffe brauchen von Asien nach Europa derzeit 30 bis 40 Tage, die Bahn 14 bis 16 Tage. Das Volumen wächst: 2014 fuhren 300 Züge, 2030 sollen es bereits 10.000 sein.
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