USA

Die Sehnsucht der Republikaner nach ihrem weißen Ritter

„Niemand kann uns mehr einholen.“ Donald Trump lässt sich in New York von seinen Anhängern feiern.
Donald Trumps Sieg bei den Vorwahlen in New York schürt bei Republikanern Panik.

Wer es hier schafft, schafft es überall. Selten hat die Quintessenz aus Frank Sinatras Welt-Hit "New York, New York" den gemäßigten Lagern der Republikaner in Amerika so schrill in den Ohren geklungen wie am Dienstagabend im Trump-Tower in Manhattan. Dem Namensgeber und milliardenschweren Eigentümer der glitzernden Immobilie, Präsidentschaftskandidat Donald J. Trump, quoll die Siegesgewissheit nach seinem Erdrutschsieg bei den Vorwahlen im Bundesstaat New York aus allen Poren: "Das Rennen ist gelaufen. Niemand kann uns mehr einholen."

Seine Gegner aber rechnen anders. Sie wollen dem Populismus predigenden Geschäftsmann bis zum Parteitag im Juli in Cleveland den Weg zur Nominierung mit allen Mitteln verstellen. Ihr Kern-Argument stützen sie auf seriöse Meinungsumfragen: Demnach hätte Trump gegen die wahrscheinliche Kandidatin auf Seiten der Demokraten, Hillary Clinton, bei der Wahl um den Einzug ins Weiße Haus aus heutiger Sicht keine Chance.

Die Sehnsucht der Republikaner nach ihrem weißen Ritter
Democratic presidential candidate Hillary Clinton reacts as she arrives onstage at her New York presidential primary night rally in the Manhattan borough of New York City, U.S., April 19, 2016. REUTERS/Mike Segar
Fast jede Alternative wäre dem konservativen Partei-Establishment darum lieber. Hinter den Kulissen läuft die Suche nach dem "weißen Ritter" auf vollen Touren. Dabei denken die Republikaner keineswegs an Ted Cruz. Trumps Widersacher mit erzkonservativen, religiös grundierten Positionen ging im liberalen New York mit 14,5 Prozent der Stimmen baden.

Trump hat nun rund 850 Delegierte sicher, Cruz 550. Rechnerisch kann nur noch Trump bis zum Parteitag in Cleveland die nötigen 1237 Stimmen zusammenbringen, die es zur erfolgreichen Kandidatur im ersten Wahlgang braucht.

Husarenstück

Bliebe Trump allerdings nur um eine Stimme darunter, wäre nach den Parteistatuten der Weg frei für ein Husarenstück, das es seit 40 Jahren bei den Republikanern nicht mehr gegeben hat – eine Kampfabstimmung ("brokered convention"). Delegierte, die im ersten Wahlgang noch an das Votum ihrer Bundesstaaten gebunden sind, könnten ab Runde zwei ihre Gunst einem anderen Kandidaten schenken.

Hier ruhen die Hoffnungen auf Paul Ryan. Der asketische Familienvater aus Wisconsin amtiert als Sprecher des Repräsentantenhauses; nominell damit die Nr. 3 im amerikanischen Staatsgefüge. Er genießt hohes Ansehen – allein, Ryan schließt eine Kandidatur offiziell aus.

"Strategische Zurückhaltung", sagen Insider in der republikanischen Partei. Wenn es hart auf hart komme, werde sich der 46-Jährige in die Pflicht nehmen lassen.

Trump hat die Gefahr erkannt. Er nennt das Vorwahl-System seiner Partei "korrupt" und warnt davor, ihm den Sieg zu stehlen.

Bei den Demokraten steht dagegen bereits so gut wie fest: "Das Rennen um die Nominierung ist auf der Zielgeraden. Und der Sieg ist in Sicht" , jubelte Hilary Clinton. Sie hat ihr Heimspiel in New York imposant gewonnen. Die frühere Senatorin des Bundesstaates hatte fast 15 Prozentpunkte Vorsprung vor dem in Brooklyn geborenen Bernie Sanders.

Kommentare