„Die teuerste Kamera macht nicht automatisch das beste Bild“
Unter Österreichs Berufsfotografen ist der Name Lisi Lehner spätestens seit dem Vorjahr ein Begriff. Da holte sich die Vertreterin des Burgenlandes nämlich den Sieg beim Bundeswettbewerb der Fotografeninnung. Und dass dieser Erfolg kein Zufall war, unterstrich Lehner heuer eindrucksvoll. Sechs Siege gingen beim Landeswettbewerb wieder nach Weiden am See.
Dort hat die gebürtige Bayerin Lehner schon seit geraumer Zeit ihre Zelte aufgeschlagen. Gemeinsam mit dem Niederösterreicher Stefan Serringer, der durch seine Partnerin ebenfalls die Liebe zum Fotografieren entdeckte – und heuer selbst mit zwei Preisen beim Landeswettbewerb erfolgreich war.
Was führte die beiden ins Nordburgenland? „Ich wollte nach meiner Ausbildung auf Weltreise gehen, hab aber nach 15 Tagen diesen Fischamender getroffen“, erzählt Lisi. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Er hat gesagt: Kein Problem, ich warte elf Monate auf dich.“ So lange sollte es nicht dauern. Schon im August war die Weltreisende wieder zurück in Fischamend. „Aus Sehnsucht und weil mir das Geld ausgegangen ist“, sagt sie lachend. Mit Sack und Pack übersiedelte die Bayerin nach Österreich, fand eine Stelle als angestellte Fotografin. „Es ist aber ein kreativer Job und wenn die kreativen Linien nicht zusammenpassen, wird’s schwierig“, begründet sie ihre Entscheidung, beruflich schon bald auf eigenen Beinen stehen zu wollen.
Gerne im Burgenland
Aus dem ersten Studio in der Wohnung des Freundes wurde ein Geschäft in Fischamend. „Weil aber klar war, dass wir eine Familie gründen wollen, machten wir uns auf die Suche nach einem Haus“, erinnern sich die beiden. Durch Zufall wurde man in Weiden am See fündig. „Es hat perfekt zusammengepasst mit dem, was wir uns vorgestellt hatten.“ Auch in die Umgebung, in Weinberge und See, waren die beiden sofort verliebt.
Lisis Begeisterung für die Arbeit mit der Kamera war da schon längst auf ihren Freund übergesprungen. „Sie hat mich voll angesteckt“, sagt der gelernte Flugzeugtechniker, der zusätzlich zum Job als Berufsfotograf auch als Büroangestellter arbeitet. „Als zweites Standbein zur Absicherung“, wie er sagt. In der Corona-Krise habe sich diese Entscheidung als richtig erwiesen, sind die beiden froh. „Zuerst gab es Automatik-Modus-Verbot an der Kamera für ihn und ich habe ihn angelernt“, erinnert sich Lisi Lehner schmunzelnd. Die Lehre sei hart gewesen, gibt Stefan lachend zu: „Aber ich habe nicht lockergelassen. Die Lisi hat dafür Probleme mit der Technik. Wenn ein Mail nicht hinausgeht, oder die Blitzanlage nicht funktioniert, bin ich dafür zuständig.“ Durch technische Veränderungen habe sich der Job stark gewandelt. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unser Computer plötzlich Bilder von einer neuen Kamera nicht mehr aufmachen konnte“, erzählt Stefan. Die Beherrschung der Kamera sei aber – neben dem Auge für das Motiv – die wichtigste Grundlage für gute Bilder, betont Lisi. Auch in Zeiten immer besser werdender Handys und Bildbearbeitung.
Keine teuren Handys
„Es gibt viele Programme, die die Haut glatter, einen Schmollmund oder große Augen machen. Das kann meine Kamera nicht, aber sie ist ehrlicher, ohne Filter“, sagt sie. Auf hochwertige Kameras in ihren Handys legen beide keinen großen Wert. Auch nicht auf das Teilen von Bildern in sozialen Netzwerken. „Ich fotografiere zum Beispiel meine Kinder mit dem Telefon, weil ich es halt immer dabei habe“, sagt Lisi. Generell sei Technik kein Garant für gute Ergebnisse: „Es gibt Hobbyfotografen, die haben eine teurere Ausrüstung als wir, die teuerste Kamera macht aber nicht unbedingt das beste Bild.“
Corona setzte auch den beiden Fotografen zu. „Alleine letzte Woche wurden drei Hochzeiten abgesagt“, erzählen sie. Stärkere Nachfrage nach Bildern für Online-Shops und Homepages kompensiere den Rückgang aber zum Teil. Besonders beliebt sind Baby- und Familienbilder, Businesskunden-Portraits und Produktfotos.
Auch die beiden Söhne (6 und 7 Jahre alt) sind beliebte Fotomotive, haben selbst schon kleine Kameras, aber keine eigenen Handys. „Sie sollen noch nicht so viel mit Technik in Kontakt kommen“, sagen Lisi und Stefan. „Wir sind modern, aber bei ihnen ganz oldschool.“
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