Bei dieser Nationalratswahl müssen sich alle nach der Decke strecken
Die Nationalratswahl findet heuer - wie 2019 - wieder am 29. September statt, aber die politische Großwetterlage ist eine ganz andere. Vor allem für die ÖVP.
2019 gelang der Volkspartei im Burgenland Historisches: Dank der Zugkraft des damaligen Kanzlerkandidaten Sebastian Kurz lag die ÖVP erstmals seit 1966 beim burgenländischen Ergebnis für die Nationalratswahl vor der SPÖ; mit 38,3 zu 29,4 Prozent der Stimmen sogar sehr deutlich.
Kann die ÖVP das ohne Kurz wiederholen? "Ausgeschlossen ist gar nichts", sagt der burgenländische ÖVP-Spitzenkandidat Christoph Zarits. Aber natürlich habe sich die Lage seit 2019 geändert, "keine Frage", so der Nationalrat aus Zagersdorf.
Wie vor fünf Jahren will die ÖVP wieder zwei Grundmandate holen, ÖAAB-Mann Zarits im Regionalwahlkreis Nord sowie Nationalrat und Landwirtschaftskammerpräsident Niki Berlakovich aus Nebersdorf im Regionalwahlkreis Süd.
Nach der Nationalratswahl 2019 war das Burgenland mit einer besonders starken Riege im Hohen Haus vertreten.
Zu den drei im Land vergebenen Grundmandaten für Christoph Zarits und Niki Berlakovich (beide ÖVP) sowie Max Köllner (SPÖ) kamen noch zwei Landesmandate für Christian Drobits (SPÖ) und Norbert Hofer (FPÖ).
Weil Hofer auch über die Bundesliste den Einzug schaffte, konnte Christian Ries auf Hofers Landesmandat nachrücken.
Dazu kamen drei weitere Bundesmandate für Gaby Schwarz, ÖVP (sie ist mittlerweile Volksanwältin), Michel Reimon von den Grünen, der heuer nicht mehr kandidiert und
Julia Herr (SPÖ).
Sie möchte wieder in den Nationalrat, abermals über die Bundesliste oder die Wiener Liste. Als Unterstützerin von SPÖ-Chef Andreas Babler hat es die gebürtige Siglesserin im Burgenland schwer.
Zwei Grundmandate möchte auch die SPÖ einheimsen. 2019 wurde das Ziel im Landessüden verfehlt. Christian Drobits kam mit einem Landesmandat in den Nationalrat - den er nun auf Wunsch von LH Hans Peter Doskozil wieder verlässt, um für den Landtag zu kandidieren.
Drobits` Nachfolger ist der Inzenhofer Bürgermeister Jürgen Schabhüttl. Er werde fürs Grundmandat laufen, sagt Schabhüttl. Die Mandatare aus dem Burgenland (im Norden kandidiert wieder der Illmitzer Bürgermeister Max Köllner) sollen burgenländische Themen ins Parlament tragen, vom Mindestlohn bis zur Gemeinnützigkeit der Pflege.
Auch ohne Kurz werde es für die SPÖ "nicht leichter", zwei Grundmandate zu holen, glaubt Polizist Schabhüttl. Ob er auch als Nationalrat Referent im Doskozil-Büro bleibe? Darüber habe er sich noch keine Gedanken gemacht, erst müsse die Wahl geschlagen werden.
Abzuwarten bleibt, ob sich das stark unterkühlte Verhältnis von Doskozil zur Bundespartei hemmend auf die Mobilisierungsbereitschaft der pannonischen Funktionäre auswirkt.
Wahrscheinlich billiger geben müssen es die burgenländischen Blauen. Neben dem Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer aus Pinkafeld hat aktuell auch der Ruster Christian Ries ein Mandat.
Hofer hatte es Ries überlassen, weil er sein Bundesmandat in Anspruch genommen hat. Das geht nach der September-Wahl nicht mehr, weil Hofer nicht mehr auf der Bundesliste steht.
Dort einen Platz gefunden hat hingegen FPÖ-Landesparteichef Alexander Petschnig. 2019 fielen den Blauen fünf Bundesmandate zu, Petschnig steht auf Platz sieben. Vor fünf Jahren lag die FPÖ auf Platz drei, jetzt sehen sie alle Umfragen auf Platz eins.
Übrigens: In der Landesverfassung spricht nichts dagegen, dass am Ende Landesparteichef Petschnig in den Bund und der frühere Bundesparteichef Hofer ins Land zurückkommt.
Hofer steht am letzten Platz der Landesliste für die Landtagswahl im Jänner und er wird auch auf der noch nicht beschlossenen Regionalwahlkreisliste Süd einen Platz bekommen.
Für ein Amt in der Landesregierung wäre nicht einmal das Voraussetzung.
Die Grünen schicken Philip Juranich ins Rennen und hoffen auf ein Landesmandat - auch das wäre ein historisches Ergebnis. Für die Neos tritt Landessprecher Christoph Schneider an. Für die Splitterpartei "Die Gelben" möchte Manfred Kölly in den Nationalrat.
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