Der Altmeister als Hoffnungsträger
Am frühen Montagnachmittag hat die WM-Abfahrt an der Planai ausgedient. Dann, wenn die Kombinierer diese schwierige Mischung aus aufgeschobenen Bodenwellen und Eisplatten, aus kniffliger Kurssetzung und kräftezehrender Länge absolviert haben. Benjamin Raich und Romed Baumann sind die aussichtsreicheren zwei Drittel des ÖSV-Trios, Matthias Mayer ist jenes, das in der Außenseiterrolle Abfahrt (12 Uhr) und Slalom (18.15 Uhr, beides live ORFeins) zu einem guten Ergebnis kombinieren will. Florian Scheiber, als Vierter im Bunde vorgesehen, muss wegen eines Meniskuseinrisses im Knie passen, Ersatz gibt’s nicht.
Erfolgsort
Nun hat Schladming also die Chance, weiter aufzusteigen und Raichs bisher eher durchwachsene bis bescheidene Saison mit einer Sahnehaube zu versehen. „Ich spüre dieses gewisse WM-Kribbeln“, sagte der 34-Jährige, ich habe dieses Feeling, das es braucht, um eine starke Leistung zu bringen.“
Generell zeigte seine Formkurve zuletzt nach oben; als Achter des Riesenslaloms von Adelboden und als Fünfter des nicht weniger schwierigen Slaloms auf dem Kitzbüheler Ganslernhang qualifizierte sich Benjamin Raich auf den letzten Drücker noch für einen zweiten Start bei der Heim-WM – und für einen dritten. „Ich habe bis zum letzten Durchgang darum gekämpft, und es ist aufgegangen“, sagte Raich, der nun seine jahrelange Vorfreude auf die Heim-WM auch in der Realität und vor Ort erleben darf. Auf eine vierte Startchance hat der Routinier freilich dankend verzichtet: Das Thema Teambewerb ist nach dem WM-Fiasko vor zwei Jahren, als er sich ohne Sturz das Kreuzband gerissen hat, ad acta gelegt.
Kollegen
Raichs Tiroler Landsmann Romed Baumann zeigte mit der Bestzeit im Abschlusstraining der Kombinierer auf, auf das das Gros der Favoriten freilich verzichtet hat. Der Hochfilzener hat im Slalom starke Konkurrenz ; mit einer Medaille darf er dennoch leise spekulieren, wenn er das zeigt, was er kann. Weniger chancenreich ist Matthias Mayer, auch wenn der junge Kärntner in Kitzbühel zuletzt Siebenter in der klassischen Hahnenkamm-Kombi geworden ist. Aber wer weiß schon, was auf diesen schwierigen Schladminger Pisten noch alles passieren wird?
Ted Ligety könnte eigentlich schon ganz beruhigt in die heutige Superkombination gehen. Sein Super-G-Gold hat der Amerikaner schon, und es war ein eher unerwartetes, wie er auch selbst eingestand. Doch Ted Ligetys Slalom-Leistungen entsprechen der einer seltsamen Spülmaschine, wie er selbst sagt: „Es ist, wie wenn du da feines Porzellan reingibst. Entweder kommen nachher Scherben raus, oder es glänzt und blinkt.“
Ted Ligety ist darum eher der Risikotipp auf Gold, als Bank bietet sich (o.k., das ist aufgelegt) Aksel Lund Svindal an. Der norwegische Abfahrtsweltmeister ist seit 2009 bei Weltmeisterschaften in der Kombination unbesiegt, der Hattrick würde den 30-Jährigen aber keineswegs einzigartig machen. Denn ein gewisser Kjetil André Aamodt hat das schon geschafft, von 1997 bis 2001.
Der Kroate Ivica Kostelic ist je nach Schmerzen ein weiterer aussichtsreicher Gold-Kandidat, allerdings ist der Kroate bislang mit den eisigen Verhältnissen auf der Planai-Abfahrt nicht wirklich zurecht gekommen. Doch sein sicherer Slalomstil – letztmals ist er am 6. März 2011 ausgeschieden – sorgt dafür, dass er ein sicherer Medaillentipp ist.
Und dann wäre da noch Alexis Pinturault, auf dem vor allem die französischen Hoffnungen ruhen, der aber immer wieder mit der Körperposition auf den kurzen Skiern kämpft. Kann der 21-Jährige Jungspund den Erfolgslauf der Kollegen mitnehmen, ist alles möglich.
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