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Wiener Lehrer - Erfinder von mehr als 50 Spielen

Jonathan – da bin ich mir sicher. Gloster 69? Gloster schon, aber 69? Na gut, riskierst es. Yes! Aber dann? Immerhin, zwei Stifte für diese beiden richtigen Tipps hast du schon in den Kreis rund um die zehn möglichen Antworten gesteckt. Tippst du aber jetzt falsch, verlierst du diese Punkte auch. Wissen gepaart mit Mut zum oder Angst vor Risiko kennzeichnet „Smart 10“. Es ist das jüngst mit dem Preis „Spiel der Spiele“ der Wiener Spieleakademie ausgezeichnete Quizspiel von Arno Steinwender (gemeinsam mit Christoph Reiser, Piatnik). Seit fast 20 Jahren erfindet der Wiener AHS-Lehrer (Mathe, Physik, Informatik) Spiele. Der Kinder-KURIER traf den kreativen Kopf in seiner Wohnung in Wien-Leopoldstadt. Dafür hat er mehr als ein Dutzend anderer Spiele – u.a. „Desítka 10“, die tschechische Version des ausgezeichneten Spiels – noch nicht in die Kartons für seine Übersiedlung nach Floridsdorf verpackt.

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Jahrelanger "Umweg" um die halbe Welt

Apropos Ausgabe in einer anderen Sprache. „Smart 10“ hat er – gemeinsam mit Christoph Reiser – bereits vor acht Jahren erfunden, „also das Spielprinzip und einen Prototypen, jetzt schaut es ein bisschen anders aus“. Es ist, gesteht der Autor ein, „so sicher praktischer in dieser quadratischen Kunststoff-Box“. In die passen alle 100 doppelseitigen Frage-Karten und die Stecker für die zehn jeweiligen Antwortmöglichkeiten rein und sind mit einem Plastik-brettchen so zu verschließen, dass alles beim Transport fix beisammen bleibt.

Beide Erfinder waren von der Idee überzeugt – wie es jetzt auch die Expert_innen der Spieleakademie waren, die es dafür mit dem für Steinwender bisher wertvollsten Preis ausgezeichnet haben. Irgendwie war’s ein bissl frustrierend, dass das damals aber kein Verlag wollte, bedauert Steinwender beim Besuch des Kinder-KURIER. Doch dann gelang es der Spiele-Agentur White Castle, die Erfinder und Verlage vernetzt, für „Smart 10“ in Finnland einen Produzenten zu finden – das war vor drei Jahren. Nach der finnischen kam eine schwedische Version auf den Spielemarkt. Es folgte Dänemark, Australien, USA, Polen, Tschechien und im Vorjahr Österreich bzw. eben in deutscher Sprache. Besonders freut den Lehrer am Wiener Komenský-Gymnasium, wo auch Tschechisch und Slowakisch unterrichtet wird, dass im nördlichen Nachbarland neben der übersetzten Version auch eine eigene Tschechien-Edition mit 200 Fragen ausschließlich rund um die Tschechische Republik“ veröffentlicht wurde.

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Das System des Spiels mit Fragen aus den Bereichen Kultur, Literatur, Sport, Jugendkultur, Lifestyle, Geographie, Politik, Geschichte... ermöglicht auch, einfach Ergänzungs-Pakete mit komplexeren Fragen zu verschiedenen Wissensgebieten zu produzieren – ob Kultur, Sport der was auch immer, ein Package für die ganze Familie ist in Planung.

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Hobby-Journalist fand, "ich kann es besser"

Wie aber wurde aus dem Lehrer auch eine Spiele-Erfinder? Der begeisterte (Brett-)Spieler hatte fast gleichzeitig mit dem Job, Jugendliche – die Komenský-AHS war als er Anfang der 2000er-Jahre begonnen hat, ein reines ORG (Oberstufen-Realgymnasium) – zu unterrichten, „als Hobby-Journalist angefangen, Spiele zu rezensieren. Immer wieder hab ich mir dann bei dem einen oder anderen gedacht ‚eh nett, aber das könnte man doch so spannender machen und jenes so besser… und dann hab ich halt begonnen, herumzuprobieren…“

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Erfolg spornt an

Und, so gesteht er, „gleich mit meinem ersten Spiel hatte ich Erfolg“. In „Venga, Venga!“ geht’s darum, dass Tiere auf einem Bauernhof eingefangen werden müssen, um tierärztlich untersucht zu werden. Gelingt dem Bauern das, kriegen Schwein, Schafe, Kühe, Hühner … einen Stempel in ihren „Impfpass“. Der jeweilige Stempel steckt übrigens im Popo des entsprechenden hölzernen Tieres. Das Erstlingswerk wurde nicht nur veröffentlicht, es bekam auch gleich einen Preis. „Das hat natürlich bewirkt, dass ich drangeblieben, ja richtig reingekippt bin“, so Steinwender im KiKu-Gespräch.

Ideen sprudeln

Ideen hat er viele „da bin ich fast ein Wahnsinniger, dauernd hab ich Ideen für Spiele, oft auch nur für neue Mechanismen, Techniken, Gadgets oder was auch immer. Das ist nicht zu stoppen.“

Sammelst du und wenn ja, wie diese Ideen?
Steinwender: „Mittlerweile fast nur digital, ich schick mir Sprachnachrichten und speicher die dann am Computer. Oder ich spiel mit Dingen auf dem Tisch herum und mach Fotos. Ich bin ein sehr haptischer Typ.“

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Hybrid

Wenngleich es Brettspiele sind, die es dem Lehrer und Erfinder antun, so entwickelt er auch immer wieder „Hybrid-Spiele“, Kombinationen aus Brettspielen und Apps – zuletzt „Quiz it“. Auf solche ist das Linzer Start-Up „Rudy-Games“ spezialisiert, die auch Steinwender den Auftrag für das zuletzt genannte Spiel gaben. Du hast ein Spielfeld, auf dem du dein Vorwärtskommen mit Figuren dokumentierst, die Fragen aber kommen von der App. Übrigens auch die Erklärung – in der Art der Moderation einer TV- oder Online-Show.

Insgesamt wurden bisher mehr als 50 Spielideen von Arno Steinwender – manchmal in Kooperation mit anderen Autor_innen – veröffentlicht. Viele Ideen blieben/bleiben unverwirklicht. Aber einige der nächsten verrät der Autor dem Reporter: Ein Kinderspiel mit Märchenschloss, Schatztruhe und verschiedenen kleinen Schlüsselchen sowie eine Escape-Brettspiel-Umsetzung bei der das bisher in vielen solcher Spiele verwendete Prinzip mit Logik zum Ausgang zu finden durch ein Quizspiel ergänzt wird. „Es geht um Kooperation und nachdenken. Je mehr du weißt, desto mehr bleibt dir Zeit fürs Lösen der Rätsel.“

Unterrichte gern, aber das (Schul-)System...

Leben könnte er von den Anteilen aus den Einnahmen der bisher veröffentlichten Spiele schon, „aber noch ist es zu unsicher“. Außerdem „unterrichte ich gerne, mit den Jugendlichen in der Klasse zu arbeiten, zu diskutieren, kritisch Dinge zu hinterfragen, das macht richtig Spaß, was mir weniger gefällt, ist das (Schul-)System drum herum. Darum bin ich auch froh, dass ich seit zwei Jahren kein Mathe mehr unterrichtet hab, wo du die Schülerinnen und Schüler auf die Zentralmatura hintrimmen musst.“

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