Bernsteinstraße: Antiker Handelsweg durchs Mittelburgenland

Bernsteinstraße: Antiker Handelsweg durchs Mittelburgenland
Ein 1989 gegründeter Verein kümmert sich um Erhaltung und Pflege der historischen Transitroute zwischen Ostsee und Mittelmeer. Am Sonntag kommender Woche wird das Jubiläum gefeiert

Dass der mittelburgenländische Verein zur Erhaltung der Römischen Bernsteinstraße in dem Jahr gegründet wurde, als der Eiserne Vorhang fiel, kann kein Zufall sein. Seit der Antike war die Bernsteinstraße Handelsweg von der Ostsee bis zum Mittelmeer. 

Und das Ende der Teilung Europas 1989 bedeutete bekanntlich nicht nur offene Grenzen, sondern auch regen Handel zwischen Nord und Süd, Ost und West.

Für den Abschnitt der Bernsteinstraße im Mittelburgenland bedeutete dies, dass die von Klostermarienberg bis Neckenmarkt führende Strecke wieder „Anschlussstellen“ Richtung Ungarn hatte – Szombathely im Süden und Sopron im Norden.

Gegründet wurde der Verein zur Erhaltung der Römischen Bernsteinstraße am 30. Juni 1989 in Raiding. Gründungsobmann war der damalige Landesarchäologe Karl Kaus. Eines seiner Forschungsgebiete: die Bernsteinstraße.

Bernsteinstraße: Antiker Handelsweg durchs Mittelburgenland

Die Bernsteinstraße gibt es seit der Antike, diesen Namen hat sie aber erst Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts bekommen. Auch, weil Bernstein auf dem Handelsweg transportiert wurde. Eingeschlossene Insekten machen Bernstein auch für Biologen interessant

Im Mittelburgenland führt sie von  Klostermarienberg über Frankenau zum Großmutschner Urbarialwald, wo sie als Dammstraße seit 1931 unter Denkmalschutz steht. 

Weiter geht es über Nebersdorf, Großwarasdorf, Raiding, Horitschon und  Neckenmarkt, wo sie wieder die  ungarische Grenze quert.

Am 4. August feiert der Verein von 9 bis 12 Uhr mit einer Kulturwanderung entlang der Bernsteinstraße sein Jubiläum. 

Start bei der „Römerschenke Kainrath“ in Strebersdorf. Obmann Oswald Gruber und  Leo Kuzmits moderieren

 

 

„Ziel des Vereines ist es, gemeinsam mit den entlang der Römerstraße liegenden Gemeinden und Ortsteilen die Römische Bernsteinstraße im Bezirk Oberpullendorf zu pflegen und zu erhalten“, sagt der amtierende Obmann Oswald Gruber aus Lutzmannsburg.

Die antike Transitroute ist an manchen Stellen bis heute im Gelände erkennbar. Der Verein hat den historischen Handelspfad zwischen Strebersdorf und Deutschkreutz zum Wanderweg ausgebaut und Schautafeln zu den wichtigsten Themen der römischen Geschichte aufgestellt.

Bernsteinstraße: Antiker Handelsweg durchs Mittelburgenland

Diese Kupfermünze zeigt einen Reisewagen

Heuer feiert der Verein sein 35-jähriges Bestandsjubiläum. Am Sonntag, 4. August, steht eine Kulturwanderung entlang der Bernsteinstraße in Strebersdorf auf dem Programm. Jüngst wurde dafür von Obmann Gruber, einem pensionierten AHS-Lehrer für Geschichte und Geografie, und anderen Vereinsmitgliedern auch eine neue Schautafel aufgestellt. 

Zu sehen sind die größte römische Siedlung auf burgenländischem Boden in Frankenau und Strebersdorf und die Militärlager in Strebersdorf.

Durch umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten in den Jahren 2008 bis 2013 konnten in Strebersdorf und Frankenau die größte römische Siedlung (lateinisch Vicus) des Burgenlandes und vier Militärlager nachgewiesen werden. Das Österreichische Archäologische Institut hatte „mittels großflächiger geophysikalischer Prospektionen und kleiner Grabungsschnitte den Nachweis eines differenziert strukturierten römischen Siedlungsplatzes mit Bezug auf die Bernsteinstraße“ erbracht, so Projektleiter Stefan Groh.

Der Fundort ist mehr als 40 Hektar groß und erstreckt sich direkt an der Bernsteinstraße auf halber Strecke zwischen Szombathely (Savaria) und Sopron (Scarbantia).

Bernsteinstraße: Antiker Handelsweg durchs Mittelburgenland

Schaupult in Strebersdorf: Handel und Reise in römischer Zeit
 

„Die besondere strategische Lage, offenkundig an territorialen Verwaltungsgrenzen, sowie die natürlichen Ressourcen ausgedehnter Raseneisenerzvorkommen waren ausschlaggebend für die Errichtung mehrerer Militärlager, eines rund 10 Hektar großen Vicus sowie von Werkplätzen der Eisenverarbeitung“, erläutert Groh.

Da kommt auch Vereinsobmann Gruber ins Schwärmen: „Der Siedlungstypus mit Korridor- und Streifenhäusern ist einzigartig“. Die Militärlager seien die lange gesuchten Standorte einer Kavallerieeinheit, der Ala Pannoniorum, gewesen. 

Die Einheit hatte die Aufgabe, die Bernsteinstraße zu sichern und die Bodenschätze (Eisenerz, Toneisenstein, Feldeisenspat) zu kontrollieren.

Wenn das die Radler wüssten, die heute über den Radwanderweg B 47 rollen.

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