Hohe Preise: Revolution am Strommarkt abgesagt

Wirtschaft

Hohe Preise: Revolution am Strommarkt abgesagt

Eine "grundlegende Reform" des europäischen Strommarktes kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vergangenen Sommer angesichts der Rekordpreise an. Im inzwischen vorliegenden Entwurf ist davon nicht mehr viel zu bemerken.

Der "revolutionäre Eifer" sei "erlahmt", konstatierte der deutsche Strommarktexperte und Regierungsberater Christoph Maurer am Freitag bei einer Veranstaltung in Wien durchaus erfreut. An der grundsätzlichen Funktionsweise des Marktes wird sich voraussichtlich nichts ändern.

Mehr dazu hier: Wie die EU mit einem Reförmchen den Strommarkt umbauen will

Das bedeutet auch, dass die umstrittene Merit Order bleibt. Das Modell ist seit dem vergangenen Jahr stark in die Kritik gekommen, weil der Großhandelspreis von Strom dadurch effektiv an den Gaspreis gekoppelt ist, obwohl nur ein Teil des Stroms durch die Verbrennung von Gas gewonnen wird (siehe Grafik).

Mehr dazu hier: Wie der Strompreis zustande kommt

Laut Prognosen bleiben die Gas-Großhandelspreise noch zumindest bis 2025 über dem langjährigen Durchschnittsniveau. Insbesondere bei Ökostrom-Produzenten führt das zu teils enormen Zufallsgewinnen.

 

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Dass hier kein stärkerer Eingriff erfolgt, ist auch im Sinn von Verbund-Chef Michael Strugl. Für ihn ist zwar richtig, dass die Politik bei massiven Verwerfungen in den Markt eingreift, deswegen müsse man aber nicht ein Modell über Bord werfen, das über 20 Jahre lang gut funktioniert habe. Auch seien Preissignale wichtig, einerseits für einen effizienten Umgang mit Energie, andererseits damit private Investitionen in Erneuerbare sich rentieren.

Mehr dazu hier: Warum es die Merit Order noch gibt

Inflation und Industrie

Weniger zufrieden mit dem EU-Reförmchen ist Sandra Matzinger von der Arbeiterkammer (AK). Energie gehöre zur Daseinsvorsorge und könne deswegen nicht gleich behandelt werden wir der "Markt für Turnschuhe", so die Ökonomin zum KURIER.

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Das zeige auch die Diskussion um einen ermäßigten "Industriestrompreis" in Deutschland. Nicht in den Markt einzugreifen, hält Matzinger deswegen auch für "industriepolitisch gefährlich", denn man riskiere, dass Produktionen dorthin abwandern, wo Energie billiger ist. Passiert dies nicht, so werden die gestiegenen Kosten meist an die Kunden umgewälzt, was die Inflation weiter befeuert.

Mehr dazu hier: Warum die Inflation steigt, obwohl die Energiepreise sinken

Mehr dazu hier: Der Inflationsspuk ist noch lange nicht vorbei

Die AK ist allerdings nicht für eine Subvention der Industrie, sondern einen allgemeinen Eingriff in den Strommarkt. Sie fordert ein Marktmodell, in dem sich der Strom-Großhandelspreis nicht nach dem teuersten eingesetzten Kraftwerk, sondern nach den Durchschnittskosten aller eingesetzten Kraftwerke richtet.