Matthias Strolz: "Unbeugsames Kind der Zuversicht"
"Den Stronach oder den Strache mach’ ich euch aber nicht", stellt Matthias Strolz gleich zu Beginn klar, und meint damit nichts Politisches, sondern: kein Badehosenfoto mit nacktem Oberkörper – für einen Politiker sei das ja peinlich. Und das Zeitungsarchiv vergisst nicht. Legendär ist längst das Foto des 83-jährigen Frank Stronach in Jeans (und sonst nichts) und jenes von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf Ibiza, braun wie ein Herrenhandtascherl.
Der KURIER trifft den Vorarlberger im "100 Tage Sommer"-Bad in Brunn am Gebirge. Hier spielt er nicht nur Frisbee und plantscht im seichten Wasser – er schwimmt seit Neuestem auch recht professionell. "Meine Frau hat mir zum 42. Geburtstag eine Profi-Schwimmstunde geschenkt. Jetzt entdecke ich schwimmen auch als Sport."
Kränkungen und Kraft
Strolz hat drei Töchter – sechs, acht und zehn Jahre alt. Mit den beiden jüngeren habe er kürzlich Schwimmkurse absolviert. "Jetzt ist der Urlaub viel entspannter. Es ist eine neue Etappe für die Familie. Da bekomme ich richtig Lust aufs Älterwerden."
43 Jahre ist Matthias Strolz jetzt. 40 war er, als die pinke Partei 2013 mit neun Abgeordneten in den Nationalrat eingezogen ist. Spürt man schon Abnutzungserscheinungen? "In der Politik bist du täglich kleinen Kränkungen ausgesetzt. Ich merke, dass ich gut auf mich schauen muss. Ich bin aber ein unbeugsames Kind der Zuversicht", sagt er.
2016 war bisher das Jahr der Terroranschläge, der Amokläufe, der ungelösten Flüchtlingskrise, des Brexit und der Bundespräsidenten-Wahlaufhebung. Wie schafft man es da noch, in dem Job zuversichtlich zu bleiben? "Erst einmal muss man als Mensch zulassen, betroffen, traurig und sprachlos zu sein", meint Strolz. "Und man muss wissen, wo seine Kraftquellen liegen." Seine seien Familie, Natur und Sport.
Reizüberflutung
Apropos "Wahnsinn dieser Welt": Zwei Mal im Jahr gönnt sich der umtriebige Politiker ein "Handyfasten". Kein Handy, kein Facebook, kein Twitter, generell kein Internet – eine Woche lang. Das gehöre zu seiner "Gegenwelt zur reizüberfluteten Polit-Blase", wie Strolz es nennt. Im vergangenen Urlaub habe er nur ein Telefonat geführt. Mit dem Bundeskanzler, der ihn über die Hotelrezeption erreicht habe. "Den kannst ja nicht eine Woche warten lassen, das wäre ungehörig", erklärt er.
"Nein, aber natürlich darf man einen Baum auch mal angreifen. Ich war immer erstaunt, dass das so lächerlich gemacht wird. Wenn du vor den Wundern der Natur stehst und da nicht Ehrfurcht bekommst, tickst du nicht richtig."
Matthias Strolz, geboren 1973, wuchs in Dalaas, einer Gemeinde im Klostertal in Vorarlberg auf.
Seinen Doktortitel erlangte er 2003 an der Uni Klagenfurt mit einer Dissertation zum Thema Organisationsentwicklung. Er war als Unternehmensberater und parlamentarischer Mitarbeiter des ÖVP-Abgeordneten Karlheinz Kopf tätig, bevor er die Partei Neos gründete, die 2013 in den Nationalrat einzog.
Strolz ist verheiratet, hat drei Töchter und wohnt im Wiener Bezirk Liesing.
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