Österreicher in der Königsdisziplin nur Fußvolk

Der Norweger holt sich den prestigereichsten Titel bei der WM in Schladming und darf sich zumindest bis Februar 2015 Abfahrtsweltmeister nennen.
Aksel Lund Svindal gewinnt die WM-Abfahrt vor Dominik Paris und David Poisson. Blech für Kröll.

Ehe ÖSV-Herrencheftrainer Mathias Berthold um 6.15 Uhr in der Früh mit der Jury in die Gondel stieg, hatte er die Kanten seiner Skier schärfen lassen. Andernfalls hätte selbst er, der ehemalige Weltcup-Profi, den Zielhang nicht einmal beim vorsichtigen Abrutschen überlebt. So eisig war die Planai.

Sechs Stunden später standen er und seine Läufer mit eisigen Mienen da. Einer hatte sogar Tränen in den Augen.

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Nur einer von vier unter den Top Ten.

Nur Platz vier für den Lokalmatador Klaus Kröll, der immerhin Titelverteidiger im Abfahrtsweltcup ist.

Nur 38 Hundertstelsekunden, oder umgerechnet 36,69 Meter, trennten Kröll von der Bronzemedaille, die völlig unerwartet der 1,68 Meter kleine Franzose David Poisson gewann.

Nur insgesamt 2,19 Sekunden haben den ÖSV-Abfahrern bei den letzten fünf Abfahrts-Großereignissen in Åre, Val d’Isère, Vancouver (Olympia), Garmisch und nunmehr Schladming gefehlt. Andernfalls hätten sie um fünf Medaillen mehr, und niemand würde jetzt von Versagern sprechen.

Schladming hatte sich herausgeputzt zum emotionalen Höhepunkt der Weltmeisterschaft, der Herren-Abfahrt, der Königsdisziplin. Doch ein königliches Vergnügen bereitete diese Herren-Abfahrt keinem. Nicht den mehr als 30.000 überwiegend österreichischen Fans im Zielstadion der Planai, auch nicht den knapp zwei Millionen Ski-Fans vor den heimischen Fernsehgeräten, und den vier österreichischen Protagonisten schon gar nicht.

Niemandsland

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Die Skination Nummer eins, die in der Vergangenheit so viele Weltmeister, Olympiasieger und Winnertypen hervorgebracht hat, wird bei den wichtigen Abfahrtsrennen schön langsam zum Niemandsland. Seit 2003 (Michael Walchhofer) hat Österreich nicht mehr den Abfahrtsweltmeister gestellt, seit 2006 (Walchhofer) haben die ÖSV-Piloten in der einstigen Paradedisziplin keine Medaille mehr geholt. „Wir hätten uns alle mehr verdient gehabt: die Fans und wir Läufer“, meinte Klaus Kröll zerknirscht, „aber die Sache ist gegessen und ich muss das jetzt runterwürgen.“

Auf dem Steirer hatten die letzten Hoffnungen auf ein versöhnliches Ende dieser Abfahrt geruht. Vor ihm war ein rot-weiß-roter Medaillentraum nach dem anderen geplatzt. Matthias Mayer hatte im Mittelteil einen kapitalen Bock geschossen, Hannes Reichelt hatte nach einem missglückten Sprung ein Tor verfehlt, und Max Franz war schon vor dem Start ein geschlagener Mann. Der Kärntner hatte sich im Trainingslauf, den die FIS unmittelbar vor dem Rennen auf dem untersten Teilstück angesetzt hatte, das rechte Knie verdreht.

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Klaus Kroell of Austria reacts after his men's Downhill race at the World Alpine Skiing Championships in Schladming February 9, 2013. REUTERS/Leonhard Foeger (AUSTRIA - Tags: SPORT SKIING TPX IMAGES OF THE DAY)

Blieb also nur mehr Klaus Kröll, aber auch der Steirer sollte den Fehlstart nicht verhindern können. Am bitteren Ende einer durchwachsenen Fahrt fehlten ihm fast vier Zehntel auf den Franzosen David Poisson und Bronze. „Das war kein flüssiger Lauf“, haderte Kröll, der sich bereits bei der Startkurve einen Fehler erlaubt hatte. „Daraufhin wollte ich es erzwingen. Das war genau das falsche Rezept auf dieser Piste. “

Feingefühl

Denn auf der Planai war gestern der feinfühlige Abfahrer gefragt und nicht unbedingt der angriffslustige, aggressive Rennläufer. „Ich hätte eigentlich nur sauber runterfahren müssen“, meinte Kröll nach dem Rennen. „Mich hat’s sogar gewundert, dass es mit dieser Fahrt zum vierten Platz gereicht hat.“

Wie Kröll („die Sicht war schlecht“) haderte auch Hannes Reichelt („vielleicht muss ich zum Augenarzt“) mit den äußeren Bedingungen. „Ich bin jedenfalls froh, dass ich heil herunten bin.“ Auch Max Franz kam relativ glimpflich davon: Meniskuszerrung, zehn Tage Pause.

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Den für ihn verhängnisvollen Trainingslauf auf dem unteren Streckenabschnitt hatte FIS-Direktor Günter Hujara angesetzt und die Mehrheit der Fahrer begrüßt. Jetzt dafür die ÖSV-Trainer verantwortlich zu machen und – wie in Online-Foren gefordert – mit einem Köpferollen zu bestrafen, wäre ungerecht. Trotzdem besteht für das nun schon traditionelle Abfahrtsversagen der Skination Nummer 1 bei Großereignissen Erklärungsbedarf.

Die genügsam gewordenen Schweizer Abfahrer jubelten, obwohl’s für sie zu keiner Medaille reichte. ÖFB-Fußballteamchef Marcel Koller war von der VIP-Loge aus Augenzeuge, wie seine Landsleute mit den Plätzen sechs (Zurbriggen), sieben (Küng) und acht (Défago) das mit Abstand besten Saisonergebnis herausfuhren.

Der kanadische Weltmeister von Garmisch, Erik Guay, schied aus. Womit eine Tradition gewahrt bleibt: Noch nie hat ein Abfahrtschampion seinen Titel verteidigen können.

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ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: ABFAHRT HERRREN / KRÖ
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Klaus Kroell of Austria reacts after his men's Dow
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AUSTRIA ALPINE SKIING WORLD CHAMPIONSHIPS
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ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: ABFAHRT HERRREN / PAR
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AUSTRIA ALPINE SKIING WORLD CHAMPIONSHIPS
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AUSTRIA ALPINE SKIING WORLD CHAMPIONSHIPS
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ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: ABFAHRT HERRREN / FRA
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AUSTRIA ALPINE SKIING WORLD CHAMPIONSHIPS

Die erfolgreichsten WM-Teilnehmer aller Zeiten

Gold Silber Bronze Gesamt
1. Toni Sailer (AUT) 7 1 - 8
2. Jean-Claude Killy (FRA) 6 - - 6
3. Kjetil Andre Aamodt (NOR) 5 4 3 12
4. Gustav Thöni (ITA) 5 2 - 7
5. Aksel Lund Svindal (NOR) 5 1 2 8
6. Ingemar Stenmark (SWE) 5 1 1 7
7. Marc Girardelli (LUX) 4 4 3 11
8. Pirmin Zurbriggen (SUI) 4 4 1 9
9. Emile Allais (FRA) 4 4 - 8
10. Rudolf Rominger (SUI) 4 1 2 7
11. Stein Eriksen (NOR) 4 1 1 6
12. Bode Miller (USA) 4 1 - 5
. Toni Seelos (AUT) 4 1 - 5
14. Lasse Kjus (NOR) 3 8 - 11
15. Benjamin Raich (AUT) 3 6 1 10
16. Karl Schranz (AUT) 3 2 1 6
. Hermann Maier (AUT) 3 2 1 6
18. Stephan Eberharter (AUT) 3 1 - 4
19. Zeno Colo (ITA) 3 1 - 4
. Mario Matt (AUT) 3 1 - 4
21. Rudi Nierlich (AUT) 3 - - 3

Der Ticker zum Nachlesen

Aksel Lund Svindal war nicht mehr zu bremsen. Kaum hatte er im Ziel abgeschwungen, da legte er auch schon wieder los. Seine Fäuste flogen nur so durch die Luft, und aufgedreht, wie er war, drehte er sofort eine Ehrenrunde und ließ sich von den Massen feiern. Selten zuvor hat man den ansonsten so coolen und besonnenen Norweger so ausgelassen jubeln sehen wie nach seiner Triumphfahrt zu WM-Gold. Auch dass zu diesem Zeitpunkt die größten Rivalen noch oben am Start standen, konnte Svindals Euphorie nicht bremsen. „Ich habe mich so gefreut, weil ich gewusst habe, dass ich es eigentlich nicht besser hätte machen können“, erklärt der 30-Jährige seinen unerwarteten Gefühlsausbruch. „Außerdem darf man nicht oft erleben, mit einer Bestzeit in so ein Stadion zu kommen.“

Siegerehrungen werden für Svindal dafür schön langsam zur Routine. Wie schon vor ihm seine prominenten Landsmänner Lasse Kjus und Kjetil André Amodt schafft es auch der 30-Jährige, sich stets am Tag X in Bestform zu präsentieren. Das Schladminger Abfahrtsgold war für den Winnertyp aus Norwegen bereits der fünfte WM-Titel, seit 2005 hat der Trophäensammler bei jeder WM zumindest eine Medaille geholt. In Schladming hat er auch schon zwei Mal zugeschlagen. „Über den dritten Platz im Super-G habe ich mich aber geärgert.“

Topfavorit

Mit Aksel Lund Svindal holte der Topfavorit Gold, mit Dominik Paris ein anderer Favorit Silber. „Ich hätte nie gedacht, dass ich es schaffen kann“, strahlte der 23-jährige Südtiroler, der in diesem Winter mit Siegen in Bormio und in Kitzbühel mitten in die Weltklasse gerast war. „Ich habe viel getan, um ein guter Skifahrer zu werden.“

So erwartet die Medaillen von Svindal und Paris kamen, so überraschend war der dritte Platz von David Poisson. Der bullige Franzose sorgte für die bereits zweite Speed-Medaille der starken französischen Mannschaft. „Ich bin sehr stolz auf meinen Lauf, er war sehr gut und schnell, ich bin wirklich an meine Grenzen gegangen.“

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1996 Patrick Ortlieb (Österreich)

1997 Bruno Kernen (Schweiz)

1999 Hermann Maier (Österreich)

2001 Hannes Trinkl (Österreich)

2003 Michael Walchhofer (Österreich)

2005 Bode Miller (USA)

2007 Aksel Lund Svindal (Norwegen)

2009 John Kucera (Kanada)

2011 Erik Guay (Kanada)

2013 Aksel Lund Svindal (Norwegen)

Die jüngere ÖSV-Geschichte

Michael Walchhofer ist Österreichs letzter Abfahrtsweltmeister. Er holte 2005 (Bronze) auch die letzte WM-Abfahrtsmedaille. Und er holte die letzte Abfahrtsmedaille bei einem Groß-Ereignis: Bei den Olympischen Spielen 2006 raste der Salzburger zu Silber.

Beim Rennen des Sohnes fuhr Vater Björn Svindal geistig mit. Er hüpfte auf der Tribüne auf und ab, ballte die Hände vor dem Gesicht, kniff die Augen zusammen, zitterte und schrie schließlich vor Freude. Denn als Aksel Lund Svindal im Zielraum der Schladminger Planai abschwang, der Einser aufleuchtete und er triumphierend die Arme in die Höhe riss, war augenscheinlich etwas Großes gelungen.

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Bjoern Svindal, father of first placed Aksel Lund Svindal of Norway, reacts during the flower ceremony of the men's Downhill race at the World Alpine Skiing Championships in Schladming February 9, 2013. REUTERS/Leonhard Foeger (AUSTRIA - Tags: SPORT SKIING)

"Ich habe viel riskiert. Es ist niemals perfekt, aber ich wusste, ich hätte es nicht besser machen können", sagte der neue Abfahrts-Weltmeister aus Norwegen. Nach 2007 in Aare hat Svindal zum zweiten Mal in seiner Karriere den Titel im prestigeträchtigsten Alpinrennen gewonnen.

Seine insgesamt fünfte Goldene bedeutete, dass er zum vierten Mal in Folge bei Welttitelkämpfen mit zumindest einem Titel nach Hause fährt. Im Ranking der erfolgreichsten Medaillensammler kletterte Svindal auf den fünften Platz nach vor, auf Allzeitgröße Toni Sailer fehlen nun noch zwei Goldmedaillen. Inklusive Olympia hält er bei elf Mal Edelmetall. Für Norwegens Männer war es das 20. WM-Gold der Geschichte.

"Ein bisserl ein schlechtes Gefühl"

Mit Super-G-Bronze hatte der Olympiasieger in dieser Disziplin einen guten Einstand in die WM gehabt, zufrieden war der als Topfavorit gehandelte Skandinavier aber nicht. "Ich war Dritter, das war gut, aber ich habe mich ein bisschen geärgert", sagte Svindal. "Ich bin als Favorit zum Super-G gekommen. Aber das reicht nicht, man muss sich immer hundertprozentig ins Zeug legen."

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epa03574934 Aksel Lund Svindal (NOR) in action during his run in the men's downhill race as part of the Alpine Skiing World Championships in Schladming, Austria, 09 February 2013. EPA/HELMUT FOHRINGER

Das Rennende am Samstag genoss er deshalb umso mehr. "Bei so einer Stimmung mit Bestzeit ins Ziel zu kommen, das ist ganz selten. Das war schon ein toller Moment. Ich hatte eine Sekunde Vorsprung, da konnte ich beruhigt auf die nächsten Läufer warten. Da kann man zuversichtlich sein", sagte der Freund der US-Amerikanerin Julia Mancuso. Nach deren Bronze im Super-G hält das Pärchen bei drei Medaillen in Schladming.

"Es war ein schwieriges Rennen, sehr viele Wellen, flaches Licht, hohe Geschwindigkeit. Ich habe keinen großen Fehler gemacht. Man musste mit Kontrolle fahren, aber den Ski auch ein bisschen laufen lassen. Man hatte fast ein bisserl ein schlechtes Gefühl. Im Ziel war es dann im Kopf noch schlimmer als in den Beinen, ich war mental komplett fertig", gestand der 30-Jährige aus Lörenskog in der Provinz Akershus, der wie kein anderer mit derart schwierigen Lichtverhältnissen zurecht kommt.

"Ich konnte gar nicht hinsehen"

"Man muss an die Grenze gehen, aber nicht über die Grenze hinaus. Ich habe heute auf dieser Strecke nicht den allerbesten Lauf meines Lebens hingelegt, aber ich habe mir einen guten Plan zurechtgelegt." Auch sein Vater hatte immer an die Medaille glaubt. "Ich konnte gar nicht hinsehen. Ich habe so gezittert", meinte der Senior. Der Junior bedankte sich für die Unterstützung: "Ohne meinen Vater hätte ich nicht Skifahrer werden können. Er ist aber noch nervöser als ich. Aber ich bin selbst nervös, wenn ich anderen zusehe. Es ist der aufregendste Sport."

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First placed Aksel Lund Svindal of Norway stands on the podium during the flower ceremony of the men's Downhill race at the World Alpine Skiing Championships in Schladming February 9, 2013. REUTERS/Leonhard Foeger (AUSTRIA - Tags: SPORT SKIING)

"Ein geniales Rennen", verneigte sich auch Österreichs früherer Topläufer Stephan Eberharter vor Svindals Fahrt. "Axel hat gekämpft bis ins Ziel. Mit einer übermäßigen Fahrt wäre es vielleicht möglich gewesen, ihn zu schlagen, aber er war eher unschlagbar", sagte der zweitplatzierte Italiener Dominik Paris.

Für Allrounder Svindal, der im Weltcup mit Ausnahme des Slaloms in allen Disziplinen gewonnen hat, sind die Titelkämpfe in der Steiermark noch nicht vorbei. In der Super-Kombination ist der Gesamtweltcupsieger von 2007 und 2009 der Titelverteidiger, im Riesentorlauf hat er nur Außenseiterchancen und kann voll auf Angriff fahren.

Österreicher in der Königsdisziplin nur Fußvolk
APA11374396 - 09022013 - SCHLADMING - ÖSTERREICH: Aksel Lund Svindal (NOR/1. Platz)bei der Siegerpräsentation der WM Abfahrt der Herren am Samstag, 9. Februar 2013, in Schladming. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
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Wer will ihm die Enttäuschung verübeln: Rang vier und Blech - bei einem Großereignis fast schon die Höchststrafe.

Aksel Lund Svindal(NOR/Weltmeister): "Ich habe gewusst, dass man es nicht besser machen kann. Ich habe viel, viel riskiert und keinen großen Fehler gemacht. Im Ziel war es dann im Kopf noch schlimmer als in den Beinen, ich war mental komplett fertig. Platz drei im Super-G war schon gut, hat mich aber auch ein bisschen geärgert. Die Stimmung hier ist super, das muss man ausnutzen, denn so oft erlebt man so etwas nicht."

Dominik Paris (ITA/Zweiter): "Ich habe eine gute Fahrt gemacht, alles ist mir gut gelungen. Ich habe mir aber nicht gedacht, dass es für eine Medaille reicht. Ich bin es oben ein bisschen gemütlicher angegangen, habe nicht zu viel Druck gegeben, um locker zu fahren und Kraft für unten zu sparen. Im Schlussteil habe ich dadurch dann noch einmal alles riskieren können. Die Saison ist so geil gelaufen, das ist eine Genugtuung für all die Arbeit, die ich da reingesteckt habe."

David Poisson (FRA/Dritter): "Ich bin sehr stolz auf meinen Lauf, er war sehr gut und schnell, ich bin an meine Grenzen gegangen. Es war aber auch mental sehr anstrengend. Mit der Super-G-Silbermedaille von Gauthier (De Tessieres, Anm.) hat die Woche schon gut begonnen. Die zweite WM-Medaille für Frankreich hier in Schladming - das zeigt, wie stark unser Team in Abfahrt und Super-G ist."

Klaus Kröll (AUT/Vierter): "Die Enttäuschung ist sehr groß, denn Vierter will man hier nicht werden. Ich muss zugeben, dass ich mir von oben weg extrem schwergetan habe. Die Sicht war schlecht, und ich habe keine flüssigen Lauf erwischt. Schon die erste Kurve oben habe ich verhaut. Es ist mir auch unten die Kraft ausgegangen, da konnte ich dann nicht mehr attackieren. Man hätte heute von oben bis unten ohne Fehler durchkommen müssen, um eine Medaille zu holen."

Matthias Mayer (AUT/13.): "Ich habe wieder ein bisschen zu viel wollen und bei der Einfahrt unten ein bisschen zu früh angezogen. Aber es nutzt nichts, bei der WM zählt nur eins, zwei, drei. Derjenige, der das heute gewinnt, war einfach der Härteste."

Max Franz (AUT/23.), der sich am Vormittag beim letzten Training am Knie verletzt hatte: "Ich habe mich auf diesen Tag riesig gefreut, und dann das heute in der Früh. Dadurch ist das volle Vertrauen für die Fahrt nicht da gewesen. Jetzt werde ich das im Spital abklären lassen, aber es wird schon nichts Schlimmes sein."

Hannes Reichelt (AUT/ausgeschieden): "Ich war beim Sprung zu weit weg vom Tor und bin dann bei der Landung in den weichen Schnee gekommen. Deshalb bin ich in erster Linie froh, dass ich gesund herunten bin."

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APA11372494 - 09022013 - SCHLADMING - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - ALPINE SKI-WM IN SCHLADMING: Klaus Kröll (AUT) nach seinem Lauf in der WM Abfahrt der Herren am Samstag, 9. Februar 2013, in Schladming. APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER

Als Sie abschwangen und auf der Anzeigetafel die "4" sahen, was waren da Ihre ersten Gedanken?Klaus Kröll: "Ich habe abgeschwungen und gedacht: 'Das hat nicht einmal für die Top-Ten gereicht.' Ich konnte es gar nicht glauben, dass ich so weit vorne war. Jetzt wirklich Vierter geworden zu sein, das ist natürlich extrem bitter. Das ist irgendwie typisch."

Wie sind Sie auf der schwierigen Abfahrt zurechtgekommen? "Ich habe extrem viele Fehler gemacht. Es war von oben bis unten 'zach', flaches Licht, viele Unebenheiten. Begonnen haben die Probleme schon in der ersten Kurve, die hab ich verhaut. Dann wollte ich es erzwingen. Das war aber das falscheste Rezept überhaupt. Ich hätte nur die Linie rund runterfahren müssen, dann hätte es wahrscheinlich für eine Medaille gereicht."

Wäre auch der Sieger Aksel Lund Svindal in Reichweite gewesen? "Die Medaille hatte ich in der Hand. Aber für den Sieg hätte es wahrscheinlich nicht gereicht."

Hat Sie die Begeisterung der Fans im Schlussteil noch einmal Richtung Ziel 'getragen'? "Ich hatte im unteren Abschnitt keine Kraft mehr, ich konnte nicht mehr attackieren. Da musste ich richtig Milch geben. Ich konnte mich nur mehr ins Ziel durchschwindeln. Das ist mir auch schon in Bormio passiert. Das ist nicht aufgrund der Krankheit der letzten Tage passiert, sondern wegen meiner verletzungsbedingten Trainingspause im Sommer."

Wie fällt nun ihr erstes Kurzresümee nach dem lang erwarteten Höhepunkt knapp vor Ihrer Haustüre aus? "Wir hätten uns alle miteinander mehr verdient gehabt: die Fans und wir Läufer. Aber die Sache ist gegessen und ich muss das jetzt runterwürgen."

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