Brauchtum: Wie in Pannonien Ostern gefeiert wird

Brauchtum: Wie in Pannonien Ostern gefeiert wird
Osterfeuer und Eierkratzen sind den meisten bekannt, doch wussten Sie, was es mit Osterschnalzen und dem Aufpalmen auf sich hat?

Seit Wochen ist die Jugend von Stoob (Bezirk Oberpullendorf) Feuer und Flamme, um eine alte Tradition hoch leben zu lassen. Gemeinsam wurde Holz gesammelt, um den Plutzer zu schaffen. Der typische Stoober-Krug, sonst aus Ton gefertigt, wird für das Osterfeuer aus Holz gemacht.

„Dafür ist viel Geschick erforderlich, der Holz-Plutzer ist ein Kunstwerk“, sagt Bürgermeister Bruno Stutzenstein. Etwa fünf Meter hoch ist der „Burning Plutzer“, der am Karsamstag, in Flammen aufgehen soll.

Auch in anderen Dörfern wird zum Osterfeuer geladen; rechtlich möglich macht die Brauchtumspflege eine Ausnahmeverordnung des Landes. Zu hoffen bleibt allerdings, dass auch das Wetter mitspielt.

Die meisten Osterbräuche haben einen liturgischen Ursprung, einige haben einen sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund. Dazu zählt das Osterschnalzen, das in der 1.000-Einwohner-Gemeinde Zillingtal (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) Tradition hat.

Böse Geister vertreiben

„Früher haben die Hirten zum Frühlingsbeginn mit Peitschen geschnalzt, um zu signalisieren, dass die Weidesaison beginnt“, erklärt Andreas Gassner senior.

Sein Sohn, er trägt denselben Namen, ergänzt: „Das Peitschenschnalzen soll auch böse Geister aus dem Ort vertreiben.“

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Die Jacken sind mit der Aufschrift "Osterschnalzer" bestickt

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Die Gruppe marschiert mit den Peitschen durch jede Gasse

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Das Peitschenschnalzen soll auch böse Geister vertreiben

Beide werden sich am Ostersonntag, 12 Uhr, mit anderen Dorfbewohnern vor der Kirche treffen. Getragen werden Lederhosen und Gilets mit der Aufschrift „Osterschnalzen Zillingtal“.

Sieben Meter lange Peitsche

Jeder Teilnehmende hat eine sieben Meter lange Peitsche bei sich. „Nach dem Ausläuten der Kirchenglocken beginnen wir“. Die Osterschnalzer ziehen durch jede Gasse. Damit ihnen nicht die Kraft ausgeht, werden sie von Bewohnern mit einer Jause versorgt.

Früher haben Viehtreiber um Naturalien gebeten, heute wird um eine Spende ersucht, die gemeinnützigen Zwecken bzw. der Restaurierung örtlicher Kulturdenkmäler zugute kommt .

Ratschen statt Glockenklang

Nicht weniger laut sind die Ratschen: Das Geräusch der Holzschrapinstrumente ersetzt ab dem Gründonnerstag die verstummten Kirchenglocken. Dazu sagen Kinder Sprüche auf. Das Ratschen wurde übrigens 2015 von der Unesco als immaterielles Kulturerbe anerkannt.

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Fingerspitzengefühl erfordert eine Tradition aus Stinatz (Bezirk Güssing): Mit scharfer Klinge werden kunstvolle Muster in die Eierschalen geritzt. Mit den filigranen Kunstwerken werden Osterbäume dekoriert. Nur noch wenige Frauen beherrschen das Handwerk.

Osternachtssingen in Marz

Ein sehr alter, christlicher Brauch wird in der Gemeinde Marz (Bezirk Mattersburg) auch heute noch gepflogen. Nach jahrzehntelanger Tradition zieht der Männerchor des Gesangsvereins nach der Auferstehungsmesse am Karsamstag die ganze Nacht hindurch durch den Ort. Die nächtlichen Besucher werden von den Bewohnern auch um 4 Uhr Früh bewirtet.

Der Ursprung dieses Osterbrauches wird um die Zeit um das Jahr 1900 angenommen. Die ersten nachweislichen Sänger waren zwei Vorbeter der Kirche. Sie haben die Auferstehung Christi verkündet.

Der Gang nach Emmaus

In Purbach macht sich Winzerin Sonja Putz am Ostermontag zum Emmausgang auf. Dabei handelt es sich um einen christlichen Brauch, der an den Gang der Jünger nach Emmaus erinnern soll.

Sonja Putz marschiert - meist in Begleitung von Familienmitgliedern, oder anderen Interessierten - durch die Rieden des Leithagebirges und bindet Palmzweige bei den Rebstöcken an, was als „Aufpalmen“ bekannt ist. „Ich bitte um ein gutes Jahr und dass es keine Unwetter gibt, erklärt die Winzerin den Brauch.

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Nicht überall ist der Emmausgang „ein Brauch mit sakraler Zeremonie“, ist im Buch „Weinbräuche in Österreich“ von Johann Werfring (Lex Liszt) zu lesen. Der aus dem Burgenland stammende Autor schreibt, dass es im Waldviertel früher Sitte war, dass die Hauer am Ostermontag zum Ausflug in die Kellergassen einluden.

Der Brauch „in d‘Grean gehn“ sei eine Anspielung auf das Ergrünen der Natur zur Osterzeit. Wein, Brot und Geselchtes wurden aufgetischt. Damit habe sich, so der Autor, folgende Redensart verbunden: „So mancher geht em (eben, Anm.) aus (was sich anhört wie Emmaus) und kommt schief heim“.

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