Kultur/Medien

Prime-Video-Manager Schneider: "Bauen unser Engagement in Österreich aus"

Wenn am Samstag in Wien die ROMY Gala (21.10, ORF2) über die Bühne geht, fiebert in der Hofburg auch Christoph Schneider mit. Der Country-Director von Prime Video für Österreich und Deutschland hat dank des in Wien gedrehten Liebesfilms "Sachertorte" zwei Eisen im Feuer: die Jungstars Max Hubacher und Maeve Metelka, Tochter der Schauspieler Nicholas Ofczarek und Tamara Metelka. Geht es nach Schneider, sollen bald weitere Produktionen in Österreich folgen. 

KURIER: Die Restriktionen durch die Pandemie sind vorbei. Spiegelt sich das auch in der Nutzung des Streamings wider?

Christoph Schneider: Generell ging die Nutzung vor allem in den Lockdown-Phasen der Pandemie bei allen Inhalte-Anbietern nach oben. Das hat sich im Laufe der Zeit wie zu erwarten wieder normalisiert. Wir sind zu einer Phase des "natürlichen“ Wachstums zurückgekehrt, wenn man das so sagen kann.
 

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Die Herausforderung Kosten und Inflation hat man durch das sehr früh lancierte Angebot Freevee besser als mancher Konkurrent eingefangen. Wie sieht da die Entwicklung aus? Gibt es viele Umsteiger von Prime Video?

Wir haben Freevee nicht wegen Inflation oder steigender Kosten gestartet, sondern weil Freevee unser Angebot als Home of Entertainment für alle Zuschauergruppen komplementiert. Wir wollen über Prime Video die größte Auswahl bei höchster Flexibilität anbieten. Freevee ist eine Ergänzung unseres Angebots und bietet Inhalte an, die es bei Prime Video nicht gibt - kostenfrei und daher werbeunterstützt. Prime-Mitglieder erhalten noch mehr Auswahl, zum gewohnten Komfort und zusätzlich zum Exklusivangebot von Prime Video. Freevee gibt es sowohl integriert in Prime Video als auch als eigenständige App - seit März auch in Österreich.

Exklusivität

Eine weitere Herausforderung für einen "Platzhirschen“, wie es Prime Video in Österreich ist, ist die allgemeine Konkurrenzsituation. Wie schätzen Sie das ein?

Ich glaube, einer der Gründe, warum wir mit Prime Video so erfolgreich sind, ist, dass wir uns weniger um die Konkurrenz kümmern, als was unsere Zuschauer von uns sehen wollen. Da spielt eine große Auswahl eine ebenso große Rolle, wie der exklusive Zugriff auf unsere Original-Serien und Filme, die es nur bei Prime Video zu sehen gibt. In Österreich hat zuletzt unsere US-Serie "The Consultant“ herausragend funktioniert, sicher auch wegen Christoph Waltz in der Hauptrolle. 

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Welchen Stellenwert haben für Euch lokale, also deutschsprachige Produktionen neben den internationalen Originals? 

Unsere lokalen Serien und Filme schaffen es regelmäßig in die Top 10 unserer meist gesehenen Inhalte. "LOL: Last One Laughing", von dem gerade eine neue Staffel gestartet ist, ist ein gutes Beispiel: Die Comedy Show ist ein absoluter Publikumsmagnet. Alles in allem entwickeln, beauftragen und lizenzieren wir 15 bis 20 lokale Titel pro Jahr. Sie machen Prime Video lokal noch relevanter, deshalb sind wir auch glücklich, dass wir immer mehr mit der österreichischen Kreativlandschaft zusammenarbeiten können.

Ihr habt auch Österreich auf der Landkarte, wenn es um Stoffe, Produzenten und Talente vor und hinter der Kamera geht. Wie funktioniert das Scouting bei Euch?

Amazon hat bisher in Österreich Investitionen von mehr als 330 Millionen Euro getätigt. Wir haben das Prime Video Angebot 2014 gemeinsam in Deutschland und Österreich gestartet. Wir sind eng mit den hiesigen Kreativen verzahnt und über unsere Inhalte- und Lizenzteams mit allen größeren lokalen Produktionsfirmen im Austausch. Wir bekommen hunderte von Serien- und Filmkonzepten pro Jahr zugeschickt. Es ist dann unsere Aufgabe, daraus die richtigen Inhalte für unsere Prime-Mitglieder zu destillieren. Je nach den Anforderungen, die ein Stoff mit sich bringt, um ihn zu realisieren, arbeiten unterschiedliche Teams bei uns mit den Produzenten an der Umsetzung und Finanzierung. Wir bauen dabei unser Engagement in Österreich nach und nach aus. Im letzten Jahr haben wir unseren Liebesfilm Sachertorte größtenteils in Wien gedreht. Weitere Projekte stehen gerade an.

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Andreas Schmied, dessen "Love Machine“ auch bei Prime abzurufen ist, steht gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth hinter einer, von ihr geschriebenen, neuen Horror-Comedy-Serie.

Genau. Wir drehen gerade die neue Original Serie "Mandy und die Mächte des Bösen“. Es handelt sich dabei um eine deutsch-österreichische Koproduktion, wenn man so will. Produziert wird die Serie von Gabriele M. Walther und der Berliner Caligari Film, gedreht wird in Wien und die österreichische Produktionsfirma Samsara Film unterstützt vor Ort – hier fungiert Andreas Schmied dann auch als einer der Koproduzent:innen. Elisabeth Schmied hat einen sehr interessanten Plot geschrieben, der sich um eine junge Frau dreht, die zur Heldin wider Willen wird, da sie plötzlich mit Verstorbenen kommunizieren kann und sich einer dämonischen Bedrohung stellen muss. Es gibt nicht viele Stoffe aus dem deutschsprachigen Raum, die sich an das Genre Horror-Comedy wagen, umso mehr freuen wir uns auf die Folgen, die voraussichtlich noch 2023 zu sehen sein werden.

Attraktive Filmförderung

Wird die neue österreichische Film-Förderung, die auch auf Streamer ausgedehnt wurde, bei Euch registriert?

Die neue Film-Förderung, die steuerbasierte Anreize für Produktionen in Österreich bietet, ist ein sehr attraktiver Investitionsanreiz. "Mandy und die Mächte des Bösen“ wird von FISA+ durch Film in Austria (ABA) gefördert und wir sind in finalen Gesprächen für weitere Prime Video-Produktionen, die Arbeitsplätze in Österreich sichern und schaffen werden.

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Die einen entwickeln noch, andere drehen erst. Für die Jungstars der Prime-Produktion "Sachertorte“ Max Hubacher und Maeve Metelka geht es als "Entdeckungen“ am Samstag um die Romy. 

Wir drücken den beiden sehr die Daumen. "Sachertorte“ ist ein wunderschöner Liebesfilm, der seit letztem Jahr bei Prime Video zu sehen ist. Wir haben ihn größtenteils in Wien gedreht und ich bin begeistert von der Chemie, die Maeve und Max miteinander vor der Kamera hatten. 

Angekündigt ist auch ein Projekt der ebenfalls für die ROMY angekündigten Anke Engelke und Bastian Pastewka. Wie steht es darum?

Das ist ein Projekt, auf das ich mich persönlich sehr freue. Wer Anke und Bastian zuletzt wieder gemeinsam als Jenny und Mel bei "LOL: Last One Laughing" gesehen hat, wird die Vorfreude mit mir teilen. Es wird ganz anders werden, als der Gastauftritt bei "LOL“, aber ich kann leider noch nicht mehr verraten.

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Ein anstehendes Highlight ist jedenfalls "Greif“. Welche Erwartungen haben Sie an diese Großproduktion?

"Der Greif“ ist unsere bisher aufwändigste deutschsprachige Produktion bei Prime Video. So etwas hat man in unseren Breiten im Fantasy-Bereich lange nicht mehr gewagt. Ich konnte die sechs Episoden bereits sehen und fiebere auf den Start am 26. Mai hin. Die Kreativteams um Erol Yesilkaya, Sebastian Marka und die Produzenten Quirin Berg und André Zoch haben den Stoff von Wolfgang Hohlbein mit viel Liebe zum Original adaptiert. Sie haben das Kunststück geschafft, den Stoff zu modernisieren, ohne seinen ursprünglichen Charme zu verlieren. Ich bin mir sicher, dass die Serie unsere Zuschauer begeistern wird. 

Groß bedeutet nicht immer Erfolg. Das wird jedenfalls über die "Herr der Ringe"-Serie behauptet. Wie war es tatsächlich im DACH-Raum?

"Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" war ein außerordentlicher Erfolg für Prime Video, gerade auch im deutschsprachigen Raum. Millionen von Prime-Mitgliedern in Deutschland und Österreich waren begeisterte Zuschauer der ersten Staffel und das motiviert uns für die neuen Folgen, die gerade gedreht werden.

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Witz und Action

Mit der neuen Staffel von "Mrs. Maisel“ ist soeben ein Hit-Format in eine nächste Runde gegangen. Sind was Genres betrifft, Trends in der Nutzung auszumachen?

Es kommt selten vor, dass eine Serie Fans und Kritiker im selben Maße begeistert, wie es "The Marvelous Mrs. Maisel" geschafft hat. Einerseits ist es traurig, dass die aktuelle Staffel die letzte sein wird, andererseits soll man ja gehen, wenn es am schönsten ist. Für mich ist es das Wunderbare, dass wir eine so dialogreiche Serie ebenso anbieten können, wie z.B. einen actiongeladenen Serien-Thriller wie ab 28. April "Citadel". Prime Video bietet umfangreiches Entertainment aus allen Genres und für alle Alters- und Interessengruppen.

Wir haben viel von Serien geredet: Wie sieht der grundsätzliche Zugang bei Prime zu Film und Kino aus?

Wir sind generell flexibel bei der Frage, wie wir Inhalte umsetzen und letztlich zu unseren Prime-Mitgliedern bringen. "Air", der neue Film von Ben Affleck und Matt Damon, kommt zuerst in die Kinos, bevor ihn Prime-Mitglieder exklusiv sehen werden. Andere Stoffe entwickeln wir für Streaming exklusiv. Manche Serien und Filme entwickeln wir selber, andere lizensieren wir. Viele Faktoren spielen bei der Frage der Umsetzung eine Rolle, dazu gehören die Ideen der Kreativen, die Finanzierung und Refinanzierung, das mögliche Publikum und viele mehr.

Wie steht es um die Relevanz von Shows, u. a. gibt es das angekündigte Projekt von Joko Winterscheidt, den Sie bei der ROMY Gala treffen werden?

Non-Fiction ist eine der Programmsäulen unseres lokalen Angebots. Wir arbeiten an vielen neuen Ideen, konkret haben wir ja im vergangenen Jahr bereits ein gemeinsames Projekt mit Joko Winterscheidt angekündigt, damit ist es nun bald so weit. Außerdem arbeiten wir mit Teddy Teclerbrhan an gemeinsamen Projekten. Und ich bin mir sicher, dass wir noch viel Spaß an "LOL: Last One Laughing" haben werden.

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Was schon länger auch zusammengehört sind Prime und Dokus. Wohin geht hier die Reise?

Wir schauen uns immer wieder spannende Projekte an. Momentan denken wir vor allem in zwei Richtungen: Sport und Musik. Im Herbst starten wir "All or Nothing: Die Deutsche Nationalmannschaft". Die Zuschauer bekommen dabei einen hautnahen Einblick, was beim deutschen Team bei der WM in Katar schief gelaufen ist - und warum es trotzdem lohnt, sich auf die EM 2024 im eigenen Land zu freuen. Erfolgreiche Sportdokumentationen haben wir auch zu Bastian Schweinsteiger, Borussia Dortmund und dem FC Bayern München im Angebot, zudem startet im Mai der Dokumentarfilm "Robert Lewandowski – Der Unbekannte". Im Musikbereich waren "Apache bleibt gleich" und "Unzensiert: Bushidos Wahrheit" große Erfolge. Es gibt viele andere Projekte, die in diese Richtung gehen, und die wir uns gerade ansehen.

Danke für das Gespräch.