Nunu lässt sich nicht beirren. Die Lagotto-Romagnolo-Hündin buddelt ganz aufgeregt in der Erde, immer wieder muss Petra Menasse-Eibensteiner ihren Vierbeiner bremsen: „Lass mich mal schauen“, sagt sie und prüft die von Nunu erschnüffelte Knolle – ist es eine schmackhafte Trüffel oder nur ein ungenießbares Gewächs?
Ohne es zu wissen, hat sich Nunu damit auch auf die Spuren eines landwirtschaftlichen Experiments begeben.
Als in den 1990-er Jahren im Burgenland rund 3.000 Hektar Weingärten stillgelegt wurden, überlegte der damalige Agrarlandesrat Paul Rittsteuer, wie man die fruchtbaren Flächen nutzen könnte. Auf sonnigen Abhängen des Leithagebirges wurden versuchsweise Haselnusssträucher gepflanzt, namhafte heimische Süßwaren-Produzenten galten als potenzielle Abnehmer der Nüsse.
Die Wurzeln dieser Setzlinge und jene von Steineichen am Waldrand hatte man außerdem mit Trüffelsporen beimpft – um doppelt ernten zu können. Sogar ein eigener Verein zur Förderung von Haselnuss- und Trüffelproduktion im Burgenland wurde 1998 gegründet. Bis 2005 sollte das Projekt laufen und klären, unter welchen Bedingungen eine Produktion von Haselnüssen und Trüffeln im Burgenland ökologisch und ökonomisch möglich und sinnvoll sei.
Kostbare Kost
Rittsteuer, der in seiner Regierungszeit von 1987 bis 2005 die Besinnung auf Qualität und Veredelung landwirtschaftlicher Erzeugnisse forcierte, war durch seine Reisen ins französische Périgord und das Piemont in Oberitalien mit der Idee infiziert worden, man könne doch auch im Burgenland im kleinen, aber feinen Rahmen auf kostbare Trüffel setzen. Als wertvolle Erweiterung der Genussregion, zu der sich das Burgenland nach dem Weinskandal in den 1980-er Jahren entwickeln wollte.
Weiße Trüffel kosten per Kilogramm im Schnitt rund 6.000 bis 9.000 Euro, schwarze gibt‘s schon um vergleichsweise wohlfeile 1.000 Euro aufwärts. Bevor der ÖVP-Politiker Rittsteuer 2005 aus dem Amt schied, wurde Zwischenbilanz gezogen. Die erste Haselnussernte war eingefahren, Trüffeln konnten damals jedoch nicht gefunden werden.
Rittsteuers Nachfolger von Schwarz und Rot im Agrarressort der burgenländischen Landesregierung hatten für Haselnüsse und Trüffel nichts mehr übrig. Das Projekt versandete, es blieb beim Versuch.
Nachschau mit Erfolg
Jetzt wollte der bald 74-jährige Rittsteuer aber Nachschau halten, ob seine trüffelige Idee zumindest buchstäblich auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Petra Menasse-Eibensteiner konnte dafür gewonnen werden, Nunu auf die Suche zu schicken.
Die fünfjährige Hundedame hat schon in anderen Ecken des Leithagebirges wilde Trüffeln gefunden, erzählt ihr Frauerl. Die Züchterin habe Nunu bereits im Welpenalter spielerisch für die Trüffelsuche trainiert, aber für Menasse-Eibensteiner, Eigentümerin einer PR-Agentur, steht der Spaß im Vordergrund, den Nunu bei der Suche ganz offensichtlich hat. Ausgebuddelte Trüffel werden verschenkt oder auf eine Eierspeis geraspelt. Übrigens: Nunus Fund im Haselnuss-Hain war eine Trüffel, wie Menasse-Eibensteiner zu Hause festgestellt hat. „Sie war voller Erde und deshalb so glatt“, lacht sie. „Ich hätte doch meine Brille aufsetzen sollen“ – Nunu hatte den richtigen Riecher.
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