Ein Vaginalring gegen HIV

Ein neu entwickelter Vaginalring reduziert bei Frauen das Risiko sich beim Geschlechtsverkehr mit HIV anzustecken. Zu diesem Ergebnis kommt eine großangelegte Studie.

Ein wirksames Mittel gegen HIV - das soll der sogenannte Dapivirine Ring sein. Mit dem Vaginalring setzen die Entwickler der Organisation International Partnership for Microbicides (IPM) nicht bei der Heilung von Aids, sondern bei der Übertragung des Virus an. Bei der Welt-AIDS-Konferenz im Juli dieses Jahre wurden im Rahmen der Präsentation derAspire Studie Testergebnisse zur Wirksamkeit des präventiven Vaginalrings vorgestellt.

Im Zuge der Studie wurde der Ring, der das antiretrovirale Medikament Dapivirine enthält, von 2.629 Frauen im Alter von 18 bis 45 aus Malawi, Uganda, Südafrika und Simbabwe getestet. Das Kernresultat der Untersuchung: Der Vaginalring konnte das Übertragungsrisiko im Schnitt um 27 Prozent senken. Die Infektionsrate war bei jenen Frauen, die den Ring benutzten, also um 27 Prozent niedriger. Als Referenzgröße galt die Infektionsrate einer Placebo-Gruppe.

Neben diesen Erkenntnissen, die bereits Anfang des Jahres präsentiert wurden, fand kürzlich eine zweite Interpretation der Daten durch das Microbide Trials Network statt. Da die Anwendung bzw. Tragedauer bei den Testpersonen stark variierte, wurden die Frauen im Nachhinein in Gruppen zusammengefasst. Es zeigte sich: Je länger die Frauen den Vaginalring in sich trugen, desto höher war auch der gebotene Schutz. Die Conclusio: Ein längeres Tragen des Rings führt den Wissenschaftern zufolge zu einer größeren Abgabe des Wirkstoffs Dapivirine. Das erhöht wiederum den Infektionsschutz. Bei jenen Frauen, die den Ring am allerhäufigsten trugen, erhöhte sich der Schutz um mindestens 75 Prozent auf bis zu 92 Prozent.

Zeda Rosenberg, Gründerin und Geschäftsführerin Non-Profit-Organisation International Partnership for Microbicides, erklärte in einem Statement, dass die Erkenntnisse darauf hindeuten, dass "der Vaginalring eine wichtige Möglichkeit für Frauen darstellt, sich gegen HIV zu schützen".

Beim Dapivirine Ring wird die erprobte Technologie des Verhütungsrings quasi "zweckentfremdet". Wird ein Vaginalring zur Empfängnisverhütung verwendet, so gibt er im Körper konstant Hormone ab, die eine ungewollte Schwangerschaft verhindern sollen. Beim Dapivirine Ring, der zur einmonatigen Verwendung konzipiert wurde, wird der Wirkstoff Dapivirine abgegeben. Dieser verhindert, dass der HIV-Virus auf gesunde Zellen übergreift und sich so im Körper ausbreitet. Ein zweifachwirkender Ring, der eine Infektion mit HIV und Schwangerschaften verhindern soll, ist ebenfalls in Planung, wie die Organisation auf ihrer Homepage berichtet.

Weltweit stecken sich laut UNAIDS (Joint United Nations Programme on HIV/AIDS) jährlich rund 2,1 Millionen Menschen mit HIV an, etwa 36,9 Millionen Menschen leben derzeit mit dem Virus. Besonders gefährdet sind junge Menschen, die in Afrika leben. Allein in Südafrika gibt es jährlich 300.000 Neuinfizierungen. Hier sind vor allem das fehlende Wissen über HIV, die unzureichende wirtschaftliche Unabhängigkeit junger Frauen, die die Verwendung eines Kondoms auf ihren Wunsch sicherstellt, und Versorgungsengpässe bei Medikamenten ein Problem. Auch der stigmatisierende Umgang mit den Betroffenen verschärft die Situation. Durch die gesellschaftliche Ächtung lassen sich viele nicht auf HIV testen.

Zwischen 1997 und 2010 sank die Zahl der Ansteckungen. Seit 2010 stagniert der Rückgang bei den HIV-Neuinfektionen bei Erwachsenen jedoch, wie bei der Welt-AIDS-Konferenz bekannt gegeben wurde. Erfolge gibt es bei Kindern. Hier konnte seit 2001 ein Rückgang von 70 beobachtet werden. Die Zahl der Todesfälle ist seit 2005 rückläufig.

Laut Aids Hilfe Österreich wurden im vergangenen Jahr in Österreich insgesamt 403 HIV-Infektionen neu diagnostiziert. Das sind deutlich weniger als in den vorangegangenen Jahren. Ungeschützter Geschlechtsverkehr (Anal- oder Vaginalverkehr ohne Kondom) ist global gesehen nach wie vor der häufigste Übertragungsweg.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Aidshilfen Österreich.

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