Plädoyer fürs Spielen: Multitalent André Stern, der nie in der Schule war, im Gespräch mit dem Kinder-KURIER über seine beiden neuen Bücher.
„Wenn man Kinder in ihrem Element, dem Spiel, lässt, sind sie ausnahmslos genial. Meine Eltern haben nie versucht, eine persönliche Vorstellung durchzusetzen. Ausgangspunkt waren immer wir. Sie haben uns sehr genau beobachtet und stellten sich immer begeistert die Frage: ,Was wird wohl der nächste Schritt sein?' Sie kamen gar nicht auf die Idee, uns zu fördern.“
So radikal bringt André Stern in seinem jüngsten Buch sein Plädoyer fürs kindliche Spiel auf den Punkt. Bekannt wurde der Gitarrenbaumeister, Musiker, Komponist, Journalist, Autor und was weiß Gott noch alles durch das Buch „... und ich war nie in der Schule“ (2009). Der 45-Jährige wurde in Paris geboren und wuchs frei in einem kreativen Elternhaus auf. Der österreichische Filmemacher Erwin Wagenhofer engagierte ihn deswegen als einen der Protagonisten für seinen die herrschenden Bildungssystem stark kritisierenden Film „Alphabet“ und verfasste mit André Stern das gleichnamige Buch zum Film.
Gespräch

„Deine Erkenntnisse und Plädoyers klingen/lesen sich ja sehr überzeugend. Aber läuft nicht alles in eher in die Gegenrichtung? Und wie ist das vor allem für Kinder, die keine derart aufgeschlossenen Eltern haben wie du? Die auch nicht den Nerv, die Zeit dafür haben?“
André Stern:„Ich bin optimistisch. Mein Plädoyer, das ja nicht nur allein meines ist, dafür, Kinder spielen zu lassen wird mittlerweile ja schon seit einigen Jahren auch von der Hirnforschung unterstützt. Die sagt uns, dass sich das Gehirn sich da am besten, schnellsten und spontan entwickelt, wo wir uns begeistern, da geht Lernen geht scheinbar ,von allein'.
In seinem schmalen Bändchen - „das hab ich geschrieben für Leute, die vielleicht nicht so viel lesen wollen oder nicht so viel Zeit haben“ - verweist Stern dabei auf Forschungsergebnisse, dass, „die Beobachtung kleiner Kinder gezeigt hat, dass sie alle drei Minuten einen Begeisterungssturm erleben. Erwachsene empfinden im Durchschnitt dieselbe Menge Begeisterung nur zwei bis drei Mal pro Jahr ...“ und hängt daran die Frage: „Warum hat sich niemand je die Frage gestellt, was aus einem Kind würde, das sein ganzes Leben lang im angeborenen Zustand der Begeisterung bleiben dürfte? Genau.“
Hirnforschung

Letzte Zuckungen?
Zur Frage, dass sich vieles nicht nur im Bildungssystem doch eher gerade in die gegenteilige Richtung entwickle – einschränkende, reglementierter, standardisierter..., meinte André Stern: „Das sind meiner Meinung nach nur die letzten Zuckungen, ein Aufbäumen des alten Systems. Aber jede und jeder merkt doch, so kann es nicht mehr weitergehen!“

Seiten, 20,60 €, Verlag Elisabeth Sandmann


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