Der Fernsehmarkt hängt schief

Das Aus für Servus TV wirft ein Schlaglicht auf eine Medienpolitik, die nur dem ORF dient.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Die Medienpolitik dient am Fernsehmarkt stets und ausschließlich dem ORF

von Philipp Wilhelmer

über die Lehren aus dem Ende von Servus TV

Ob die Entscheidung im Groll gefallen ist, strategisch fatal oder einfach der Resignation geschuldet war, ist eigentlich egal. Dietrich Mateschitz sperrt sein Prestigeprojekt Servus TV von heute auf morgen zu, weil er meint, das Defizitprojekt würde einen Betriebsrat nicht aushalten. Das ist dreist.

Andererseits: Mateschitz und Red Bull haben in den vergangenen Jahren hohe Millionenbeträge dafür ausgegeben, anspruchsvolles Fernsehen in Österreich auf die Beine zu stellen. Das Fazit nach sieben Jahren und (in wenigen Wochen) 246 Arbeitslosen fällt ernüchternd aus: Anspruchsvolles Fernsehen ist im ehemaligen Medienalbanien nur als Hobby für Superreiche leistbar.

Soll es uns wundern? Die Medienpolitik dient am Fernsehmarkt stets und ausschließlich dem ORF, der neben der Alleinherrschaft über die Gebühren auch noch einen Löwenanteil am Werbekuchen einstreift.

Dass SPÖ-Medienminister Josef Ostermayer die Schließung eines Mäzenatensenders als „Schwächung des dualen Mediensystems“ betrachtet, richtet einen grellen Scheinwerfer auf die konzeptionelle Schwäche seiner eigenen Politik: Wenn sich das „duale“ System neben dem Gebührenelefanten schon auf die gute Laune eines Milliardärs stützt, ist der freie Markt eigentlich abgeschafft.

Wen wundert es da, dass weder ATV noch Puls4 jemals wirklich abheben werden können? Österreich hat als eines der letzten demokratischen Länder seinen Rundfunkmarkt nur halbherzig geöffnet. Demnächst sollte der Schritt gesetzt werden, das Werk zu vollenden. Der ORF ist wichtig, aber nicht allein selig machend.

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