Ausgewandert: Corona machte reif für die Insel
Von Caroline Ferstl
500 Einwohner zählt die nur fünf Quadratkilometer große Insel Sark, die sich im Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien befindet. Seit November des Vorjahres sind es zwei Bewohner mehr: Sarah und Stefan Fink aus Bad Fischau-Brunn (Bezirk Wiener Neustadt) haben auf der Insel ihr neues Zuhause gefunden. Das Leben im Ausland war schon lange ihr Wunsch – Corona machte es möglich.
„Unsere Arbeit hat sich verändert, plötzlich konnte man von überall aus arbeiten – das war quasi der letzte Schupps, den wir für unsere Entscheidung gebraucht haben“, erzählt Sarah Fink dem KURIER.
Anpassungsfähig
Die 28-Jährige ist Tiertrainerin und hat sich auf „Problem-Hunde“ spezialisiert. Doch auch Schafe, Hühner, Alpakas, Wasserbüffel Schweine zählten bereits zu ihren Kunden. „Corona hat Live-Trainings unmöglich gemacht. Weil die Nachfrage aber da war, habe ich mit Online-Kursen begonnen“, berichtet Fink. In vielen Fällen hätte das wirklich gut funktioniert – und würde auch sinnvoller sein als ein Training vor Ort. Etwa, wenn der Hund eine auffällige Verhaltensweise nur zu Hause in den eigenen vier Wänden an den Tag lege. „Dann bringt es wenig, mit dem Tier am Trainingsplatz zu arbeiten“, so die Hundetrainerin.
Auch Stefan Fink hat seinen berufliche Tätigkeit coronabedingt geändert: Der 26-Jährige ist ausgebildeter Kommunikationscoach und Konflikttrainer, vor Corona arbeitete er mit großen Firmen und Unternehmen zusammen. Im Lockdown entschied er sich, sein Wissen in ein Buch zu packen: „Unstreitbar“ heißt es. Mittlerweile fotografiert er jedoch lieber und kümmert sich um den Social-Media-Auftritt von Sarah.
Auf Sark will man einen Rückzugsort für auffällige Hunde und ihre Herrchen aufbauen – ein „Retreat, wo man sich intensiv und individuell auf die jeweiligen Auffälligkeiten des Tieres konzentrieren kann“, erklärt Sarah Fink. Erste Anfragen gäbe es bereits. Die Online-Trainings will Sarah Fink beibehalten, zudem sind mehrwöchige Workshops in Österreich geplant. Denn manche Probleme lassen sich doch nur persönlich vor Ort lösen.
So etwa bei Fluffy. Auf den Hund trafen Sarah und Stefan Fink während ihres Kroatienurlaubs in einem Tierheim in Pula. „Fluffy lief im Kreis und attackierte sich selbst. Seine Hinterbeine waren ganz aufgebissen. Der Tierarzt hat empfohlen, seinen Schwanz zu amputieren“, erzählt Fink.
Sie schlug vor, den Hund für den restlichen Urlaub zu nehmen. „Was er brauchte, waren Ruhe und Entspannung. Mittlerweile hat er sein Verhalten fast komplett abgelegt“, berichtet die Tiertrainerin. Mittlerweile hat Fluffy auch schon einen neuen Besitzer gefunden und befindet sich am Weg in sein neues Zuhause.
Insel der Ruhe
Genauso wie Sarah und Stefan Fink. Auf die Insel Sark sind die beiden durch eine Fernsehdokumentation gestoßen. „Sark gilt als einer der dunkelsten Orte der Welt, es gibt keine Straßenlaternen und keine Lichtverschmutzung. Und es ist wahnsinnig ruhig. Dort, wo wir wohnen, mitten auf der Insel, hört man nicht einmal mehr das Rauschen des Meeres“, schwärmt Stefan Fink.
Bedenken hatten die beiden beim Auswandern keine: „Zu Hause kann man sich überall fühlen. Corona ist es auch zu verdanken, dass die digitale Kommunikation viel normaler geworden ist. Mit meinen Eltern habe ich fast mehr Kontakt als vorher.“ Auch die Corona-Situation macht den beiden nichts aus – bei den Spaziergängen auf der Insel trifft man so gut wie niemanden. Mitgenommen haben die beiden wenig – außer drei trainierten Hühnern und einem Hund.
Dann wird Fink plötzlich still – zu viel Schwärmen möchte er schließlich auch nicht von dem kleinen Paradies. Das könnte sonst noch mehr Auswanderer anlocken.