Impfpflicht für Bischof als „äußerstes Mittel“ vertretbar

Impfpflicht für Bischof als „äußerstes Mittel“ vertretbar
Ägidius Zsifkovics fordert klarere Kommunikation von der Politik. Nach seiner eigenen Infektion leidet er noch unter Spätfolgen.

Der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics hat sich am Montag im Gespräch mit der APA für die Impfpflicht ausgesprochen. Diese könne seiner Ansicht nach jedoch erst als „äußerstes Mittel“ zur Steigerung der Impfquote gewählt werden. Zuvor sollte auf gelindere Maßnahmen wie verstärkte Aufklärung über die Impfstoffe gesetzt werden.

Zsifkovics hat sich im vergangenen September selbst mit dem Coronavirus angesteckt. Der Bischof war zum damaligen Zeitpunkt doppelt geimpft und hatte einen vergleichsweise leichten Verlauf.

Dennoch leide er nach wie vor unter Langzeitfolgen der Infektion wie Müdigkeit und Schmerzen in den Rippen, wie er gegenüber der APA verrät: „Es geht aufwärts, aber es war keine leichte Zeit. Corona zeigte uns, dass wir planen und organisieren können, aber ein kleines Virus kann das ganze Programm durcheinander bringen. Man hat deutlich gesehen: 'Der Mensch denkt, Gott lenkt'. Wir mussten uns umstellen, auch in der Kirche“, sagt der Bischof.

Hoher Bedarf an Seelsorge

Während der Pandemie habe die kirchliche Seelsorge eine besonders wichtige Rolle eingenommen. Die größte Sorge der Menschen sei die Unsicherheit, weiß der Bischof zu berichten: „Weil wir diese Situation noch nie hatten“. Die Dauer sei unklar, das bringe Perspektivlosigkeit mit sich: „Da braucht es unsere Begleitung, weil auch viele Scharlatane unterwegs sind, die spalten“, meint Zsifkovics.

Um der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, brauche es dem Bischof zufolge gute Information und bessere Kommunikation. Auch sei derzeit nicht die Zeit für Ideologie und Angstmache. Mit Impfgegnern solle man das persönliche Gespräch suchen, um über die Ängste zu sprechen. Die Impfpflicht sieht er als letztes Mittel, wobei es natürlich Ausnahmen brauche.

Gegen Spaltung und Neuwahlen

Dass es auf Bundesebene in der Politik zuletzt so rasche Änderungen gegeben habe, habe „sicher kein gutes Bild“ abgegeben, eine gute Demokratie müsse dies aber aushalten, ist Zsifkovics überzeugt. Er ärgert sich aber auch: „Unverständlich ist, dass man in so einer Situation nicht mehr das Gemeinsame sucht, sondern versucht, daraus politisches Kapital zu schlagen. Der gemeinsame Feind sollten nicht andere Parteien sein, sondern das Virus. Das sollte man bekämpfen. Wer Österreich liebt, der spaltet es nicht.“ Der Bischof sieht derzeit auch nicht die Zeit für eine Neuwahl.

Die Diözese Eisenstadt beging im Jahr 2021 ihr 60-jähriges Bestehen. Viele der geplanten Jubiläumsfeierlichkeiten konnten pandemiebedingt nicht stattfinden. Man habe sich der neuen Situation stellen müssen.

42 Seelsorgeräume entstehen

Im neuen Jahr will sich der Bischof auf neue Projekte stürzen. Bis 2025 sollen in der Diözese Eisenstadt etwa 42 neue Seelsorgeräume entstehen. Die Umsetzung laufe, man gehe dabei behutsam vor und evaluiere laufend, es werde „nichts übers Knie gebrochen“, versichert Zsifkovics.

Was die Nachfolge des Wiener Erzbischofs Christoph Schönborn betrifft, hält sich der Eisenstädter Diözesanbischof bedeckt: „Es ist nicht meine Aufgabe, das zu fixieren.“ Er selbst sei gerne im Burgenland und beneide niemanden, der heute eine derartige Leitungsfunktion übernehmen müsse.P. Haider

Kommentare