Nervensäge aus dem Westen

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Als gäbe es neben dem Ewiggestern ein Morgen, das es sich zu erleben lohnt.

von Birgit Braunrath

über Strolz und die Angst.

Matthias Strolz im KURIER-Interview „Nach Dienstschluss“. Da wird Optimismus gehobelt. Da fallen Begriffe wie Kraftquelle und Zuversicht, als wäre Politik nicht länger das Geschäft mit der Angst, sondern eine Mutprobe für Unerschütterliche. Als gäbe es neben dem Ewiggestern ein Morgen, das es sich zu erleben lohnt.

Der Mann aus Vorarlberg ist uns gelernten Ostösterreichern ja suspekt in seiner ungenierten Daseinsbejahung, die so wenig Raum fürs Lamentieren lässt. Da fehlt uns was, uns, die wir das Raunzen zur basisdemokratischen Grundhaltung erhoben und den Pessimismus gepachtet haben, um daraus kleine Erfolge „(So schlimm ist es ja gar nicht“) zu zimmern.

Strolz ist die Nervensäge aus dem Westen, die ungeniert Politik-ferne Vokabel wie Achtsamkeit, Intuition und Demut in den Diskurs wirft und so die Angst-Kultivierer aus der emotionalen Reserve lockt. Sein politisches Geschäftsmodell ist eher nicht mehrheitsfähig. Aber wenn er sagt: „Mit der Angst werde ich nie das Geschäft machen“, wünscht man ihm fast ein wenig Erfolg.

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