Auf der Suche nach alten slowenischen Dialekten

Auf der Suche nach alten slowenischen Dialekten
Forscher aus Laibach reisen aktuell durch den Landessüden und suchen nach slowenischsprechenden Österreichern.

Acht Dialektgruppen, 48 Dialekte – von Italien bis nach Ungarn – so breit gefächert ist die slowenische Sprache. Rund 45.000 Menschen in Österreich, hauptsächlich in Kärnten und der Steiermark, sprechen Slowenisch.

Rok Jarc und Primož Pipan sind aktuell im Südburgenland unterwegs und suchen nach besonderen Dialekten der slowenischen Sprache.

Primož Pipan forscht als Geograf an der Universität ZRC Sazu in Laibach zu diesem Thema und unterstützt die Kollegen von der Linguistik.

Jagd nach dem „Stol“

„Wir suchen hier Leute, die alte Dialekte sprechen. In Jennersdorf gibt es in einem Sprachatlas einen markierten Punkt. Bis jetzt hat diesen noch niemand untersucht und wir versuchen das jetzt“, erklärt Primož Pipan.

Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass es hier einen Dialekt gegeben hat. Unterstützt wird Pipan bei der Forschung von seinem ehemaligen Studienkollegen Rok Jarc, der als Übersetzer agiert.

Die Dialektvariante „Stol“ sei laut Aufzeichnungen im Jennersdorfer Bezirk gesprochen worden.

Die Forschung wird in einem mehrjährigen Projekt in den Grenzregionen Sloweniens zum Südburgenland und der Südoststeiermark sowie in zwei kroatischen Grenzregionen betrieben.

Auf der Suche nach alten slowenischen Dialekten

Die verschiedenen Arten von slowenischen Dialekten

Das Ziel: „Eingeborene“ finden, die auf ihre eigene Art und Weise slowenisch sprechen.

In den letzten Tagen und Wochen war das Duo bereits in Neuhaus am Klausenbach, Bonisdorf, Kalch und Mogersdorf, besuchte außerdem die Friedensburg Schlaining.

Immer in der Hoffnung, Hinweise zu finden. Denn die Jennersdorfer Variante der Sprache sei höchst interessant und es werde angenommen, dass sich dieser Dialekt durch den Eisernen Vorhang höchst eigenständig entwickelt habe, so der Forscher.

„Es gab sehr wenig Kontakt zu Slowenien“, erklärt Primož Pipan.

Doch die Suche gestaltet sich schwierig.

Herausforderungen

Die Suche nach slowenischen Dialekten würde sich zum Beispiel in Kärnten einfacher gestalten.

Schwieriger ist es in der Gegend rund um Bad Radkersburg, doch hier wurde das Duo überraschend fündig. „Wir haben zwei Kontakte bekommen. Zwei ältere Frauen, wobei eine leider vor ein paar Tagen verstarb und die andere dement ist“, fasst Primož Pipan zusammen.

Theoretisch sei es weiterhin möglich, jemanden zu finden, doch die Zeit tickt. „Für so etwas ist es eigentlich immer zu spät, aber wir versuchen es trotzdem“, so der promovierte Forscher.

Doch was passiert, wenn die beiden fündig werden? „Dann füllen wir mit den Personen einen Fragebogen aus. Dabei geht es um die Aussprache von verschiedenen Worten innerhalb einer Gruppe, etwa Tieren, Zahlen oder Werkzeuge. Die Linguisten nehmen das dann in ein wissenschaftliches Werk auf“, so Primož Pipan.

Sie fühlen sich angesprochen? Dann schreiben Sie an david.marousek@kurier.at.

Kommentare