Baumann gewinnt Abfahrt, Raich mit Medaillenchancen

Benjamin Raich liegt als Zwölfter nur 15 Hundertstel hinter Topfavorit Ivica Kostelic.

Romed Baumann hat vor Titelverteidiger Aksel Lund Svindal (NOR) die Abfahrt der WM-Super-Kombination in Schladming gewonnen. Der Österreicher geht am Abend (18.15 Uhr, KURIER.at-Liveticker) mit 0,14 Sekunden Vorsprung auf den Norweger und 0,38 auf den Südtiroler Christof Innerhofer in den Flutlicht-Slalom. Matthias Mayer wurde Siebenter, Benjamin Raich Zwölfter.

Von den Favoriten verpatzte nur der Franzose Alexis Pinturault mit 3,35 Sekunden Rückstand die Abfahrt völlig. Der Franzose hatte die Super-Kombi in Wengen vor Kostelic gewonnen und war bei der klassischen in Kitzbühel hinter dem Kroaten Zweiter geworden. Starke Slalomfahrer wie Super-G-Weltmeister Ted Ligety (6./+0,72 Sek.), Kostelic (10./+1,37) aber auch Raich (12./+1,52) schufen sich hingegen sehr gute Ausgangspositionen für den Flutlicht-Slalom.

Anspruchsvoll

Der Herren-Bewerb am Rosenmontag wird womöglich als die anspruchsvollste WM-Kombination bisher in die Annalen eingehen. Sowohl die Abfahrt als auch der Slalom gehen auf der Planai über die volle Distanz der Spezialisten. Und das auf einer weiterhin extrem eisigen und anspruchsvollen Piste.

Für eine der Überraschungen in Teil eins sorgte Baumann und damit einer aus dem Lager des ÖSV, der wegen der Verletzung von Florian Scheiber mit nur drei Teilnehmern am Start war. Der Tiroler, der für die Spezialabfahrt am Sonntag nicht aufgeboten worden war, raste vor dem frisch gebackenen Abfahrts-Weltmeister Svindal, dessen Slalomstart wegen einer Muskelverletzung fraglich ist, zur Bestzeit, obwohl er schon in der Startkurve eine groben Fehler begangen hatte.

Baumann gewinnt Abfahrt, Raich mit Medaillenchancen
APA11404478 - 11022013 - SCHLADMING - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: Romed Baumann (AUT) nach seiner Fahrt in der Kombinationsabfahrt der Herren am Montag, 11. Februar 2013, in Schladming. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
"Wahnsinn. Ich habe schon auf der Ziellinie gespürt, dass es ein gewaltiger Lauf war", freute sich Baumann vor bereits zu Mittag schon 16.000 Zuschauern. Der 27-jährige Hochfilzener hat zwar in seiner Vergangenheit als Slalom-Fahrer schon zwei Mal am Schladminger Nachtslalom teilgenommen und schon zwei Weltcup-Superkombinationen gewonnen, dennoch blickte Baumann eher skeptisch voraus. "Der Slalom wird brutal schwierig. Da bin ich mittlerweile weit weg, die Spezialisten haben über die Saison ein paar Tausend Tore mehr gesehen als ich. Ich muss auf deren Fehler hoffen", war ihm bewusst.

Zu seiner Nicht-Nominierung für den WM-Königsbewerb wollte sich der Tiroler nicht groß äußern. "Man hat gesehen, dass ich die Abfahrt sehr gut im Griff habe. Ich sage daher nur so viel: ich war heute schneller als der Weltmeister. Leider krieg ich dafür keine Medaille."

Skeptiker

Innerhofer brachte die Chancenverteilung vor Teil zwei konkret auf den Punkt. "Wir Abfahrer kriegen hier im Slalom vier Sekunden", war der Südtiroler überzeugt. Auch Svindal blieb skeptisch, er hatte bei seinen vergangenen zwei Kombi-WM-Titeln die Abfahrten jeweils klar gewonnen. "Für uns Abfahrer wird der eisige Slalom extrem schwierig", fürchtete der Norweger. Ligety spielte den Ball sofort zurück. "Ich bin in erster Linie froh, heil im Ziel zu sein. Der Slalom wird für alle hart."

Große Genugtuung gab es bei Raich. Der zum achten Mal an einer WM teilnehmende Tiroler lieferte in seinem 24. WM-Rennen eine famose Abfahrt ab. "Das war auf jeden Fall eine sehr gute Leistung, vor allem im oberen Teil", stellte der 34-jährige Routinier aus Tirol zufrieden fest. "Ich habe mir viel zugetraut und ich habe gewusst, dass ich Reserven habe."

Schrecken

Szene des Tages war die Fahrt von Sandro Viletta. Der Schweizer lief auf zwei auf der Strecke fahrende Streckenposten auf, einer davon befand sich sogar mitten im Rennkurs. Viletta blieb aber cool und "überholte" den Helfer. Trotz der gefährlichen Schrecksekunde verzichtete der Schweizer auf eine Wiederholung seines Laufs.

Baumann gewinnt Abfahrt, Raich mit Medaillenchancen

AUSTRIA ALPINE SKIING WORLD CHAMPIONSHIPS
Baumann gewinnt Abfahrt, Raich mit Medaillenchancen

ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: KOMBINATION ABFAHRT H
Baumann gewinnt Abfahrt, Raich mit Medaillenchancen

Ted Ligety of the U.S. skis during the men's super
Baumann gewinnt Abfahrt, Raich mit Medaillenchancen

ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: KOMBINATION ABFAHRT H
Baumann gewinnt Abfahrt, Raich mit Medaillenchancen

ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: KOMBINATION ABFAHRT H

Romed Baumann (AUT/Spitzenreiter vor dem Slalom am Abend): "Es war ein Wahnsinn, ich habe schon beim Fahren über die Ziellinie gespürt, dass das eine gewaltige Fahrt war. Man hat gesehen, dass ich die Abfahrt sehr gut im Griff gehabt habe. Ich habe von oben bis unten Gas geben können, es hätte nicht besser sein können. Wie es am Samstag in der Spezial-Abfahrt gewesen wäre, weiß ich nicht, aber ich war schneller als der Weltmeister, das ist ein geiler Erfolg. Ich muss jetzt im Slalom auf Fehler der Spezialisten hoffen. Ich werde nichts unversucht lassen und freue mich schon auf das Night-Event. Im Slalom bin ich im Vergleich zu einem Spezialisten weit weg. Die haben um ein paar tausend Tore mehr über die Saison gesehen. Mehr Vorsprung hätte ich mir in der Abfahrt nicht herausfahren können. Ich muss im Slalom volles Risiko gehen, wenn ich annähernd eine Chance haben will. Ich habe die Atmosphäre vom Nachtslalom schon zweimal miterleben dürfen, als ich noch Slalomspezialist war. Das ist ein paar Jahre her, aber es hat mir immer brutal viel Spaß gemacht. Aber der Slalomhang ist angsteinflößend, wenn ich so rauf schaue. Es glänzt runter, aber es ist einfach nur Freude da."

Aksel Lund Svindal (NOR/Zweiter vor dem Slalom): "Es wird ein schwieriger Slalom, denn der Hang ist sehr eisig, das spricht klar für Benni und Kostelic. Aber die Abfahrt ist gut gelaufen."

Christof Innerhofer (ITA/Dritter vor dem Slalom): "Ich denke, dass wir Abfahrer keine Chance haben werden und um die vier Sekunden im Slalom 'aufgebrennt' bekommen."

Ted Ligety (USA/Sechster vor dem Slalom): "Es war sehr hart, ich hatte aufgrund der vielen Schläge schon starke Schmerzen in den Beinen, bevor ich überhaupt herunten war. Ich habe eine gute Chance im Slalom, aber Ivica und Benni sind eigentlich besser."

Matthias Mayer (AUT/Siebenter vor dem Slalom): "Da herunter heute fehlerfrei zu fahren ist irrsinnig schwierig. Die Abfahrer picken extrem eng vorne zusammen, ein paar Zehntel sind im Slalom nichts für die Abfahrer. Ich freue mich irrsinnig auf den Kombi-Slalom, jetzt komme ich da auch noch zu einem Nachtslalom, das hätte ich mir nicht gedacht, dass ich das auch noch einmal schaffen werde. Darauf freue ich mich."

Benjamin Raich (AUT/Zwölfter vor dem Slalom): "Ich bin zufrieden. Es war eine gute Leistung, speziell im oberen Teil. Unten habe ich es nicht ganz optimal erwischt, aber alles in allem war es eine sehr gute Leistung. Ich habe ein gutes Gefühl gehabt. Normalerweise bin ich beim Rennen immer stärker, und das war auch heute so. Das Einfahren ins Ziel war ein schöner Moment, es war die Hölle los. Das taugt einem schon."

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